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Die Hafenstadt

Mehrzahl der Metoiken wohnte aber bei attischen Bürgern
zur Miethe; und so wurde jetzt der Besitz von Mieths-
häusern im Peiraieus eine sehr einträgliche Kapitalanlage
für jeden Athener.

Als eine natürliche Folge dieses lebhaften Verkehrs
rnuss es gelten, was Aristoteles einmal von den attischen
Bestandtheilen der Hafenstadt bezeugt: „die Bewohner des
Peiraieus sind demokratischer als die des Asty"1). Ebenso
wenig kann überraschen, dass hier auch vielerlei Gesindel
zusammenlief. Eine förmlich organisirte Bande betrüge-
rischer Agenten und Unterhändler wird in Demosthenischer
Zeit erwähnt2): auch das Hetairenleben war in diesem See-
platz besonders stark entwickelt3). Daneben mag es öfters
vorgekommen sein, dass sich reiche Athener, wie das von
Hypereides erzählt wird, eine Geliebte im Peiraieus aus-
hielten4).

Aber auch sonst trat der Charakter einer vielbesuchten
Fremdenstadt scharf hervor. Nicht nur bei den Köchen, die
es verstehen mussten, wie einmal einer bei Diphilos5) klagt,
bald nach rhodischer, bald nach byzantinischer Weise und
überhaupt je nach dem besonderen Geschmack der Heimath
des Fremden ihre Speisen zu bereiten, sondern überall kam
durch fortwährende Berühruug und den steten Austausch
mit Nichtattischem und selbst Nichthellenischem eine gewisse
kosmopolitische Bildung auf.

Anrn. 6) sich nach der Rückgabe der Insel an Sparta hier nieder-
gelassen hatten; denn laut der Urkunde C. i. Att. II N. 1058 besassen
sie Fabrik und Häuser in der Hafenstadt.

1) Aristot., Polit. V 3; s. Bd. I S. 562.

2) Ps. Demosth. XXXII 10 ecxiv epYcxcxfipia uoxOnpibv dvBpujiruiiv
ev tuj TTeipaieT. Demosth. XXXVII 39 tö epYacxripiov xüjv cuvecxriKÖxuuv.
Ders. XXI 139 uapxüpuuv cuvecxüüca excupia qpaveptfjc uev oük evoxAouv-
tujv uuTv, crff| 6e xöc tpeubf) pacx1 emveuövxujv. Vgl. Becker, Chari-
kles 12 S. 90 Anm. 6.

3) S. oben S. 111 Anm. 4.

4) Athen. XIII S. 590° (Tirepeiorjc) ev TTeipaiei (exaipav efyev)
'Apicxayöpav, vgl. Ps. Plutarch., Leb. d. 10 Bedn. S. 849 D.

5) 'A-rroXemouca Frg. 17 bei Kock, Com. Att. II 1 S. 545 (s. oben
S. 113 Anm. 3).
 
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