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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 3,2): Amtsgerichtsbezirk Eisenach, Die Wartburg — Jena, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.16234#0016
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V

Vorwort.

V

Vorwort.

Die meisten von denen, die über die Wart-
burg geschrieben haben, sind im alten Landgrafen-
hause den Erinnerungen an die grossen Zeiten
des deutschen Minuegesangs nachgegangen. Sie
waren von dem Gedanken begeistert, dort oben
den gefeierten Musenhof der Landgrafen vou Thü-
ringen, den Schauplatz des Minnesängerkampfes
vor Augen zu haben. Sie suchten nach den Spuren
der heiligen Elisabeth, nach der Kemenate, wo
die ungarische Königstochter mit ihrem Verlobten
die Kinderjahre verlebt, nach der Kapelle, wo sie
gebetet, nach den Stätten, wo sie die Armen ge-
speist hat und wo das Brot in ihrem Korbe durch
ein göttliches Wunder in Rosen verwandelt wurde.
Die Dichter sahen die schöne Sagenwelt mit
den Augen Moritz v. Schwinds, der alle diese
Szenen auf der Wartburg gemalt, und mit den
Augen Hugo v. Ritgens, der die Räume des Land-
grafenhauses so prächtig im romanischen Stil des
19. Jahrhunderts hergerichtet hatte.

Von diesen Träumen ist inzwischen so man-
cher vor dem Lichte der historischen Forschungen
der letzten Jahrzehnte zerronnen. Unsere An-
schauungen über die künstlerische Ausstattung
einer Ritterburg aus dem Zeitalter der Kreuzzüge
haben sich seit der Restaurirung der Wartburg in
vielen Dingen geändert.

Doch trotz der neuen künstlerischen Ausstat-
tung ist von der echten alten Architektur des
Landgrafenhauses ausserordentlich Vieles unver-
sehrt erhalten. Die imposanten Hauptsäulen, die
in den einzeluen Gemächern des Landgrafenhauses,
in der Kapelle und im Sängersaal die Gewölbe und
Balkendecken tragen, stehen noch heute an der-
selben Stelle wie zu den Zeiten der Landgrafen.
Auch ein grosser Theil der kleinen Säulen und
Capitelle, die der Restaurator aus der späteren
Vermauerung der Fenster und Bogenhallen be-
freit und in die Arkaden der berühmten Hoffront
des Landgrafenhauses eingesetzt hat, sind die Säule im Landgrafenzimmer.
 
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