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452

Die Agora

besondere enthält der Typus der (bürgerlichen) Marktweiber
alle schlechten Eigenschaften der Höker in empfindlicher
Steigerung1); namentlich genossen sie (wie an einzelnen Bei-
spielen noch besonders erläutert werden wird) den Ruf, böse
Zungen zu besitzen, der ihnen ja auch zu andern Zeiten und
an andern Orten zugesprochen worden ist.

Unter diesen Verhältnissen begreift es sich leicht, warum
die Athener der guten alten Zeit in ihrer wackeren Ehrbar-
keit es nicht für schicklich hielten, dass die jungen Leute
sich auf der Agora blicken Hessen; beiläufig ein nach ver-
schiedenen Seiten merkwürdiger Gegensatz zu Rom, wo die
Schulen für Knaben und Mädchen gerade auf dem Forum
in Tabernen oder Zelten abgehalten zu werden pflegten2).
Und zwar mieden thatsächlich jene damals den Platz so sehr,
dass sie nach den Worten des Isokrates3), selbst wenn sie
einmal gezwungen wurden, über ihn hinwegzugehen, dies nur
mit grösster Scheu und Zurückhaltung thaten. Und noch
zur Zeit des Lysias und Sokrates wurde von den besseren
Jünglingen an dieser Sitte festgehalten4). Doch schon in den

1) Diese ganze Gesellschaft wird von Ar., Lys. V. 456 f. in die zwei
Worte zusammengefasst: iL arepuaYopaio\eKi6oÄ.axavo"n:(LXi6ec, | iL CKopo-
ooTTavboKeuTpiapTOTrujXiöec. — Hier möge noch erwähnt werden das
Marktweib Lamia, von dem Aristoph., Wespen V. 1177 (ujc f\ Adui'
ctXoöc' eirepöexo) spricht: dazu Phot. u. d. W. Adiua- fvvr\ 'AGnvrjav
ev ayopa biaxpißouca, CKÜxaAov e'xouca Kai eiriiyocpoOca und Hesych.
u. d. W. 'ApiCTOcpdvr)c cpnciv uuc x5 eKpücuc(??) ev Tri ayopa tivoc Xauiuü-
oouc YUvaiKÖc evbiaxpißoücnc- xivec b5 ev xrj dxopa -rrepoouevriv ywaiKa.

2) Vgl. Livius IV 44, 6 virgini venienti in forum —■ ibi namque
in tabernaculis litterarum ludi erant (hier ist tabernaculis die beste
Ueberlieferung, die auch sachlich vor tabernis den Vorzug verdienen
dürfte).

3) Isokr., Areopogit. 48 oüxtu 6' ecpeuyov (oi veuuxepoi in der alten
Zeit zu Athen) xf|v dyopdv, üucx' ei Kai Troxe bieAGeiv dvayKaeGeiev, uexd
ttoAAuc aiöoöc Kai cuucppocüvnc eqpaivovxo xoöxo Troiouvxec.

4) Lysias XIX 55 eytb jap £xn yeYoviLc f\br\ xpidKovxa . . . eyYuc xe
oikujv xnc dyopäc oüxe upöc oiKacxnpiiu oöxe irpöc ßouÄeuxnpiuj üj<p6r|v
ouoeTmmoxe. Xenoph., Denkw. IV 2,1 KaxauaGibv (Sokrates) EuGüönuov
xöv KaXöv . . . ueydAac eA/rribac exovxa . . . akGavöuevoc auxöv öid veö-
xrjxa otjiruj eic xü,v dyopdv eiciövxa, ei 5e xi ßoüAoixo öiatrpdEacGai,
Ka6(£ovxa elc uviOTtoteiöv xi tujv tjjvc xflc dyopdc kxä.
 
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