Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 3,2): Amtsgerichtsbezirk Eisenach, Die Wartburg — Jena, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16234#0293
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
230

Der Elisabethbrunnen.

Die Wartburg. 230

Das Wasser wurde in Fässern durch Esel auf die Burg getragen. Aus diesem
Brunnen wurde auch das Wasser für die Bierbrauerei geholt, die seit 1825 im
hinteren Hof der Wartburg eingerichtet wurde.

Dieser kunstlose Brunnen wurde im Jahre 1851 zu dem jetzigen Elisabeth-
brunnen umgeschaffen.

Mit Verwendung von zwei alten Säulen des Laudgrafenhauses hat Hugo
v. Ritgen hier im Schatten der hohen Buchen ein liebenswürdiges, der Erinnerung
an die Landgräfin Elisabeth geweihtes Plätzchen geschalten. Von den Mauern
des ehemaligen Hospitals der heiligen Elisabeth ist allerdings keine Spur mehr
zu erkennen. Die Mauerreste, die hier bei der Anlage der Wasserleitung um 1905
aufgegraben wurden, sind längst mit dichtem Grün überwachsen. Die Mauern
fanden sich etwas oberhalb des jetzigen Brunnens. Ganz in der Nähe der Mauern
liegt auch ein in den Fels gehauener, alter Weg.

Der jetzige Brunnen besteht aus einer halbkreisförmig gemauerten Nische, in
deren Hintergrund zwei alte Säulen vom Landgrafenhaus aufgestellt sind.
Zwischen diesen Säulen liegt die alte Thür, welche zu dem Brunnenschacht führt.
(Das Wasser des Brunnens kommt jetzt aus der Wartburgleitung von der Hohen
Sonne. In den Jahrzehnten zuvor war hier ein eigenes Sammelbecken.) Die
Säulen sind stark verwittert, namentlich unter dem Einfluss der Feuchtigkeit der
Brunnennische. Doch die romanischen Ornamente der beiden Capitelle sind noch
in voller Deutlichkeit zu erkennen. An dem einen CäpiteU befindet sich au jeder
Ecke der Kopf eines Mannes; der Backenbart läuft in lange Voluten aus, die in
romanischem Blattwerk endigen; das Haupthaar ist in zwei breiten Büscheln von
der Stirn aus zurückgestrichen. Auch das deutet auf einen der Steinmetze des
Landgrafenhauses, der ganz ähnliche Köpfe an einem Oapitell in den Fenstern des
Sängersaales gemeisselt hat. (Abbildung S. 15. Ueber den Meister des Capitells
siehe auch S. 38 uud 42.) Eine ganz ähnliche Form des Blattwerks findet sich
auch au einigen Capitellen in der Gallerie des grossen Festsaales. Das andere
Oapitell ist nur mit Rauken und Blättern verziert, auch hier unverkennbar der
Stil des Landgrafenhauses. Ebenso an den beiden Basen der Säulen, die an den
Ecken mit einem spitzen Zapfen besetzt sind.

Die schön bemoosten steinernen Bänke vor der Brunuennische sind erst um
1850 angelegt. Der steinerne Tisch inmitten der halbkreisförmigen Bank ist aus
einem alten Mühlstein hergestellt. Das hier liegende steinerne Hecken stammt
von einem alten Taufstein. Das Masswerk daran ist, trotz seiner fast halbkreis-
förmig gerundeten Felder keineswegs eine Arbeit aus romanischer Zeit, sondern
eine Nachahmung mittelalterlicher Formen, die etwa aus dem 17. Jahrhundert
stammen kann. Die landschaftliche Gesammtwirkung der Brunnenanlage in dem
Zwielicht des Schattens der hohen Bäume ist sehr anmuthig.

Die Neubauten des 19. Jahrhunderts.

Die Gebäude, welche jetzt zwischen dem vorderen und dem hinteren Burg-
hofe stehen, sind Neubauten, errichtet von Hugo v. Ritgen, theils im Rundbogen-
stil, theils im Spitzbogenstil des 19. Jahrhunderts:
 
Annotationen