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Die innere Stadt des Peiraieus

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Fläche1) und nahm die Form eines regelmässigen Rechtecks
ein: was beides ihn von dem Markt in Athen auffällig unter-
schied. Gleich den anderen Stadtmärkten der Hellenen war
auch er unzweifelhaft mit Hallen ausgestattet zwischen
denen die Strassen mündeten2), und trug gleich jenen die
wichtigsten Kultstätten des Gemeindelehens; wozu ich hier
das Heiligthum der Hestia3) rechne, und die Kommunalgebäude,
wie durch eine neuerdings gefundene Inschrift4) für das Ago-
ranomion direkt bezeugt ist. Doch steht durch anderweites
Zeugniss auch fest, dass gleichfalls stattliche Privatwohnungen
hier lagen, wie das Haus des hochbegüterten Timotheos, der
hier den Molosserfürsten Alketas und den Tyrannen Iason
von Pherai empfing5). Und wie aller Handel und Verkehr

1) Das Dekret des Deraades aus 320 v. Chr. im 'AOnvaiov VI S. 158
(= Dittenberger, Syll. N. 337) bestimmt Z. 8 ff. öttuuc av f] uyopä r\ ev
TTeipatei [Ka]xacKeuac6rj Kai öuaXicGfj tue KaAAicxa . . . oeööxOat, xouc
dyopavöuouc 6Tnue?u'|6f|vai dirdvxujv xoüxuuv. Vgl. auch Z. 34 ff., wo
für die Zukunft bei Strafe verboten wird, ut|xe] xouv Ka[xaßd]\\eiv
ur|xe dÄA[o u.r]oev |iin.xe] KÖTrpo[v unxe e]v xr) dyopa uf][xs] e[v] Taic öooic.

2) Es ist unzulässig, die jüngere kleinasiatische Bauweise der
Stadtmärkte, wie wir sie z. B. noch in Knidos sehen, eingehend Cur-
tius in Archäol. Zeit. 1848 S. 292 ff. schildert, mit Müller, Doricr2 S. 251
und Klenze, aphor. Bemerk. S. 411 ff. auf die Reform des Hippodamos
zu beziehen und in dem Peiraieus angewandt zu denken: vgl. Curtius,
AU. Stud. II S. 12 f.

3) Erwähnt ist dies Heiligthum nur ein Mal, in der Inschrift C. i.
Gr. I N. 101 (= Greek inscr. in the British Mus. I N. 11; C. i. AU. II
N. 589) Z. 36 ff., wo ein Beschluss des peiraiischen Demos (etwa aus
dem Anfang des dritten Jahrh. v. Chr.) mitgetheilt wird, das Ehren-
dekret für Kallidamas auf eine steinerne Stele aufzuschreiben und
ernecu ev xw iepuj xnc 'Gcxiac. Sicher ist es nicht erlaubt, diese Hestia
mit Geizer in Monatsb. der BcrI. Alcad. 1872 S. 180 für die römische
Vesta zu erklären; es ist vielmehr die griechische Göttin des Genieinde-
herdes, welchen man, da die Hafenstadt eine Gründung demokratischer
Zeit, natürlich auf dem Markt zu suchen hat (wie dies bereits Bursian,
Geogr. v. Gr. I S. 270 und Milchhöfer S. 30 gethan).

4) Das Dekret des Demades 'AQf)v. VI S. 158 (Dittenberger N. 337);
leider erfahren wir nicht, was im Einzelnen xd ev Tin UTopavom'w, ujv
äv irpocöeixai ÖTravxa (Z. 10) waren, welche einet- liestauration bedurften.

5) Demosth. XLIX 22 dcpiKouevou 'AA.Kexou koi 'Idcovoc die xouxov
(TiuöOeov) . . . Kai Kaxayoiuevuiv etc xnv oiidav xi]v ev TTeipaieT xn,v ev
xrj cliTTTOoa]ue(a. In dies Haus liess Timotheos das Bauholz schaffen,

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