Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 3,2): Amtsgerichtsbezirk Eisenach, Die Wartburg — Jena, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16234#0313
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
244

Geschichte der Wartburg. Die Wartburg. 244

Grüsste ihn damals, als er mitten durch die Lupnitzmark zog, schon die
Wartburg von ihrer Höhe? Wir wissen es nicht. Anders war es fünf Jahre später.
Ende Januar 1080 versuchte Heinrich den Sachsen abermals durch eine Schlacht
auf thüringischem Gebiet seinen Willen aufzuzwingen. Es war am nördlichen
Hainich, bei Flarchheim südlich von Mühlhausen. Der früh hereinbrechende
Winterabend mit heftigem Schneetreiben schnitt dem König den Erfolg ab. Wie
die Gegner berichten, verliess Heinrich selbst die Schlacht gleich nach Beginn und
floh. Das Heer aber zog zurück auf Lupnitz, dann das Nessethal herunter und
in das Hörseithal, wo jetzt Eisenach liegt. Müde und hungrig wollte das Heer
des Königs erst ausruhen und essen, ehe es den steilen Weg zum Vächerberg
hinanstieg. Deshalb lagerte es sich, so dürfen wir annehmen, in dem engen
Nebenthal der Hörsei, das jetzt Georgenthal heisst, wo der Weg nach über-
eilen, Hersfeld und Frankfurt führt. Kaum aber hatten sie sich niedergelassen,
da stürzten von den seitlichen Höhen Bewaffnete mitten unter sie. Voll Schrecken
Hessen sie alles liegen und flohen weiter. Der Ueberfall geschah von der Wart-
burg aus.

Damit wird die Burg zum ersten Mal genannt.

Die ältesten Nachrichten bezeichnen als Erbauer der Wartburg den Grafen
Ludwig von Schauenburg, den spätere Jahrhunderte dann den Springer
genannt haben. Wir dürfen diesen Nachrichten Glauben schenken.

Im Jahre 1073 hatten die Sachsen den Abteien Hersfeld und Fulda und
ebenso den thüringischen Vornehmen, die sich noch nicht mitverschworen hatteu,
angedroht, sofort alle ihre Güter zu plündern, wenn sie nicht mit gegen den König
gingen. Fulda und Hersfeld blieben aber königstreu.

Nun hatte Fulda im Jahre 1014 von Kaiser Heinrich II. den Wildbann der
Mark Lupnitz als Geschenk erhalten, das heisst die Verfügung übe]- Jagd und
Gehölze des ganzen nordwestlichen Thüringerwaldes vom Gerberstein bis an die
Weira und des nördlich vorliegenden Geländes. Vermuthlich ist mit diesem Wild-
bann Graf Ludwig belehnt gewesen, der, wie sein Bruder Beringer, der Kirche
ergeben und König Heinrichs Feind war. Jetzt benutzte er die Gelegenheit, um,
gestützt auf die Einmüthigkeit der Sachsen und der Thüringer, ungeachtet des Ein-
spruchs der Fuldaer an der geeignetsten Stelle eine uneinnehmbare Burg zu er-
richten.

Es war die Stelle, wo sich die alten Eingangswege von Hessen nach
Thüringen begegneten, die Wege von Vacha und Salzungen her nach der Un-
strut und der Weg von Westen her, die Hörsei oder die Nesse hinauf, ins östliche
Thüringen. Hier führten auch die Hersfelder und Fuldaer Klosterleute die Natural-
lieferungen auf Kähnen die Hörsei hinab nach der Werra.

Vom Rennstieg her streckt sich eine Kette von drei Bergen bis an die Hörsei.
Der mittelste und höchste, der Wartberg, war wahrscheinlich nach einer Warte
genannt, die er bereits trug. Hier liess Graf Ludwig aus dem Gemisch des Rot-
liegenden, dem Griefenstein, aus dem der Berg selbst besteht, auf schroffem Fels
Ringmauern, Thürme und auch Unterkunftsgebäude aufführen. Das Beispiel, dass
man Burgen errichtet, um sich in einem Lande festzusetzen, hatte er an Heinrich
selbst, dem Gründer der Burgen am Harz. Als ebenso klar blickend wie rücksichts-
los in der Erweiterung und Befestigung seiner Herrschaft hat er sich ja auch
 
Annotationen