und der Verzierung (Linienband mit Schrägstrichreihe) sind in den Urnenfeldern Nieder-
und Nordostbayerns außerordentlich zahlreich1), in Tirol dagegen seltener und im wesent-
lichen auf Mühlau beschränkt2).
Böhmen.
Die engen Beziehungen der Nordtiroler Urnenfelder zum Nordosten — wozu auch Süd-
ostdeutschland zu rechnen ist — lassen sich sowohl in allgemeineren Erscheinungen auf-
zeigen wie in dem Auftreten von Doppelkonus, Urne ohne Rand, Amphore, Sauggefäß,
Henkelschale, Fußschale, Schale, Halbkreisriefen, der häufigen Verwendung eines Henkel-
topfes als Beigefäß in beiden Gebieten, wie auch in genauen Entsprechungen, die wir in
teilweise nicht geringer Zahl, z. B. für Doppelkonus3), Säulchenschüssel4 *), hohen Becher5),
Sauggefäß6), kleinen Henkelkrug7), Henkeltopf8), Henkeltopf mit senkrecht geriefter
Schulter9), Fußschale10) beibringen können. Natürlich können manche dieser Beziehungen,
vor allem die erstgenannten, durch den östlichen Zug erklärt werden, der durch die gesamte
Urnenfelderkultur geht. Doch Verbindungen mit Ost-Mitteleuropa, wie sie durch das be-
sonders häufige Vorkommen des Doppelkonus und der Henkelgefäße, vielleicht auch durch
die hohen Becher, Tiergefäße und Fußschalen belegt sind, sind in diesem Ausmaße auf
Tirol beschränkt11).
Die Bronzen lassen uns etwas im Stich, wohl auch deshalb, weil man in Ost-Mitteleuropa
dem Toten wenig Bronzegeräte mitzugeben pflegte. Außerdem ist gerade bei Bronzen12)
die Entscheidung oft schwierig, was nun süddeutsch ist und was tirolisch. Scheibenknauf-
schwert13), Messer14), Rasiermesser15), Nadeln16) treten jedenfalls des öfteren in überein-
stimmender Form wie in Tirol auf17).
V. Zur Herleitung der Nordtiroler Urnenfelder.
Für die Erörterung der Herleitung der Nordtiroler Urnenfelderkultur ist es nicht un-
wesentlich, daß eine stärkere Besiedlung vor der Urnenfelderzeit nicht nachzuweisen ist18).
4) Eckes, cler diese bearbeitet, machte mir sein Material freundlicherweise zugänglich (Diss. Marburg).
2) Das mehr den Kulturen Ost-Mitteleuropas zuneigt als Wilten, vgl. S. 41 u. 51.
3) Vgl. etwa die Stücke bei Szombathy, Prähist. Flachgräber b. Gemeinlebam in Niederösterreich. Röm.-Germ.
Forsch. 3 (1929) Taf. 15, 16; 20, 14; 21, 13 jeweils mit unserer Taf. 36, 2; 22, 3; 12, 15.
4) Vgl. Stocky, Boheme ä l’äge du bronze (1928) Taf. 45, 3 (Prag-Bubenec) mit unserer Taf. 12, 1. 8 oder 8, 8. Das
böhmische Stück ist schwarz, während die Farbe der Tiroler Gefäße die übliche, d. h. gelblich-grau ist.
5) Vgl. unsere Taf. 33, 16 mit Pic, Die Urnengräber Böhmens (1907) Taf. 12, 9; vgl. a. Jahrb. d. Zentralkomm. N. F.
4, 1, 1906 Taf. 3, 16.
6) Kraft, Umenfelderkultur 178; Pic a. a. O. Taf. 12, 17; Schränil, Die Vorgesch. Böhmens u. Mährens (1928)
Taf. 35, 10. 11.
") Schränil a. a. 0. Taf. 29, 10; 31, 5. 7; 32, 8.
s) Jahrb. d. Zentralkomm. NF. 4, 1, 1906 Taf. 1, 8; Pic a. a. O. Taf. 2, 11. 12; 6, 2. 20; 25, 5.
9) Pic a. a. O. Taf. 6, 20; 7, 29.
10) Szombathy a. a. O. Taf. 2, 15; 19, 12. 13. Allerdings auch in großer Zahl bei Schaeffer, Tertres funeraires (1926)
Taf. 7, 8 aus dem Hagenauer Forst.
u) Vgl. Kraft, Urnenfelder-Kultur 177 ff.
12) Außer natürlich bei den S. 55 angegebenen Formen, die südlich der Donau beheimatet sind.
13) Elbe b. Melnik (Schränil, Die Vorgesch. Böhmens u. Mährens [1928] Taf. 30, 1); Stodulky b. Prag (a. a. O.
Taf. 33 c).
14) Z. B. Velvary (Schränil a. a. O. Taf. 30, 8), Letne (Pamätky Arch. 16, 1893—95, 425f.).
15) Z. B. Hostin b. Melnik (Schränil a. a. O. Taf. 30, 32).
16) Z. B. Schränil a. a. O. Taf. 30, 9; Pic, Die Umengräber Böhmens Taf. 1, 2 (= unsere Taf. 1,7); 9, 2 (= unsere
Taf. 22, 9).
17) Vgl. auch die Bronzeschalen von Jenschowitz (Stocks, Boheme ä l’äge du bronze Taf. 48) u. die Urne von Wilten
Grab 37 (Taf. 28, 3) mit dem Gefäß von Korunkajeleni (Stock^ a. a. O. Taf. 38, 9).
18) Die Siedlungsfunde auf den Kuppen um Innsbruck wurden zwar von Menghin als steinzeitlich bezeichnet (Jahrb.
f. Altkde. 6, 1912, 33), aber nach mündlicher Mitteilung von Merhart sind sie der jüngeren Hallstattzeit zuzuweisen.
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und Nordostbayerns außerordentlich zahlreich1), in Tirol dagegen seltener und im wesent-
lichen auf Mühlau beschränkt2).
Böhmen.
Die engen Beziehungen der Nordtiroler Urnenfelder zum Nordosten — wozu auch Süd-
ostdeutschland zu rechnen ist — lassen sich sowohl in allgemeineren Erscheinungen auf-
zeigen wie in dem Auftreten von Doppelkonus, Urne ohne Rand, Amphore, Sauggefäß,
Henkelschale, Fußschale, Schale, Halbkreisriefen, der häufigen Verwendung eines Henkel-
topfes als Beigefäß in beiden Gebieten, wie auch in genauen Entsprechungen, die wir in
teilweise nicht geringer Zahl, z. B. für Doppelkonus3), Säulchenschüssel4 *), hohen Becher5),
Sauggefäß6), kleinen Henkelkrug7), Henkeltopf8), Henkeltopf mit senkrecht geriefter
Schulter9), Fußschale10) beibringen können. Natürlich können manche dieser Beziehungen,
vor allem die erstgenannten, durch den östlichen Zug erklärt werden, der durch die gesamte
Urnenfelderkultur geht. Doch Verbindungen mit Ost-Mitteleuropa, wie sie durch das be-
sonders häufige Vorkommen des Doppelkonus und der Henkelgefäße, vielleicht auch durch
die hohen Becher, Tiergefäße und Fußschalen belegt sind, sind in diesem Ausmaße auf
Tirol beschränkt11).
Die Bronzen lassen uns etwas im Stich, wohl auch deshalb, weil man in Ost-Mitteleuropa
dem Toten wenig Bronzegeräte mitzugeben pflegte. Außerdem ist gerade bei Bronzen12)
die Entscheidung oft schwierig, was nun süddeutsch ist und was tirolisch. Scheibenknauf-
schwert13), Messer14), Rasiermesser15), Nadeln16) treten jedenfalls des öfteren in überein-
stimmender Form wie in Tirol auf17).
V. Zur Herleitung der Nordtiroler Urnenfelder.
Für die Erörterung der Herleitung der Nordtiroler Urnenfelderkultur ist es nicht un-
wesentlich, daß eine stärkere Besiedlung vor der Urnenfelderzeit nicht nachzuweisen ist18).
4) Eckes, cler diese bearbeitet, machte mir sein Material freundlicherweise zugänglich (Diss. Marburg).
2) Das mehr den Kulturen Ost-Mitteleuropas zuneigt als Wilten, vgl. S. 41 u. 51.
3) Vgl. etwa die Stücke bei Szombathy, Prähist. Flachgräber b. Gemeinlebam in Niederösterreich. Röm.-Germ.
Forsch. 3 (1929) Taf. 15, 16; 20, 14; 21, 13 jeweils mit unserer Taf. 36, 2; 22, 3; 12, 15.
4) Vgl. Stocky, Boheme ä l’äge du bronze (1928) Taf. 45, 3 (Prag-Bubenec) mit unserer Taf. 12, 1. 8 oder 8, 8. Das
böhmische Stück ist schwarz, während die Farbe der Tiroler Gefäße die übliche, d. h. gelblich-grau ist.
5) Vgl. unsere Taf. 33, 16 mit Pic, Die Urnengräber Böhmens (1907) Taf. 12, 9; vgl. a. Jahrb. d. Zentralkomm. N. F.
4, 1, 1906 Taf. 3, 16.
6) Kraft, Umenfelderkultur 178; Pic a. a. O. Taf. 12, 17; Schränil, Die Vorgesch. Böhmens u. Mährens (1928)
Taf. 35, 10. 11.
") Schränil a. a. 0. Taf. 29, 10; 31, 5. 7; 32, 8.
s) Jahrb. d. Zentralkomm. NF. 4, 1, 1906 Taf. 1, 8; Pic a. a. O. Taf. 2, 11. 12; 6, 2. 20; 25, 5.
9) Pic a. a. O. Taf. 6, 20; 7, 29.
10) Szombathy a. a. O. Taf. 2, 15; 19, 12. 13. Allerdings auch in großer Zahl bei Schaeffer, Tertres funeraires (1926)
Taf. 7, 8 aus dem Hagenauer Forst.
u) Vgl. Kraft, Urnenfelder-Kultur 177 ff.
12) Außer natürlich bei den S. 55 angegebenen Formen, die südlich der Donau beheimatet sind.
13) Elbe b. Melnik (Schränil, Die Vorgesch. Böhmens u. Mährens [1928] Taf. 30, 1); Stodulky b. Prag (a. a. O.
Taf. 33 c).
14) Z. B. Velvary (Schränil a. a. O. Taf. 30, 8), Letne (Pamätky Arch. 16, 1893—95, 425f.).
15) Z. B. Hostin b. Melnik (Schränil a. a. O. Taf. 30, 32).
16) Z. B. Schränil a. a. O. Taf. 30, 9; Pic, Die Umengräber Böhmens Taf. 1, 2 (= unsere Taf. 1,7); 9, 2 (= unsere
Taf. 22, 9).
17) Vgl. auch die Bronzeschalen von Jenschowitz (Stocks, Boheme ä l’äge du bronze Taf. 48) u. die Urne von Wilten
Grab 37 (Taf. 28, 3) mit dem Gefäß von Korunkajeleni (Stock^ a. a. O. Taf. 38, 9).
18) Die Siedlungsfunde auf den Kuppen um Innsbruck wurden zwar von Menghin als steinzeitlich bezeichnet (Jahrb.
f. Altkde. 6, 1912, 33), aber nach mündlicher Mitteilung von Merhart sind sie der jüngeren Hallstattzeit zuzuweisen.
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