Zeichnungen des A. Maniegna. 127
Auch ans der venezianischen Schule sind hier sehr
werthvolle Zeichnungen.
Von Andrea Blantegna, dem Hauptmeister der
strengeren, nach den Vorbildern antiker Sculpturen
auf Ausbildung von Form und Charakter gehenden
Richtung, welche seit etwa 1440 in Padua unter An-
leitung des Squarcione verfolgt worden war, ist hier
eine sehr reiche allegorische Composition vorhanden,
welche die Herrschaft der Laster über die Tugenden
vorstellt. Sie bildet gleichsam das Gegenstück zu
einem berühmten Bilde des Mantegna in der königl.
Sammlung des Louvre in Paris (No. 1107), wo die
Laster von den Tugenden ausgetrieben werden, und
ist vortrefflich in Bister ausgeführt und mit Weite
gehöht. Diese Zeichnung mit Passavant für eine
Arbeit des Florentiners Sandro Botticelli zu halten,
verbietet mir die strenge Ausbildung und Völligkeit
der Formen und die Mannigfaltigkeit der bedeuten-
den Charactere.
Eine andere in ähnlicher Weise behandelte Zeich-
nung, welche dem Mantegna beigelegt wird, stellt
in einer reichen Composition Christus am Kreuäs vor,
erscheint mir aber, ungeachtet grofser Schönheiten,
mit Qttley für den Mantegna nicht energisch genug.
Von der venezianischen Schule im engeren Sinne,
welche vorzugsweise auf eine wahre und treue Auf-
fassung der Natur ausging, und an deren Spitze Jo-
hann Bellini steht, sind mir zwei diesem gegebene
Zeichnungen sehr bedenklich. Ein sehr echtes An-
sehen hat dagegen eine fleifsige Federzeichnung, die
einen Türken und eine Türkin vorstellt, von seinem
Bruder Gentil Bellini. Sie ist ungemein lebendig
und gewifs ein Studium nach der Natur während
Auch ans der venezianischen Schule sind hier sehr
werthvolle Zeichnungen.
Von Andrea Blantegna, dem Hauptmeister der
strengeren, nach den Vorbildern antiker Sculpturen
auf Ausbildung von Form und Charakter gehenden
Richtung, welche seit etwa 1440 in Padua unter An-
leitung des Squarcione verfolgt worden war, ist hier
eine sehr reiche allegorische Composition vorhanden,
welche die Herrschaft der Laster über die Tugenden
vorstellt. Sie bildet gleichsam das Gegenstück zu
einem berühmten Bilde des Mantegna in der königl.
Sammlung des Louvre in Paris (No. 1107), wo die
Laster von den Tugenden ausgetrieben werden, und
ist vortrefflich in Bister ausgeführt und mit Weite
gehöht. Diese Zeichnung mit Passavant für eine
Arbeit des Florentiners Sandro Botticelli zu halten,
verbietet mir die strenge Ausbildung und Völligkeit
der Formen und die Mannigfaltigkeit der bedeuten-
den Charactere.
Eine andere in ähnlicher Weise behandelte Zeich-
nung, welche dem Mantegna beigelegt wird, stellt
in einer reichen Composition Christus am Kreuäs vor,
erscheint mir aber, ungeachtet grofser Schönheiten,
mit Qttley für den Mantegna nicht energisch genug.
Von der venezianischen Schule im engeren Sinne,
welche vorzugsweise auf eine wahre und treue Auf-
fassung der Natur ausging, und an deren Spitze Jo-
hann Bellini steht, sind mir zwei diesem gegebene
Zeichnungen sehr bedenklich. Ein sehr echtes An-
sehen hat dagegen eine fleifsige Federzeichnung, die
einen Türken und eine Türkin vorstellt, von seinem
Bruder Gentil Bellini. Sie ist ungemein lebendig
und gewifs ein Studium nach der Natur während