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Die Strassen der Stadt

Sklaven ausgingen. Und wenn dem Fremden es auffiel1), dass
in Athen die Sklaven dem Freien nicht einmal aus dem
Weg gingen, so ist das an sich ja zunächst beweisend für
die grosse Freiheit, die die Athener ihren Sklaven gestat-
teten; aber es wirft doch auch zugleich ein Licht auf das
stärkere Treiben, das hier gegenüber vielen andern hellenischen
Städten, auf den Strassen herrschte. Auch der Mangel von
Trottoirs kommt hinzu, so dass man gegen unliebsame Be-
rührung mit Lastthieren immer auf der Hut sein musste.
Dazu nehme man den Lärm, den südliche Lebhaftigkeit mit
Arorliebe, oft rein aus Lust an lautem Gebahren, zu erheben
pflegt. Man denke an das Geschrei, welches in Neapel von
früh bis spät erschallt; gerade das, was hier besonders
charakteristisch ist, das Hausiren und Ausrufen der Waaren
auf den Strassen, war in Athen genau so üblich, wie die
Klage des durch die Kriegsnoth nach Athen verschlagenen
Acharners bei Aristophanes zeigt2).

Ihren Namen erhielten die athenischen Strassen viel-
fach von den Handwerkern, die in derselben ihr Gewerke
trieben: denn ein quartierweises Zusammenwohnen der Leute
des nämlichen Metiers, wie es sich noch jetzt im Orient
häufig und selbst schon in Neapel findet, muss auch im
Altertimm die Regel gebildet haben3). So gab es in Athen
eine Strasse der Schrankschreiner, eine andere der Hermen-
verfertiger'1). Andere Strassen wurden nach den Gottheiten,

1) Ps. Xenophon, Staat d.Atli. I 10 oüxe ÜTreKcxricexcu coi 6 öoüAoc.

2) Aristoph., Acharn. V. 33 ctuyüjv uev äcxu, xöv 6' euöv ön,uov
TTOÖtliv, | öc ouoeTrumox' emev cäv0paKac Trpüju' | ouk cö£oc', ouk ''eA.ouov',
oü5' rjöei rTTpiu>\

3) Wie z. B. im Kerameikos viele Töpfer , beim Eisenmarkt die
Eisenarbeiter: vgl. oben S. 253 und 257. Aehnlich lässtRangabe, Xöyoc
S. 9 die |uexaAA.oupYeici, wie das uaxctipoiroieTov des Demosthenes, das
danöoTrriYelov des Apollodoros, das dpYupeiov des Timarchos östlich der
Akropolis zusammenliegen: doch liefert für eine solche Vermuthung
der Umstand, dass hier viele uexdAXwv CKixipia gefunden sind, doch
eine sehr schwache Stütze.

4) Plutarch., de gen. Socrat. E. 10 S. 580e dvacxpei|jac erropeüexo xr|v
biä xüuv KißuuxoTroiujv und weiter unten iropeuouevoic b' auxolc oiä
xujv (verb. </rr]v^> oia xüüv) ^puoYAucpiOuv (verb. mit Reiske epuoYXücpurv).
 
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