ERSTER ABSCHNITT.
„DIE GEBURT DER VENUS.“
Die „Geburt der Venus“, das kleinere der beiden Gemälde sah
Vasari1) zusammen mit dem „Frühling“ in des Herzogs Cosimo Villa
Castello: „Per la cittä, in diverse case fece tondi di sua mano, e feminine
ignude assai; delle quäle oggi aucora a Castello, villa del Duca Cosimo
sono due quadri figurati l’uno Venere ehe nasce, e quelli aure e venti ehe
la fanno venire in terra con gli amori; e cosi un’altra Venere, ehe le
Grazie la fioriscono, dinotando la Primavera; le quali da lui con grazie si
veggono espresse.“
Der italienische Catalog der Uffizi giebt folgende Beschreibung: „La
nascitä di Venere. La Dea sta uscendo da una conchiglia nel mezzo del
mare. A sinistra sono figurati due Venti ehe volando sulle onde spingono
la Dea presso la riva; a destra e una giovane ehe rappresenta la Primavera.
T. grand nat.“ 2)
Zwei verschiedene Dichtungen sind in der neuesten kritischen Litte-
ratur zum Vergleiche herangezogen worden; Jul. Meyer in dem Text
zum Berliner Galleriewerk3) verweist auf den Homerischen Hymnus:
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass Botticelli die antike Schilderung der
Geburt der Venus im zweiten Homerischen Hymnus auf Aphrodite
gekannt und seiner Darstellung zu Grunde gelegt hat. Schon im
Jahre 14884) wurden die Homerischen Hymnen aus einer Floren-
tiner Handschrift durch den Druck veröffentlicht, und es ist daher
anzunehmen, dass ihr Inhalt schon einige Zeit vorher in den
Florentiner Humanistenkreisen und speziell dem klassisch gebil-
deten Lorenzo bekannt war.“
d Vasari Milanesi III, 312.
2) 1881, p. 121; genauere Maassangabe fehlt; auch im Text zum klassischen
Bilderschatz sind keine Maasse angegeben.
3) „Die Florentinische Schule des XV. Jahrhunderts,“ Berlin, 1890, p. 50 Anni.
Auch Woermann, Sandro Botticelli p. 50 bei Dohme, Kunst und Künstler, 1878,
II. XLIX. hatte ihn als Analogie angeführt.
4) Die Vorrede abgedruckt bei Ber. Botfield, Praefationes et Epistolae editio-
nibus Principibus praepositae, Cambridge, 1861, p. 180.
Warburg. 1
„DIE GEBURT DER VENUS.“
Die „Geburt der Venus“, das kleinere der beiden Gemälde sah
Vasari1) zusammen mit dem „Frühling“ in des Herzogs Cosimo Villa
Castello: „Per la cittä, in diverse case fece tondi di sua mano, e feminine
ignude assai; delle quäle oggi aucora a Castello, villa del Duca Cosimo
sono due quadri figurati l’uno Venere ehe nasce, e quelli aure e venti ehe
la fanno venire in terra con gli amori; e cosi un’altra Venere, ehe le
Grazie la fioriscono, dinotando la Primavera; le quali da lui con grazie si
veggono espresse.“
Der italienische Catalog der Uffizi giebt folgende Beschreibung: „La
nascitä di Venere. La Dea sta uscendo da una conchiglia nel mezzo del
mare. A sinistra sono figurati due Venti ehe volando sulle onde spingono
la Dea presso la riva; a destra e una giovane ehe rappresenta la Primavera.
T. grand nat.“ 2)
Zwei verschiedene Dichtungen sind in der neuesten kritischen Litte-
ratur zum Vergleiche herangezogen worden; Jul. Meyer in dem Text
zum Berliner Galleriewerk3) verweist auf den Homerischen Hymnus:
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass Botticelli die antike Schilderung der
Geburt der Venus im zweiten Homerischen Hymnus auf Aphrodite
gekannt und seiner Darstellung zu Grunde gelegt hat. Schon im
Jahre 14884) wurden die Homerischen Hymnen aus einer Floren-
tiner Handschrift durch den Druck veröffentlicht, und es ist daher
anzunehmen, dass ihr Inhalt schon einige Zeit vorher in den
Florentiner Humanistenkreisen und speziell dem klassisch gebil-
deten Lorenzo bekannt war.“
d Vasari Milanesi III, 312.
2) 1881, p. 121; genauere Maassangabe fehlt; auch im Text zum klassischen
Bilderschatz sind keine Maasse angegeben.
3) „Die Florentinische Schule des XV. Jahrhunderts,“ Berlin, 1890, p. 50 Anni.
Auch Woermann, Sandro Botticelli p. 50 bei Dohme, Kunst und Künstler, 1878,
II. XLIX. hatte ihn als Analogie angeführt.
4) Die Vorrede abgedruckt bei Ber. Botfield, Praefationes et Epistolae editio-
nibus Principibus praepositae, Cambridge, 1861, p. 180.
Warburg. 1