194
Die Hafenstrasse
würde die Verum thung von Milchhöfer1), dass dieses Theseion
jenes ehrwürdige Heroon sei; dessen Steinumgrenzung inner-
halb der Schenkel noch jetzt erhalten ist; viel Ansprechendes
haben. Wie man aber auch über diese Vermuthung urtheilen
mag2)7 das Heroon selbst ist in seiner einfachen Herrichtung
eine der merkwürdigsten heiligen Stätten bei Athen.
Es befindet sich dicht beim Peiraieus gleich nördlich
von den Resten des südlichen Schenkels auf der Landzunge,
welche das von der Munychiahöhe abfallende Terrain in die
Ebene vorschiebt und die an ihrer äussersten Spitze heutigen
Tages „das Denkmal der Franzosen und Engländer" trägt.
Der Peribolos stellt ein längliches von Westen her zu be-
tretendes Rechteck dar. Auf der nördlichen und südlichen
Langseite sowie auf der östlichen Schmalseite hegen den
Raum ein zwei c. 2l/2 m. von einander entfernte Reihen von
c. 4 Fuss hohen7 aus dem Gestein des umgebenden Fels-
terrains geschnittenen 3); jetzt ganz verwitterten Steinpfeilern,
fehlt es indessen nicht an Diskrepanzen: Th. spricht von einem dem
Isthmos sich nähernden spartanischen Heer, während Andokides die
Böotier an die Grenze rücken lässt. Unter diesen Umständen ist
doch die andere, jetzt sehr verbreitete Annahme, dass bei Andokides
eben das Theseion in der Stadt gemeint sei, dessen Thukydides
allein als Versammlungsplatzes gedenkt, mit Nichten zwingend.
1) Karten von Anika I S. 38 f. Die Lage desselben an be-
herrschender Stelle, von der aus man die attische Ebene weithin über-
sehen und sowohl nach der Burg als mit der Munychiahöhe durch
Zeichen verkehren konnte, würde dies Heroon zu einer Truppen-
versammlung hervorragend qualificiren. (Die Stelle Polyän's I 40, 3
hat Milchhöfer S. 39 mit Unrecht auf diesen Vorfall bezogen.)
2) Lolling in der Berliner Litt. Zeit. 1882 Sp. 104 verwirft sie
(aus einem freilich nicht sehr triftigen Grunde). Er denkt an das
Thesmophorion (s. oben S. 148); dass aber gerade für ein Thesmo-
phorion dieser offne Platz gewählt worden sei, ist schwer zu glauben.
3) Insbesondere ist etwa 10 Schritt vor dem Peribolos längs der
ganzen Ausdehnung der Nordseite der geneigte Felsboden zur Stein-
gewinnung benutzt worden. Auch das, was Milchhöfer a. a. 0. als
„Rampe" bezeichnet und als Zugang zu dem Heiligthum auffasst, dürfte
sich auf dieselbe Weise erklären. Etwa 60 Schritt nordwestlich vom
Heroon ist der ansteigende Felsboden nämlich in einer Breite von
6 Schritt und in einer Länge von c. 20 Schritt bis zu fast 1 Meter
Tiefe ausgeschnitten. Unten und oben sind zwischen den beiden so
Die Hafenstrasse
würde die Verum thung von Milchhöfer1), dass dieses Theseion
jenes ehrwürdige Heroon sei; dessen Steinumgrenzung inner-
halb der Schenkel noch jetzt erhalten ist; viel Ansprechendes
haben. Wie man aber auch über diese Vermuthung urtheilen
mag2)7 das Heroon selbst ist in seiner einfachen Herrichtung
eine der merkwürdigsten heiligen Stätten bei Athen.
Es befindet sich dicht beim Peiraieus gleich nördlich
von den Resten des südlichen Schenkels auf der Landzunge,
welche das von der Munychiahöhe abfallende Terrain in die
Ebene vorschiebt und die an ihrer äussersten Spitze heutigen
Tages „das Denkmal der Franzosen und Engländer" trägt.
Der Peribolos stellt ein längliches von Westen her zu be-
tretendes Rechteck dar. Auf der nördlichen und südlichen
Langseite sowie auf der östlichen Schmalseite hegen den
Raum ein zwei c. 2l/2 m. von einander entfernte Reihen von
c. 4 Fuss hohen7 aus dem Gestein des umgebenden Fels-
terrains geschnittenen 3); jetzt ganz verwitterten Steinpfeilern,
fehlt es indessen nicht an Diskrepanzen: Th. spricht von einem dem
Isthmos sich nähernden spartanischen Heer, während Andokides die
Böotier an die Grenze rücken lässt. Unter diesen Umständen ist
doch die andere, jetzt sehr verbreitete Annahme, dass bei Andokides
eben das Theseion in der Stadt gemeint sei, dessen Thukydides
allein als Versammlungsplatzes gedenkt, mit Nichten zwingend.
1) Karten von Anika I S. 38 f. Die Lage desselben an be-
herrschender Stelle, von der aus man die attische Ebene weithin über-
sehen und sowohl nach der Burg als mit der Munychiahöhe durch
Zeichen verkehren konnte, würde dies Heroon zu einer Truppen-
versammlung hervorragend qualificiren. (Die Stelle Polyän's I 40, 3
hat Milchhöfer S. 39 mit Unrecht auf diesen Vorfall bezogen.)
2) Lolling in der Berliner Litt. Zeit. 1882 Sp. 104 verwirft sie
(aus einem freilich nicht sehr triftigen Grunde). Er denkt an das
Thesmophorion (s. oben S. 148); dass aber gerade für ein Thesmo-
phorion dieser offne Platz gewählt worden sei, ist schwer zu glauben.
3) Insbesondere ist etwa 10 Schritt vor dem Peribolos längs der
ganzen Ausdehnung der Nordseite der geneigte Felsboden zur Stein-
gewinnung benutzt worden. Auch das, was Milchhöfer a. a. 0. als
„Rampe" bezeichnet und als Zugang zu dem Heiligthum auffasst, dürfte
sich auf dieselbe Weise erklären. Etwa 60 Schritt nordwestlich vom
Heroon ist der ansteigende Felsboden nämlich in einer Breite von
6 Schritt und in einer Länge von c. 20 Schritt bis zu fast 1 Meter
Tiefe ausgeschnitten. Unten und oben sind zwischen den beiden so