184 Das Kunstepos. Das Draina: Entstehung desselben aus dem Tanze,
Sanskritoriginale zurückgehen: wie deim die Auswanderung der
Inder nach Java (von wo sie später nachBali zogen) jedenfalls
zu einer Zeit stattgefunden haben muß, wo die Kä vy a-Literatur
in besonderer Blüthe stand, es wäre sonst der eigenthümliche
Gebrauch, den dieselben von den Worten Kavi, Kävya ge-
macht haben, nicht gut zu erklären. Am selbstständigsten,
und darum demRämäyana am nächsten, auch in der Form
ziemlich rein, stehen imter den erhaltenen Kävya zwei "Werke
da1, die den Namen des Kälidäsa tragen, Raghuvanca
nämlich und Kumärasambhava (beide auch in Kavi vor-
handen): die anderen Kävya dagegen schliefsen sich in ih-
rem Inhalte stets an das Maha-Bhärata oder Käniäyana
an, und markiren sich von jenen beiden auch deutlich genug
durch Sprache und Darstellung, welche letztere immer mehr
das epische Gebiet verlaust und auf das erotische, lyrische oder
didaktisch-beschreibende, übergeht, während die erstere einem
bombastischen Schwulste unterliegt, bis sich in den letzten
Endpunkten dieses Kunstepos in armseliges Wortgeklingel
auflöst und die angebliche Zierlichkeit der Form, die Ueber-
windung schwieriger Sprachkunststücke den'Hauptgegenstand
des dichterischen Bestrebens bildet, der Inhalt rein zur Ne-
bensache wird, nur zum Stoffe, um eben daran die Sprachge-
wandtheit zu dokumentiren.
Als zweite Stufe in der Entwicklung der Sanskritpoesie
ist nach dem Epos das Drama zu nennen. Der Name da-
für ist Nätaka, und ein Schauspieler heifst Nata, d. i.
Tänzer. Die Etymologie weist uns also darauf hin, dais
das Drama aus dem Tanz sich entwickelt hat, der ursprüng-
lich wohl nur mit Spiel und Gesang, allmalig aber mit pan-
tomimischen Darstellungen, Aufzügen und Dialogen begleitet
wurde. Den Tanz mm finden wir schon in den Liedern des
II ik mehrfach erwähnt (so I, 10, i. 92,4 etc.), insbesondere
häufig aber in der Atharvasamhitä und im Yajus2, über-
all indefs noch in der Wurzelform nrit. Die präkritisirte
1) Sie sind in Text und Übersetzung von Steiizler edirt.
2) Mit mannigfacher Musikbegleitung nach Väj. Samh. XXX.
Sanskritoriginale zurückgehen: wie deim die Auswanderung der
Inder nach Java (von wo sie später nachBali zogen) jedenfalls
zu einer Zeit stattgefunden haben muß, wo die Kä vy a-Literatur
in besonderer Blüthe stand, es wäre sonst der eigenthümliche
Gebrauch, den dieselben von den Worten Kavi, Kävya ge-
macht haben, nicht gut zu erklären. Am selbstständigsten,
und darum demRämäyana am nächsten, auch in der Form
ziemlich rein, stehen imter den erhaltenen Kävya zwei "Werke
da1, die den Namen des Kälidäsa tragen, Raghuvanca
nämlich und Kumärasambhava (beide auch in Kavi vor-
handen): die anderen Kävya dagegen schliefsen sich in ih-
rem Inhalte stets an das Maha-Bhärata oder Käniäyana
an, und markiren sich von jenen beiden auch deutlich genug
durch Sprache und Darstellung, welche letztere immer mehr
das epische Gebiet verlaust und auf das erotische, lyrische oder
didaktisch-beschreibende, übergeht, während die erstere einem
bombastischen Schwulste unterliegt, bis sich in den letzten
Endpunkten dieses Kunstepos in armseliges Wortgeklingel
auflöst und die angebliche Zierlichkeit der Form, die Ueber-
windung schwieriger Sprachkunststücke den'Hauptgegenstand
des dichterischen Bestrebens bildet, der Inhalt rein zur Ne-
bensache wird, nur zum Stoffe, um eben daran die Sprachge-
wandtheit zu dokumentiren.
Als zweite Stufe in der Entwicklung der Sanskritpoesie
ist nach dem Epos das Drama zu nennen. Der Name da-
für ist Nätaka, und ein Schauspieler heifst Nata, d. i.
Tänzer. Die Etymologie weist uns also darauf hin, dais
das Drama aus dem Tanz sich entwickelt hat, der ursprüng-
lich wohl nur mit Spiel und Gesang, allmalig aber mit pan-
tomimischen Darstellungen, Aufzügen und Dialogen begleitet
wurde. Den Tanz mm finden wir schon in den Liedern des
II ik mehrfach erwähnt (so I, 10, i. 92,4 etc.), insbesondere
häufig aber in der Atharvasamhitä und im Yajus2, über-
all indefs noch in der Wurzelform nrit. Die präkritisirte
1) Sie sind in Text und Übersetzung von Steiizler edirt.
2) Mit mannigfacher Musikbegleitung nach Väj. Samh. XXX.