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Waldkirch, Franz
Die konzertanten Sinfonien der Mannheimer im 18. Jahrhundert — Ludwigshafen a. Rh.: Julius Waldkirch, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.53379#0041
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Die Sinfonie ist zweisätzig?. Der erste Sag ist ein Andante
(Un poco andante e grazioso). Holzbauer stellt mit Vorliebe lang-
same Sätze an die Spige. Oboen sind in diesem Sag nicht beschäftigt.
Die Hörner werden nur zu Pedalwirkungen herangezogen. Der
fast gänzliche Verzicht auf Bläser im langsamen Sag ist eine Eigen-
tümlichkeit, die sich neben Italienern wie Sammartini und Jomelli
auch bei dem jungen Cannabich findet. Häufig finden auch, gerade
bei den Mannheimern, Flöten statt Oboen Verwendung. Das -
scheint, wie schon hervorgehoben wurde, ein typisches Symptom
der Empfindsamkeit zu sein. Die Transparenz des neuen expres-
siven Melodiebogens kommt eben durch die intimere und modu-
lationsfähigere Flöte besser zur Geltung. Allgemein kann gesagt
werden, daß die Hauptthemen der Andante im Gegensatz zu denen
der Allegren nach dem Liedtypus gebaut sind. Ueber acht, mit-
unter sogar über sechzehn Takte (wie in späteren Werken Can-
nabichs) erstreckt sich die kantable Oberstimmen-Melodik, wobei
der Nachsatz (wie bei Holzbauer) direkt in den Modulationsteil
einmünden kann. Doch ist die geschlossene Periode das Uebliche.
Das gleiche gilt von den Themen des Mittelteils, besonders wenn
sie in moll auftreten. Dagegen haben die Seitensäge meist Fort-
spinnungsfaktur. Hier bietet sich auch die in langsamen Sätzen
seltene Gelegenheit, wo das konzertierende Element, in Grenzen
natürlich, zu seinem Recht kommen kann. Im allgemeinen wird
man aber bei der liedhaften Gesamthaltung auf technische Beson-
derheiten nicht rechnen dürfen; ebenfalls nicht auf starke Kontraste,
wie wir sie von den Allegri her kennen.

Durchkomponierte langsame Sätze schreibt in Mannheim
prinzipiell nur Johann Stamitz. Die übrigen Mannheimer (wie
überhaupt die meisten empfindsamen Meister) bevorzugen die
Form mit Doppelstrich.

54 In Norddeutschland ist Dreisätzigkeit die Regel. In Süddeutsch-
land verfährt man willkürlicher. Besonders bevorzugt man hier unter
italienischem Einfluß die Zweisätzigkeit in der Folge allegro-andante oder
auch andante-allegro. Vergl« Fischer (Adler) a. a. O. S. 724.

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