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Die Hafenstrasse

bloss möglich, sondern nach allgemeiner Analogie und der
Fassung der Bauurkunde selbst so gut wie sicher, dass auch
auf den Schenkelmauern eine Brustwehr sich befand1).

Alles, was bis jetzt ausgeführt ist, kann sich natürlich
nur auf den von Konon errichteten Bau beziehen; in welcher
Weise die langen Mauern in der Perikleischen Zeit gebaut
waren; sind wir dagegen völlig ausser Stande zu bestimmen2).
Nur dürfen sie unbedenklich für die „steinernen Mauern"
gelten, auf welche der Komiker Telekleides einmal anspielt3),
waren also kein Ziegelbau. Ausserdem liegt nur eine anek-
dotische Erzählung über die schwierigen Fundamentirungen
derselben in dem sumpfigen Terrain vor, die durch Ver-
senken von Kies und schweren Steinen gesichert wurden4).

Noch eine charakteristische Eigenthümlichkeit — sicher
eine ursprüngliche, nicht erst durch Konon hinzugefügte —
ist in der Bauurkunde gelegentlich bemerkt: es waren an ver-
schiedenen Punkten niedrige Durchgänge angebracht, durch
welche über die Gräben und unter den Mauern weg von der

1) S. unten den Abschnitt über die Stadtmauern S. 205 f.

2) Wenn Leake S. 303 Anm. 5 die Höhe der langen Mauern in
ihrer ursprünglichen Beschaffenheit auf Grund des Appianischen Zeug-
nisses für die Peiraieusmauern auf 40 Ellen veranschlagt, so ist der
Schluss nicht bloss an sich nicht zwingend, sondern die ganze Grund-
lage hinfällig (s. oben S. 20 f.).

3) Plutarch., PeriM. 16 6 be Tr\\EK\eibr\c TrapaöeöuJKevai qpnciv auxüj

toüc 'AOnvmouc......., Xäiva xeixn., t& uev oiKoooueiv, tö öe auxd

TidXiv KaTaßd\X.eiv. Letzteres, das Urnwerfen, bezieht sich wohl auf
das Einstürzen der Mauern in dem sumpfigen Terrain (s. Plutarch.,
Kimon 13).

4) Plutarch., Kimon 13. Das Anekdotische der Erzählung ist Bd. I
S. 557 Anm. 2 hervorgehoben, wo auch die Stelle abgedruckt ist. Ich
habe die Worte \ak\K\ iroAAfj Kai ÄiOoic ßapeci tüjv eAuiv TnecOeVruJv
nicht mit Nissen, pompejan. Stud. S. 45 als Zeugniss für die erste An-
wendung des Kalkmörtels auf europäischem Boden angesehen, sondern
mit Urlichs, Reisen in Griecli. II S. 158 einfach x^Aiki -rroAAfj übersetzt
„mit vielem Kies" oder ,,Schutt", wie dies schon die überlieferte
Passung der Worte zu erheischen scheint. Dazu kommt noch der
gewichtige Umstand, dass, wie Nissen a. a. 0. selbst schon hervor-
hebt, Ausgang des vierten Jahrhunderts v. Chr. die Bereitung und
Anwendung des Kalkmörtels den Griechen noch immer etwas ganz
Fremdartiges ist.
 
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