Linleitung.
Untersuchungen über Stileigentümlichkeiten des Sturm und
Drangs und der Empfindsamkeit werden stets als entscheidendes
Rriterium Motiv und Thema im Vordergrund haben. Das Motiv,
an sich unselbständig, bedarf der Fortkührung; es ist durchaus
subordiniert, nur „Baustein“ des Gesamtkomplexes. Die ganze
barocke Musik basiert in der Hauptsache auf dem Aneinander, auf
der Verkettung und Verhäkelung der Motive. Robert Sond-
heimer' spricht von einer „Suite“ des Motivs; das Motiv kann
sich erst in seiner Folge ausleben. Dieses Aufbauprinzip bringt
es mit sich, daß der Ausdruck weniger durch Einzelheiten — auch
darin die Unselbständigkeit des Motivs — als durch die Gesamt-
heit des musikalischen Verlaufs oder doch wenigstens durch ge-
schlossene größere Gruppen bestimmt vird. Gotthold Frotscher‘
prägt dafür den Ausdruck „Sammel- oder Grundaffekt“. Das
lineare Entwicklungsprinzip und der innere Lusammenhang der
Motivketten war schon Gegenstand eingehender Untersuchungen.
Ernst Kurth* führt den Aufbau Bachscher Melodik auf die
„Energetik‘“ horizontalen „Linienphasen zurück. Nach Gustav
Beckings* Anschauung ist jene Energetik eine „allgemeine
rhythmische Erscheinung, die, um zur Geltung zu kommen, keiner
tragenden Stilelemente bedarf.“ Seine Theorie, die auf das Wesen
der deutschen Barock Musib abzielt, wird an folgenden Sägen klar:
1 Die formale Entwicklung der vorklassischen Sinkonie, Archiv für
Musikwissenschaft 4, 1922, 8. 86.
? Die Affektenlehre als geistige Grundlage der Themenbildung J. 8.
Bachs, Bachjahrbuch 23, 1926, S. 97 ff.
3 Grundlagen des linearen Kontrapunkts, 1917, 2. Aufl. 1922.
‘ Der musikalische Rhythmus als Erkenntnisquelle, 1928, S. 143.
Untersuchungen über Stileigentümlichkeiten des Sturm und
Drangs und der Empfindsamkeit werden stets als entscheidendes
Rriterium Motiv und Thema im Vordergrund haben. Das Motiv,
an sich unselbständig, bedarf der Fortkührung; es ist durchaus
subordiniert, nur „Baustein“ des Gesamtkomplexes. Die ganze
barocke Musik basiert in der Hauptsache auf dem Aneinander, auf
der Verkettung und Verhäkelung der Motive. Robert Sond-
heimer' spricht von einer „Suite“ des Motivs; das Motiv kann
sich erst in seiner Folge ausleben. Dieses Aufbauprinzip bringt
es mit sich, daß der Ausdruck weniger durch Einzelheiten — auch
darin die Unselbständigkeit des Motivs — als durch die Gesamt-
heit des musikalischen Verlaufs oder doch wenigstens durch ge-
schlossene größere Gruppen bestimmt vird. Gotthold Frotscher‘
prägt dafür den Ausdruck „Sammel- oder Grundaffekt“. Das
lineare Entwicklungsprinzip und der innere Lusammenhang der
Motivketten war schon Gegenstand eingehender Untersuchungen.
Ernst Kurth* führt den Aufbau Bachscher Melodik auf die
„Energetik‘“ horizontalen „Linienphasen zurück. Nach Gustav
Beckings* Anschauung ist jene Energetik eine „allgemeine
rhythmische Erscheinung, die, um zur Geltung zu kommen, keiner
tragenden Stilelemente bedarf.“ Seine Theorie, die auf das Wesen
der deutschen Barock Musib abzielt, wird an folgenden Sägen klar:
1 Die formale Entwicklung der vorklassischen Sinkonie, Archiv für
Musikwissenschaft 4, 1922, 8. 86.
? Die Affektenlehre als geistige Grundlage der Themenbildung J. 8.
Bachs, Bachjahrbuch 23, 1926, S. 97 ff.
3 Grundlagen des linearen Kontrapunkts, 1917, 2. Aufl. 1922.
‘ Der musikalische Rhythmus als Erkenntnisquelle, 1928, S. 143.