Künstlerischer Characier dieses Frieses. 93
ken einer Amazone, die in dem Augenblick die To-
deswunde empfangen hat. Welche Kunst, die das
Schreckliche solcher Vorgänge in ihrer höchsten Le-
bendigkeit zeigen^ und durch die Gewalt der Schön-
heit zugleich so anziehend machen kann! Dabei ist;
dies Werk im höchsten Grade naiv, geht die Schön-
heit nicht aus einem allgemeinen Princip, welches
den Gegenständen mit kaltem Bewufstsein als etwas
Aeufserliches angefügt wird, sondern lediglich aus
der Sache hervor, so dafs diese niemals gewissen
Schönheitsregeln aufgeopfert wird. Nach der hefti-
gen Bewegung sind daher die Gewänder, zwar wo ;
sie frei fliegen, leicht gekräuselt, wo sie dagegen das
gewaltige Ausschreiten im Kampf anspannt, in straf-
fen, parallelen Falten angezogen, obschon ein neuerer
Bildhauer sich dergleichen als unschön nicht erlauben
würde. Bemerkenswerth ist endlich die Feinheit,
wie die verschiedenen Gruppen durch ineinander grei-
fende Motive wieder zu einem fortlaufenden Ganzen
verbunden sind. Die Verhältnisse der Figuren sind
indefs etwas kurz, die Arbeit im Ganzen keinesweges
sorgfältig und noch dazu sehr ungleich. Im Allge-
meinen sind die Centauren- mehr, als die Amazonen-
kämpfe vernachlässigt. Die Ausführung erstreckt sich
bei den ersteren nicht über eine energische Angabe
der Haupttheile, ja an einer Stelle (No. 7) wird die
vordere Hälfte eines Centauers ganz vermißt. Dieser
Umstand ist mir ein merkwürdiger Beweis, ein wie
viel gröfseres Gewicht von den Alten auf die Schön-
heit und den Reichthum der Erfindung und der Mo-
tive, als auf die genaue Rechenschaft und die saubere
Ausbildung derselben im Einzelnen gelegt wurde.
Nachdem ich aus diesem reinsten Quell griechi-
ken einer Amazone, die in dem Augenblick die To-
deswunde empfangen hat. Welche Kunst, die das
Schreckliche solcher Vorgänge in ihrer höchsten Le-
bendigkeit zeigen^ und durch die Gewalt der Schön-
heit zugleich so anziehend machen kann! Dabei ist;
dies Werk im höchsten Grade naiv, geht die Schön-
heit nicht aus einem allgemeinen Princip, welches
den Gegenständen mit kaltem Bewufstsein als etwas
Aeufserliches angefügt wird, sondern lediglich aus
der Sache hervor, so dafs diese niemals gewissen
Schönheitsregeln aufgeopfert wird. Nach der hefti-
gen Bewegung sind daher die Gewänder, zwar wo ;
sie frei fliegen, leicht gekräuselt, wo sie dagegen das
gewaltige Ausschreiten im Kampf anspannt, in straf-
fen, parallelen Falten angezogen, obschon ein neuerer
Bildhauer sich dergleichen als unschön nicht erlauben
würde. Bemerkenswerth ist endlich die Feinheit,
wie die verschiedenen Gruppen durch ineinander grei-
fende Motive wieder zu einem fortlaufenden Ganzen
verbunden sind. Die Verhältnisse der Figuren sind
indefs etwas kurz, die Arbeit im Ganzen keinesweges
sorgfältig und noch dazu sehr ungleich. Im Allge-
meinen sind die Centauren- mehr, als die Amazonen-
kämpfe vernachlässigt. Die Ausführung erstreckt sich
bei den ersteren nicht über eine energische Angabe
der Haupttheile, ja an einer Stelle (No. 7) wird die
vordere Hälfte eines Centauers ganz vermißt. Dieser
Umstand ist mir ein merkwürdiger Beweis, ein wie
viel gröfseres Gewicht von den Alten auf die Schön-
heit und den Reichthum der Erfindung und der Mo-
tive, als auf die genaue Rechenschaft und die saubere
Ausbildung derselben im Einzelnen gelegt wurde.
Nachdem ich aus diesem reinsten Quell griechi-