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Hartmann; Wackernagel, Wilhelm [Editor]; Stadler, Ernst [Editor]
Der arme Heinrich und zwei jüngere Prosalegenden verwandten Inhaltes — Basel, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.42165#0014
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sich jedoch nicht bei Hartmann selbst ein Widerspruch
, dagegen? Lieder 22, 19 (LB. 514, 15 [MSF. 218, 20])
und lebte min her Salatin und al sin her, dien brcehten
mich von Vranken niemer einen fuoz. — Aber ein Franke
war er gewiss nicht, denn es findet sich bei ihm keine
der sehr bezeichnenden fränkischen Spracheigenheiten
[s. Paul, Beitr. 1, 530]. Vielleicht ist mit dem Worte
Vranken Deutschland gemeint, oder wie das seit der
Karolingerzeit immer noch galt, das ganze christliche
Abendland. Noch jetzt gebraucht so den Namen der Orient,
und ebenso erscheint er frühzeitig schon im Mittelalter,
vgl. z. B. Liudprand Legat. XXXIII [Corp. scrip. hist.
Byz. XI, 357] von dem griechischen Kaiser Nicephorus:
ex Francis, quo nomine tarn Latinos quam T eu-
tones comprehendit, ludum habuit: hier in dem Liede
Hartmanns ist der Name Franken gerade im Gegensatz
zum Orient gebraucht, so dass eine Benennung in dessen
Art und Sinne wohl am Platze ist. [Unabhängig von
Wackernagel vertritt dieselbe Ansicht E. Martin, AfdA. 1,
128.]
Wir können die Heimat Hartmanns aber noch enger
begrenzen, indem wir zugleich und zuvor den Stand des
Dichters in Betracht ziehen.
Wo das Mittelalter dem Dichternamen einen Titel bei-
gibt, gibt es denen bürgerlicher Abkunft den Titel meister,
und bezeichnet damit die Gelehrsamkeit (Gottfried von
Strassburg, Konrad von Würzburg), denen adliger Abkunft
den Titel her zur Bezeichnung des Standes (Herr Heinrich
von Veldeke, Herr Wolfram von Eschenbach). In Heinrichs
von dem Türlein Krone 2360 heisst es nun meister Hart-
man. Demnach müsste unser Dichter bürgerlicher Abkunft
gewesen sein. Indes wird meister auch Adligen beigelegt,
nicht als Titel, sondern als ehrendes Beiwort, namentlich
ausgezeichneter Dichter, wie später in einer Stelle Gott-
 
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