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Die Hafenstrasse
YeTca. Man hat hier freilich öfters1) die Worte fem xd |ua]i<pd
xeixri zu xüuv tcuXüüv gezogen und versteht „das zu den langen
Mauern führende Thor", nur darüber schwankend, ob etri xd
oder eic xd oder xdx xd = Kaxd xd zu lesen sei2). Allein
weder könnte das sprachlich so ausgedrückt sein noch ist
es glaublich, dass, nachdem das biaxeixicua, die Quermauer
die über die Höhe des Museions, des Pnyx- und Nymphen-
hügels lief, gebaut war, noch ein zweiter Abschluss der
Stadtmauer nach den Schenkeln mit Thor bestand3). Viel-
mehr muss vor im xd uaKpd xeixr) interpungirt werden und
diese Worte sind zu eTnßaXujv zu ziehen: es werden so hier
(ganz ähnlich wie weiter unten Z. 69 f.) die Vorschriften für
die städtischen und die langen Mauern gesondert gegeben,
allerdings indem nicht gerade sehr logischer aber in dieser
noch viel stärkere Licenzen der Konstruktion bietenden Ur-
kunde nicht auffallender Weise die betreffenden Sätze nicht
durch zwei koordinirte Verba finita gebildet sind, sondern
das zweite Glied frei mit einem Participium angehängt wird.
Es ist also vielmehr hier von dem Trepiöpouoc der langen
Mauern die Rede.
Freilich nahm Müller an, dass ausserhalb der mit Schiess-
scharten versehenen Mauer noch eine schmale, von dem
überragenden Dach geschützte Galerie gelaufen sei und diese
Trepibpojuoc geheissen habe. Wäre das richtig, so wäre es
natürlich eine Nothwendigkeit, anzunehmen, dass der Trepl-
bpouoc an allen Theilen der Mauer sich befand, und es müsste
dann die Vorschrift für die yeica des Peridromos eben auch
bei ihnen allen ausgeführt werden: man könnte sich dann
nur etwa mit der Ausflucht helfen, dass der Bau der be-
1) Ganz unmöglich ist die Lesart von Ross [xal xd ua]Kpd Te(xr),
da damit aus aller Konstruktion gefallen wäre.
2) Letzteres nahm Curtius, att. Stud. I S. 65 Anna. 1 an, doch
ist die vermeintliche Lesung KAITA von Ross nicht bezeugt, sondern
nach ausdrücklicher Angabe ergänzt, und Pittakis hat hier, wie so
häufig bei dieser Inschrift, Vermuthungen von Ross einfach in seine
Abschrift gesetzt.
3) Was tö bmuXov tö uirep tüjv ituAüjv ist unten bei der Be-
sprechung der Stadtmauer S. 203 Anm. 3 genauer erwogen.
Die Hafenstrasse
YeTca. Man hat hier freilich öfters1) die Worte fem xd |ua]i<pd
xeixri zu xüuv tcuXüüv gezogen und versteht „das zu den langen
Mauern führende Thor", nur darüber schwankend, ob etri xd
oder eic xd oder xdx xd = Kaxd xd zu lesen sei2). Allein
weder könnte das sprachlich so ausgedrückt sein noch ist
es glaublich, dass, nachdem das biaxeixicua, die Quermauer
die über die Höhe des Museions, des Pnyx- und Nymphen-
hügels lief, gebaut war, noch ein zweiter Abschluss der
Stadtmauer nach den Schenkeln mit Thor bestand3). Viel-
mehr muss vor im xd uaKpd xeixr) interpungirt werden und
diese Worte sind zu eTnßaXujv zu ziehen: es werden so hier
(ganz ähnlich wie weiter unten Z. 69 f.) die Vorschriften für
die städtischen und die langen Mauern gesondert gegeben,
allerdings indem nicht gerade sehr logischer aber in dieser
noch viel stärkere Licenzen der Konstruktion bietenden Ur-
kunde nicht auffallender Weise die betreffenden Sätze nicht
durch zwei koordinirte Verba finita gebildet sind, sondern
das zweite Glied frei mit einem Participium angehängt wird.
Es ist also vielmehr hier von dem Trepiöpouoc der langen
Mauern die Rede.
Freilich nahm Müller an, dass ausserhalb der mit Schiess-
scharten versehenen Mauer noch eine schmale, von dem
überragenden Dach geschützte Galerie gelaufen sei und diese
Trepibpojuoc geheissen habe. Wäre das richtig, so wäre es
natürlich eine Nothwendigkeit, anzunehmen, dass der Trepl-
bpouoc an allen Theilen der Mauer sich befand, und es müsste
dann die Vorschrift für die yeica des Peridromos eben auch
bei ihnen allen ausgeführt werden: man könnte sich dann
nur etwa mit der Ausflucht helfen, dass der Bau der be-
1) Ganz unmöglich ist die Lesart von Ross [xal xd ua]Kpd Te(xr),
da damit aus aller Konstruktion gefallen wäre.
2) Letzteres nahm Curtius, att. Stud. I S. 65 Anna. 1 an, doch
ist die vermeintliche Lesung KAITA von Ross nicht bezeugt, sondern
nach ausdrücklicher Angabe ergänzt, und Pittakis hat hier, wie so
häufig bei dieser Inschrift, Vermuthungen von Ross einfach in seine
Abschrift gesetzt.
3) Was tö bmuXov tö uirep tüjv ituAüjv ist unten bei der Be-
sprechung der Stadtmauer S. 203 Anm. 3 genauer erwogen.