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Gottesdienst (Festraum)

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künstler gerade durch Ritterparaden die Götter geehrt zu
sehen wünscht, so ist das ja sein persönlicher, wenn auch an
vorhandene Sitte anknüpfender Einfall-, es ist aber allgemeine
hellenische, mindestens athenische Anschauung, wenn er für
die Entfaltung dieser den Göttern und Zuschauern wohl-
gefälligen Extraleistungen vor allen die Agora als geeigneten
Platz empfiehlt.

Die Agora war eben der eigentliche und berufenste
Festplatz der Athener und wurde als ein solcher geweihter
Raum dem heiligen Brauche gemäss an Festtagen durch
das Aufstellen von Weihwasserbecken an allen Zugängen
gekennzeichnet1): wobei es übrigens unentschieden bleiben
mag, ob diese Einfriedigung bloss die Südhälfte des Marktes
oder den ganzen Marktraum betraf. Eben deshalb musste
die Agora auch vor Verunreinigung geschützt werden, wie
die Göttertempel: cMarkt und Tempel zu meiden', befahl
der bekannte Mahnruf, der eben auf dem Markt an den
Mörder und Todtschläger erging2). Ebensowenig durfte
Jemand, der durch schwerere Vergehungen, wie Misshandlungen

1) Pollux I 8 ein ö 1 äv ö uev evcuu -rrepippavxripüjuv töttoc e'vGeoc, kpöc,
KaGiepuuuevoc, KaSiuauuLkvoc, dßeßnXoc. Aischines III 176 6 vouoGexnc
töv dcxpdxeuxov Kai xöv 5ei\öv Kai xöv Airfövxa xrjv xdiEiv eSuu xwv irepip-
pavTT]piuuv xnc dyopäc eHeipYei. Schol. Aischin. a. a. 0. S. 345 Schultz,
von dessen Erklärungen ich. die weglasse, welche missverständlich unter
a-fopä die Volksversammlungen verstehen: xrepippavxrjpia oe ecxiv olov
xä dbaxa xd rrpö xd)v kpüuv, ev ok irepippawovxai oi ueXAovxec eiaevai
xoTc kjjoic rcpö xou eü£ac6ai .... irpö xf|c eköbou xnc ayopäc nv Trepip-
pavxfjpia Trap' eKdxepa- xoöx' e'cxi Aouxnpec u'ouup exovxec. Das Se~
fälschte Gesetz bei Aischin. I 21 edv xic 'AGrjvaToc exaipr)crj, ur) eSecxuu
aüxuj . . . f-inx' evxöc xf]c dyopac xwv Trepippavxnpiwv xcopeuecGuj. Doch
bezieht sich offenbar ebenfalls auf Päderastie Aristeides XL S. 507, 21
Jebb. d Trovf|cavxac f\ TraGövxac ou 6euic ekuu Tcepippavxnphjuv rrapkvai,
xaöx5 ev uecoic kpok abouev (nämlich in der Komödie). Mit Weih-
wassergefässen wurden aber auch die Opferplätze und Heiligthümer bei
heiligen Handlungen umstellt und so gegen alles Profane abgeschlossen:
vgl. Bötticher, Tektonik der Hellenen IV S. 48 ff.; S. 246 Anm. 493.

2) Vgl. Philippi, Areopag S. 69. S. auch Pollux VII 96 eipyovxo
be kpüuv Kai ayopäc oi ev Kaxniopia cpövou dxpi Kpkeuic. Die Formel in
den drakoatischen Gesetzen lautete (nach Demostb. XX 158) x^Pvlß0C
ei'pYec9at crrovbujv Kpaxripuuv kptlrv ayopäc.
 
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