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Handel u. Verkehr (Gigantenhalle)

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als zugehörig zu einer spätrörnisehen Anlage, bei der die
etwa aus Hadrianischer Zeit stammenden Pfeilerfiguren neu
verwandt sind, während der Reliefstil der Basen auf eine
spätere Zeit weist. Diese Anlage besteht aus einem nach
Nordnordost gewandten Langraum mit drei breiten Ein-
gängen zwischen jenen vier Postamenten. An diesen breiten
Mittelraum schliessen sich auf beiden Seiten schmale Neben-
räume; in denen Brunnen angelegt waren und in deren Ecken
Treppen nach dem oberen Geschoss führten. In dem rechten
Seitenraüm finden sich auch Reste einer Badeeinrichtung.

Ob diese Anlage in spätester Kaiserzeit wirklich den
immer schmäler werdenden Nordtheil der Agora auf seiner
Westseite begrenzt hat, wie jetzt Kaupert und Curtius an-
nehmen1), muss freilich für's Erste ganz dahingestellt bleiben.
Noch weniger ist auszumachen, mit welchem Recht Stark
glaubte, dass die Pfeiler ursprünglich einer in Hadrianisch-
Antoninischer Zeit erbauten Halle dieser Gegend angehört
haben, oder Milchhöf er vermuthete, dass sie von einem
theaterähnlichen Gebäude herstammen2).

Aber auch die ziemlich bestimmt vorgetragene Behaup-
tung Adler's3), dass der ursprüngliche Bau der Giganten-
halle eine dem Gymnasion des Ptolemaios hinzugefügte
Festhalle gewesen sei, in welcher das Pest der Ptolemaia
für den König gefeiert wurde, als er Eponymos der Stadt
geworden war und deren eigenartiger Grundriss deshalb an
das ägyptische Prachtzelt des Fürsten erinnere, entbehrt in
allen ihren Theilen fester Begründung oder beruht geradezu
auf irrigen Voraussetzungen.

1) S. Kaupert in Berliner philol. Wochensch/r. 1887. 30. April
S. 571 f.

2) Früher hielt man diese c Giganten' für die Eponymenstatuen:
s. oben S. 432 Anm. 3.

3) In der grösseren Publikation rDie Stoa des K. Attalos'' (1875)
S. 16. Positiv irrig ist z. B. die Annahme, dass die Schlangenfüssler
aus Ptolemäischer Zeit stammen, dass sie an die Eponymen erinnern
sollen, zu deren Ehrenstellung jetzt Ptolemaios berufen sei u. A. m.
 
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