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Hartmann; Wackernagel, Wilhelm [Hrsg.]; Stadler, Ernst [Hrsg.]
Der arme Heinrich und zwei jüngere Prosalegenden verwandten Inhaltes — Basel, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.42165#0177
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Einleitung zu den zwei Beigaben.

Abgesehen von Stoffen, welche mit dem von Hart-
manns Dichtung im innigsten Zusammenhänge stehn,
betreten wir mit den beiden Erzählungen S. Silvester
und Amicus und Amelius ein ganz anderes Gebiet der
Literatur des deutschen Mittelalters.
Der Verfasser des ersten ist Hermann von Fritzlar,
ein Hesse, der wohl ein Laie, aber doch sehr belesen
war. 1343—49 verfasste er sein Buch von der Heiligen
Leben. Es sind Legenden, geordnet nach der im Ka-
lender gegebenen Reihenfolge der Heiligentage. Er richtet
sich dabei auch nicht nach dem bürgerlichen, sondern
dem Kirchenjahr, so dass S. Andreas den Anfang macht.
Er gibt aber nicht bloss die Legenden, sondern er ver-
webt allerlei erbauliche Zutaten darein, nicht gerade
immer in Bezug auf den Heiligen, dessen Leben eben
behandelt wird, sondern auch sonstwie auf die Zeit, in
welche dessen Tag fällt. Ein Beispiel ist S. Silvester,
wo noch Weihnachtsbetrachtungen angeknüpft sind. Sie
sind geschöpft aus den Predigten und Schriften der
Mystiker seiner Zeit. Bestimmt sind sie zum Lesen oder
zum Vorlesen, zur Erbauung Einzelner und klösterlicher
Konvente, namentlich für Frauenklöster. Hauptgelegen-
heit dazu gab die Zeit über Tisch, wo von jeher in
allen Klöstern Lesungen vorgeschrieben waren. Als
eine solche Tischrede sollte am S. Silvester Tage diese
 
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