Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
450

Die Agora

dass wer sich sehen lassen wollte, sich auf dem Markte
zeigte, wie der eitle Ritter bei Theophrastos nach Beendigung
der Procession; der er mit seinen Standesgenossen beigewohnt,
seine übrige Rüstung zwar ablegt, aber noch mit den Sporen
geschmückt eben hier einherstolzirtx).

Natürlich trieb sich auf einem so auserlesenen Platze
auch allerhand müssiges und unnützes Volk umher, von den
eleganten Flaneurs und Pflastertretern bis zu den Possen-
reissern und den gewöhnlichen Tagedieben und Bettlern her-
unter2). Auch die Sykophanten3) und solche, die gewerbsmässig
die Ehre abschnitten und durch Drohungen aller Art Er-
pressungsversuche machten4), hielten hier ihre reichste Ernte.

Ebensowenig fehlten hier wie an jedem lebhaften Ver-
kehrsort die Hetären. Schon ein altes (Solonisches) Gesetz,
das im Alterthum wie in der Neuzeit vielen Missdeutungen
ausgesetzt gewesen ist, erwähnt die Thatsache, dass diese
Dirnen auf dem Markt offen sich anboten5). Und noch später

1) Theophrast., Charakt. 21 6 utKpoqnXöxiuoc xoioöxöc tic, oioc . . .
TrouTreücac uexd xüjv itttt^oiv xd uev aXXa Trdvxa boövcu xuj ttou61 d-rre-
veYKeiv oi'ra&e, dvaßaAAöuevoc öe öoiudxiov ev xoTc /nüujvpi xaxd xnv
dyopdv irepiTraxeiv.

2) Betreffs der Possenreisser s. Phrynichos (I S. 370 K.) bei
Athen. IV S. 165e eTO' r]ou\oYoüav cnraav dei xaxd xf|v ayopav -rrepi-
övxec (falsch bezieht das auf die Komiker Kaibel, Hermes XXIV S. 37).
Und was die Bettler anlangt, so scheinen diese namentlich an einer
Stelle der Poikile in dichten Schaaren gesessen zu haben: vgl. Laert.
Diog. VII 22, wo Zenon einen reichen Rhodier, den er los sein will, erst
erri xd KeKoviuevct xujv ßd6puuv (der Poikile) ei<d8i£ev . . . erieixa elc xöv

xüjv TTXUUXUJV xöttov.

3) Plautus, Trinumm. V. 815 sücopliantam iäm conduco de foro
(offenbar aus Philemon's Orjcaupöc direkt übernommen). Vgl. oben S. 358.

4) Ps. Demosth. XXV 52 äXXä -rropeüexai (Aristogeiton) oid xfic
ayopäc uicrrep e'xtc f\ cxopirioc rjpKihc xö Kevxpov, axxuuv öeupo KdKeice,
ckottujv xivi cuuqpopdv f) ßAacqpnuiav kccköv xi Trpocxpupduevoc Kai Kaxa-
cxncac eic cpößov dpYÜpiov eicirpäSexai.

5) Plutarch., Solan 23 giebt die Strafen an, die Solon auf uoi-
Xeia setzte, TiXi]v ö'ccu irecpacuevuic irujXoövxai, XeYuuv örj xdc
£xodpac- aöxou y<*P euqpavüjc qpoixüja irpoc xoüc ot&övxac. Lys. X 19
führt neben anderen obsoleten Ausdrücken der Solonischen Gesetze
die Worte an öcai 6e irecpacu^vujc ttujXoövxcu (so im Palatinus;
tcoXoüvxcu, was im Laurentianus steht, ist jetzt gewöhnlich in den
 
Annotationen