Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 2, Erste Abtheilung) — Leipzig, 1890

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.12671#0217
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bau der langen Mauern

191

deckten irdpoöoc bei den langen Mauern schon vollendet
war und deshalb hier das einzige; was von ihrem Oberbau
noch fehlte, besonders angegeben werde. Allein mit Recht
hat schon Ussing1) hervorgehoben, dass eine solche äussere
Galerie längs der Mauer vor der schützenden Brustwehr
sehr zweckwidrig sei: denn was man ihm entgegenhalten
könnte, die Thatsache, dass ja die hellenische Befestigungs-
kunst bei den Thürinen einen solchen äusseren Umgang in
der That sehr oft angewandt habe2), beweist nichts, da hier
zunächst der Zweck der Recognoscirung< verfolgt wurde und
wenn der Umgang wohl auch gelegentlich zur Seitenver-
theidigung benutzt sein mag, doch einige Deckung durch die
Höhe und die Gestalt des Thurmes gegeben war. Vor allen
Dingen aber verstösst diese Konstruktion gegen den stehen-
den Sprachgebrauch des Wortes Trepiöpouoc. Denn wo immer
bei Fortifikationen es verwandt wird, bedeutet es die obere
Plattform der Mauern3). Und da auch nirgends in der In-
schrift ein Wort davon steht, dass sich der Trepiöpouoc
anderswo als bei den langen Mauern fand (die Erwähnung
Z. 84. 85 beweist nach keiner Seite etwas), ist der Schluss
unabweislich, dass der Trepiöpouoc etwas den Schenkelmauern
Eigenthümliches ist, eben das, was überall Trepiöpouoc be-
deutet, die obere Plattform der Mauer und dass die be-
deckte udpoöoc hier gänzlich fehlte. Dabei ist es nicht

1) Zeitschr. f. Alt. Wiss. 1848 S. 491.

2) Vgl. ßoss, gr. Inschr. l S. 132, der das besterhaltene Beispiel
einer solchen offenen Galerie am vierten Stockwerk eines alten Stein-
thurmes von Keos bespricht (die Steinbalken treten unterhalb der
Zinnen auf allen vier Seiten des Thurmes hervor).

3) So heisst es z. B. bei Piaton, Kritias S. 116 B Kai xoü uev
irepi töv e£u)xäxu) xpoxöv xeixouc x<^K(u TrepieAdußavov Trävxa töv irepi-
öpouov, oTov uAoicpf) Trpocxpwuevoi, toö 5' evxöc Kaxxixepw TrepiexnKov,
xöv be uepl auxüv xnv äKpÖTroXiv öpeixdÄKUj uapuapuYäc exovxi irupiuoeic
oder bei Cassius Dio LXXIV 10, 3 von den Mauern von Byzanz: Kai
uevxoi Kai xä xeixu Kapxepuuxaxa eixov. ö xe ■jap BuüpaS auxüüv XiQoic
xexpaTteöoic iraxea cuvu>Koööur]xo, uXaSi xa^Käic cuvbouLievoic Kai xä
evxöc auxüjv Kai xdiuaci K(d oiKobourjuaciv dixopurro, uicxe Kai ev
xelxoc iraxu xö iräv elvai boKeiv Kai erravu) auxoö Trepiopouov Kai
cxeyavöv Kai evcpvXu.Kxov uirdpxeiv.
 
Annotationen