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Hartmann; Wackernagel, Wilhelm [Hrsg.]; Stadler, Ernst [Hrsg.]
Der arme Heinrich und zwei jüngere Prosalegenden verwandten Inhaltes — Basel, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.42165#0230
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218 —

Blut und zwar Menschenblut (ohne Angabe, dass
Kinderblut) gegen den Aussatz ist ein Mittel so alt
als die Krankheit selbst und aus der gleichen Heimat.
Plinius H. N. 26, 5 sagt von der Elephantiasis: Aegypti
peculiare hoc malurn et cum in reges incidisset, populis
funehre: quippe in halineis solia temperabantur humano
sanguine ad medicinam eam. Vgl. Pentamerone 3, 9;
Grimm aH. 173. Auch für andere härtnäckige oder
sonst unheilbare Uebel ist Blut (Kinderblut) ge-
braucht und an dessen Heilkraft geglaubt worden.
Mathfeus, Kanzler von Sizilien, gebrauchte es zu Ende
des 12. Jahrhunderts gegen die Fussgicht: Petri d’Ebulo
carmen de motibus Siculis 1, 994 Scepe laboranti cum
nil succurrere posset, Humano tepuit sanguine gutta
pedum.1) Gegen das fallende Weh sollte ebenso Blut
helfen: die Körner tranken das noch warme Blut
getöteter Gladiatoren: Celsus de Medicina. 3, 23. Ter-
tullian Apologet, adv. gentes cp. 9. Noch bis auf neuere
Zeiten, bis auf uns, auch hier zu Lande wurde Blut
als Heilmittel gebraucht: J. Grimms Mythologie 1835,
Anhang S. CLVII. [Cassel, Symb. 178 ff. Noch 1749
ging in Paris „die Rede, der König nehme Bäder
in Kinderblut, um seine durch Ausschweifungen zer-
rüttete Gesundheit wieder herzustellen“: Oncken, Zeit-
alter Friedrichs d. Grossen I, 446]. Ohne Nennung
einer bestimmten Krankheit wird Heilung durch Kinder-
blut berichtet in der Sage von der Blutkutsche in Ant-
werpen. Das ist ein schöner Wagen, darin sitzt eine Frau,
welche die noch spät auf der Strasse spielenden Kinder
') Auch eins der Bilder stellt ihn das Mittel brauchend dar;
Ueberschrift: Quotiescunque Bigamus — sein Name im Gedicht —
dolorem, podagricum patiebatur, intcrfectis pueris pedcs suos in
sanguinem eorum mittebat: Sinner Catal. 2, 173. Vgl. auch das
Wort „Blutbad.“
 
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