Reiseungemach. 9
des geräumigen Saales machten anf mich den wohl-
thätigen Eindruck eines künstlerischen Abschiedsgru-
fses aus der Heimatk. Den ersten Theil des näch-
sten Tages war ich sehr wohl auf. Mit vielem In-
teresse betrachtete ich auf dem Verdeck bald das Ar-
beiten der Räder, die mit starkem Gebrause uns mäch-
tig vorwärts trieben, und die Bewegung der Wellen,
bald das immer mehr hinter uns zurückschwindende
Land. Leider mufste aber auch ich bei diesem mei-
nem ersten Versuch, ,,flüssige Pfade zu beschaffen,"
wie Homer sagt, gleich den Meisten inne werden,
dafs der grofsmächtige Meeresgott Neptunus zur Sipp-
schaft des Aesculap gehört, und seinem Grofsneffen
durch Verabreichung starker Vomitive auf seinem Ele-
ment auf eine garstige Weise in das Handwerk pfuscht.
Ich erinnerte mich, dafs Göthe erzählt, wie er bei
seiner Ueberfahrt von Neapel nach Sicilien in ähn-
lichen NötheE mit Erfolg eine horizontale Stellung
angenommen, und fand auch dieses Mittel, auf meinem
Lager in der Kajüte ausgestreckt, ziemlich probat;
doch gewährte dafür- das beständige Knistern des
Schiffs bei der Bewegung der Maschine, das Kra-
chen der Wellen, welche das ganze Gebäude wie
eine Nufsschaale zusammenpreßten, die Seelenangst
endlich, welche mich in jedem engen Raum zu befal-
len pflegt, gerade keinen erfreulichen Ersatz. Uebri-
gens fehlte es mir nicht an Leidensgefährten; beson-
ders gewährte ein wohlbeleibter Engländer, der in
dem Fache unter mir lag in einer ungeheuren, weifsen
Zipfelmütze, welche er sich über die Ohren gezogen
hatte, und die mit dem rothen, des Bardolph nicht un-
würdigen, Gesicht einen schlagenden Contrast machte,
einen tragikomischen Anblick. Als ich den zweiten
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des geräumigen Saales machten anf mich den wohl-
thätigen Eindruck eines künstlerischen Abschiedsgru-
fses aus der Heimatk. Den ersten Theil des näch-
sten Tages war ich sehr wohl auf. Mit vielem In-
teresse betrachtete ich auf dem Verdeck bald das Ar-
beiten der Räder, die mit starkem Gebrause uns mäch-
tig vorwärts trieben, und die Bewegung der Wellen,
bald das immer mehr hinter uns zurückschwindende
Land. Leider mufste aber auch ich bei diesem mei-
nem ersten Versuch, ,,flüssige Pfade zu beschaffen,"
wie Homer sagt, gleich den Meisten inne werden,
dafs der grofsmächtige Meeresgott Neptunus zur Sipp-
schaft des Aesculap gehört, und seinem Grofsneffen
durch Verabreichung starker Vomitive auf seinem Ele-
ment auf eine garstige Weise in das Handwerk pfuscht.
Ich erinnerte mich, dafs Göthe erzählt, wie er bei
seiner Ueberfahrt von Neapel nach Sicilien in ähn-
lichen NötheE mit Erfolg eine horizontale Stellung
angenommen, und fand auch dieses Mittel, auf meinem
Lager in der Kajüte ausgestreckt, ziemlich probat;
doch gewährte dafür- das beständige Knistern des
Schiffs bei der Bewegung der Maschine, das Kra-
chen der Wellen, welche das ganze Gebäude wie
eine Nufsschaale zusammenpreßten, die Seelenangst
endlich, welche mich in jedem engen Raum zu befal-
len pflegt, gerade keinen erfreulichen Ersatz. Uebri-
gens fehlte es mir nicht an Leidensgefährten; beson-
ders gewährte ein wohlbeleibter Engländer, der in
dem Fache unter mir lag in einer ungeheuren, weifsen
Zipfelmütze, welche er sich über die Ohren gezogen
hatte, und die mit dem rothen, des Bardolph nicht un-
würdigen, Gesicht einen schlagenden Contrast machte,
einen tragikomischen Anblick. Als ich den zweiten
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