Daß auch die Vasenkopfnadel von Zürich-Alpenkai1) nicht unmittelbar aus Nordtirol ab-
geleitet werden kann, wurde schon oben (S. 61) betont.
Südwestdeutschland.
Auf die Beziehungen zum Nordwesten, also zum nördlich der Donau gelegenem Gebiet
der Urnenfelderkultur wurde schon bei der allgemeinen Charakteristik hingewiesen. Gerade
der genaue Vergleich Nordtiroler Urnen, Messer, Rasiermesser, vierkantiger und tordierter
Armreifen, Kugelkopfnadeln mit süddeutschen Formen zeigt trotz der großen Anzahl der
vergleichbaren Stücke und trotz kleinen Abweichungen des einzelnen Stückes — von den
oben angegebenen Sonderformen unserer Gruppe abgesehen — einen gleichmäßigen Stil.
Darüber hinaus ergeben sich für manche Urnen2) und hohe Becher3), für nicht unwichtige
Einzelheiten der Verzierung wie der am unteren Main und in Oberhessen ziemlich häufige
Schulterabsatz (vgl. S. 8) und die Girlandenriefe4) genaue Entsprechungen im Gebiet
der Ostgruppe im Sinne Vogt’s. Bei diesen Beziehungen haben wir übrigens zu scheiden
zwischen Formen, die in Südwestdeutschland schon in der Bronzezeit geläufig sind, und
solchen, die ihre Vorbilder in Vogt’s Ostgruppe der süddeutschen Urnenfelderkultur haben.
Zu den ersteren gehören der X-förmige Henkel der kleinen Henkelkrüge5), vierkantiger6)
und tordierter Armreif7) und Tannenzweigmuster auf Messerrücken und Nadelhälsen8 9),
zu den letzteren Schulterabsatz (vgl. S. 8), Girlandenriefen, wie die auf den Urnen von
Grab 23, 36 und 41 von Wüten (Taf. 28, 6), oder einige hohe Becher (vgl. S. 13 f.). Darüber
wird bei der Herleitung noch zu sprechen sein (S. 64).
Soweit von dem Material von Buchau, dessen Stellung innerhalb der süddeutschen Urnen-
felderkultur noch nicht untersucht worden ist, etwas bekannt gegeben ist, begegnen uns
auch hier einige Anklänge an Tiroler Funde8).
Niederbayern-Oberpfalz.
Natürlich finden wir auch in dem nordostbayerischen Gebiet manches, was an Formen
der Tiroler Urnenfelder erinnert10). Diese Anklänge, die wohl auf eine gemeinsame Wurzel
zurückzuführen sind, gehen über das hinaus, was sich an Ähnlichkeit in einigen „hohen
Bechern“ feststellen läßt. Solche Formen, wie die von Mühlau Grab 15 (Taf. 12, 5) oder
25 (Taf. 12, 12), mit den gedrückten Größenverhältnissen11), ihrem eingezogenen Unterteil
x) Schweiz. Landesmus. Zürich.
2) Vgl. unsere Taf. 9, 1 mit den Urnen von Reutlingen P. XII (Fundber. aus Schwaben 18, 1910 Taf. 2, 9) und
Ottenbach (Vogt, Keramik Abb. 101); unsere Taf. 36, 1 mit der Urne von Wollmesheim Grab 2 bei F. Sprater,
Urgesch. d. Pfalz2 (1928) 94/95; unsere Taf. 28, 1 mit F. Kutsch, ITanau. Kataloge west- u. süddeutsch. Altertumsslg.
(1923 u. 1926) 48 Beilage 6, 9; oder unsere Taf. 23, 1 mit a. a. O. Taf. 10, 1.
3) Vgl. Taf- 29, 13 mit Reinecke Taf. 45, 757 (Burladingen), unsere Taf. 25, 6 mit Mannus 24, 1932, 564 Abb. 2
(Godelheim).
4) Z. B. Kutsch a. a. 0. 48 Beilage 6, 9; 0. Kunkel, Oberhessens vorgesch. Altertümer (1926) Abb. 101.
°) Nach Holste, Die Bronzezeit im nordmainischen Hessen. Vorgesch. Forsch. 12 (1939) 83 „beliebte bronzezeitliche
Sitte“. Beispiele vgl. bei C. F. A. Schaeffer, Tertres funeraires (1926) Abb. 3b; 15E; 17K.
®) Z. B. Kraft, Die Kultur der Bronzezeit in Süddeutschland (1926) Taf. 29, 5. 6. — Auch die Verzierung — Punkt-
reihe zwischen Doppellinien —■ findet sich schon in der mittleren Bronzezeit (a. a. O. Taf. 29, 5).
T) Z. B. Kraft a. a. O. Taf. 29, 4; Prähist. Bl. 4, 1892 Taf. 3, 8; 16, 1904 Taf. 1, 5; 13, 1901 Taf. 5, 10.
&) In der Hügelgräberbronzezeit auf Nadeln (z. B. Naue, Die Bronzezeit in Oberbayern [1894] Taf. 12, 2; Kraft
a. a. O. Taf. 24, 7; 25, 5; Holste a. a. O. Taf. 17, 5. 11) und stabrunden Armreifen (Prähist. Bl. 4, 1892 Taf. 3, 8;
10, 1898 Taf. 1, 2; 14, 1902 Taf. 2, 3; Altbayer. Monatsschr. 5, 1905, 110; Fundber. aus Schwaben 11, 1903, 2 Abb B-
18, 1910, 12).
9) Z. B. der Napf mit gerieftem Fuß bei H. Reinerth, Die Wasserburg Buchau. Führer zur Urgeschichte 1 (1928)
Taf. 17 rechts (die Tiroler Stücke vgl. S. 20).
10) Z. B. die Urne mit waagerechter und senkrechter Riefung von Windsbach in Mittelfranken (Prähist. Bl. 12, 1900
Taf. 4, 2; vgl. unsere Taf. 19,13) oder die strichverzierten Henkeltöpfe desselben Friedhofes (a. a. O. Taf. 4 7.8-
vgl. unsere Taf. 13, 5. 6).
u) Die daher nur noch dem Schema nach als „hohe“ Becher bezeichnet werden können.
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geleitet werden kann, wurde schon oben (S. 61) betont.
Südwestdeutschland.
Auf die Beziehungen zum Nordwesten, also zum nördlich der Donau gelegenem Gebiet
der Urnenfelderkultur wurde schon bei der allgemeinen Charakteristik hingewiesen. Gerade
der genaue Vergleich Nordtiroler Urnen, Messer, Rasiermesser, vierkantiger und tordierter
Armreifen, Kugelkopfnadeln mit süddeutschen Formen zeigt trotz der großen Anzahl der
vergleichbaren Stücke und trotz kleinen Abweichungen des einzelnen Stückes — von den
oben angegebenen Sonderformen unserer Gruppe abgesehen — einen gleichmäßigen Stil.
Darüber hinaus ergeben sich für manche Urnen2) und hohe Becher3), für nicht unwichtige
Einzelheiten der Verzierung wie der am unteren Main und in Oberhessen ziemlich häufige
Schulterabsatz (vgl. S. 8) und die Girlandenriefe4) genaue Entsprechungen im Gebiet
der Ostgruppe im Sinne Vogt’s. Bei diesen Beziehungen haben wir übrigens zu scheiden
zwischen Formen, die in Südwestdeutschland schon in der Bronzezeit geläufig sind, und
solchen, die ihre Vorbilder in Vogt’s Ostgruppe der süddeutschen Urnenfelderkultur haben.
Zu den ersteren gehören der X-förmige Henkel der kleinen Henkelkrüge5), vierkantiger6)
und tordierter Armreif7) und Tannenzweigmuster auf Messerrücken und Nadelhälsen8 9),
zu den letzteren Schulterabsatz (vgl. S. 8), Girlandenriefen, wie die auf den Urnen von
Grab 23, 36 und 41 von Wüten (Taf. 28, 6), oder einige hohe Becher (vgl. S. 13 f.). Darüber
wird bei der Herleitung noch zu sprechen sein (S. 64).
Soweit von dem Material von Buchau, dessen Stellung innerhalb der süddeutschen Urnen-
felderkultur noch nicht untersucht worden ist, etwas bekannt gegeben ist, begegnen uns
auch hier einige Anklänge an Tiroler Funde8).
Niederbayern-Oberpfalz.
Natürlich finden wir auch in dem nordostbayerischen Gebiet manches, was an Formen
der Tiroler Urnenfelder erinnert10). Diese Anklänge, die wohl auf eine gemeinsame Wurzel
zurückzuführen sind, gehen über das hinaus, was sich an Ähnlichkeit in einigen „hohen
Bechern“ feststellen läßt. Solche Formen, wie die von Mühlau Grab 15 (Taf. 12, 5) oder
25 (Taf. 12, 12), mit den gedrückten Größenverhältnissen11), ihrem eingezogenen Unterteil
x) Schweiz. Landesmus. Zürich.
2) Vgl. unsere Taf. 9, 1 mit den Urnen von Reutlingen P. XII (Fundber. aus Schwaben 18, 1910 Taf. 2, 9) und
Ottenbach (Vogt, Keramik Abb. 101); unsere Taf. 36, 1 mit der Urne von Wollmesheim Grab 2 bei F. Sprater,
Urgesch. d. Pfalz2 (1928) 94/95; unsere Taf. 28, 1 mit F. Kutsch, ITanau. Kataloge west- u. süddeutsch. Altertumsslg.
(1923 u. 1926) 48 Beilage 6, 9; oder unsere Taf. 23, 1 mit a. a. O. Taf. 10, 1.
3) Vgl. Taf- 29, 13 mit Reinecke Taf. 45, 757 (Burladingen), unsere Taf. 25, 6 mit Mannus 24, 1932, 564 Abb. 2
(Godelheim).
4) Z. B. Kutsch a. a. 0. 48 Beilage 6, 9; 0. Kunkel, Oberhessens vorgesch. Altertümer (1926) Abb. 101.
°) Nach Holste, Die Bronzezeit im nordmainischen Hessen. Vorgesch. Forsch. 12 (1939) 83 „beliebte bronzezeitliche
Sitte“. Beispiele vgl. bei C. F. A. Schaeffer, Tertres funeraires (1926) Abb. 3b; 15E; 17K.
®) Z. B. Kraft, Die Kultur der Bronzezeit in Süddeutschland (1926) Taf. 29, 5. 6. — Auch die Verzierung — Punkt-
reihe zwischen Doppellinien —■ findet sich schon in der mittleren Bronzezeit (a. a. O. Taf. 29, 5).
T) Z. B. Kraft a. a. O. Taf. 29, 4; Prähist. Bl. 4, 1892 Taf. 3, 8; 16, 1904 Taf. 1, 5; 13, 1901 Taf. 5, 10.
&) In der Hügelgräberbronzezeit auf Nadeln (z. B. Naue, Die Bronzezeit in Oberbayern [1894] Taf. 12, 2; Kraft
a. a. O. Taf. 24, 7; 25, 5; Holste a. a. O. Taf. 17, 5. 11) und stabrunden Armreifen (Prähist. Bl. 4, 1892 Taf. 3, 8;
10, 1898 Taf. 1, 2; 14, 1902 Taf. 2, 3; Altbayer. Monatsschr. 5, 1905, 110; Fundber. aus Schwaben 11, 1903, 2 Abb B-
18, 1910, 12).
9) Z. B. der Napf mit gerieftem Fuß bei H. Reinerth, Die Wasserburg Buchau. Führer zur Urgeschichte 1 (1928)
Taf. 17 rechts (die Tiroler Stücke vgl. S. 20).
10) Z. B. die Urne mit waagerechter und senkrechter Riefung von Windsbach in Mittelfranken (Prähist. Bl. 12, 1900
Taf. 4, 2; vgl. unsere Taf. 19,13) oder die strichverzierten Henkeltöpfe desselben Friedhofes (a. a. O. Taf. 4 7.8-
vgl. unsere Taf. 13, 5. 6).
u) Die daher nur noch dem Schema nach als „hohe“ Becher bezeichnet werden können.
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