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Warburg, Aby
Sandro Botticellis "Geburt der Venus" und "Frühling": eine Untersuchung über die Vorstellungen von der Antike in der italienischen Frührenaissance — Heidelberg, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.68731#0038
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Z W E 1 T E R A B 8 C H N IT T.


„DER FRÜHLING.“
„ What mystery here is read
Of homage or of hope? But how command
Dead Springs to answer? And how question here
These nummers of that wind-whithered New Year?“
Dante Gabriel Rossetti, For Spring
by Sandro Botticelli.
\ asari erwähnt den sogenannten „Frühling“ zusammen mit der
„Geburt der Venus“.1)
„ oggi ancora a Castello, villa del Duca Cosimo, sono due
quadri figurati, 1’ uno, Venere ehe nasce, e quelle aure e venti ehe la fanno
venire in terra con gli amori; e cosi un altra Venere, ehe le Grazie la
üoriscono, dinotando la Primavera.“
Vasari nennt also für beide Bilder, in deutlicher Betonung der
Correspondenz, die Venus als Mittelpunkt: 1’ uno, Venere ehe nasce . . . .
e cosi un altra Venere ehe le Grazie fioriscono ....
Trotzdem wird das Bild in der kritischen Litteratur fast durchweg
einfach als „Allegorie auf den Frühling“ bezeichnet, eine Auffassung, die
die Verschiedenheit der Grösse der Bilder2) und der getrennte Auf-
bewahrungsort begünstigen. 3)
Im Text zum klassischen Bilderschatzhat Bayersdorfer letzthin
eine ausführliche Deutung gegeben.
„Allegorie auf den Frühling. In der Mitte steht Venus, über deren
Haupt der schwebende Amor glühende Pfeile nach den links tanzenden
Grazien verschiesst. Neben diesen Merkur, welcher mit dem Caduceus
die Nebel in den Baumwipfeln zerstreut. Auf der rechten Hälfte geht


1) Vgl. oben p. 7.
2) Der „Frühling“ befindet sich heute in der Akademie in Florenz. Nach der
Angabe im „Klassischen Bilder schätz“ auf Holz 203:314 cm. Bd. 1 (1889) p. X,
Abb. No. 140.
3) G. Kinkel, Mosaik zur Kunstgeschichte, 1876, p. 398, hat dagegen deutlich
darauf hingewiesen, dass die beiden Bilder Gegenstücke seien.
 
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