Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Weber, Albrecht
Akademische Vorlesungen über Indische Literaturgeschichte: — Berlin, 1852

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.615#0193
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
uud den pantomimischen Darstellungen dabei. Lelu-bücher für die Tanzkunst. 185

Form nat findet sich erst bei Pänini vor, der uns dabei
aufserdeni von der Existenz bestimmter Natasütra1, Lehr-
bücher für die nata, unterrichtet, deren eines dem Qilälin,
das andere dem Kricäcva zngehörte, und zwar hiefsen de-
ren beiderseitige Anhänger Qailälinas und Kric,äevinas.
Der erstere dieser Namen findet wenigstens in dem Patrony-
mieum Qailäli im £atapatha-Brähmana (im 13. Kända)
ein Analogon, und steht wohl auch mit den Wörtern £ai-
lüsha uud Kucüava, welche Schauspieler bedeuten^, in
Verbindung? der zweite dagegen ist in dieser Beziehung
sehr befremdend, da er sonst einem der alten Helden ange-
hört, die den Indern mit den Parsen gemein sind3. Von bei-
den "Werken ist sonst übrigens keine Spur zu finden. Aufser-
deni erwähnt Pänini4 auch noch Nätyam im Sinne von
natänäm dharma ämnäyo vä. In beiden Fällen ist da-
runter wohl die Lehre von der Tanzkunst zu versteheu,
nicht aber die von der Schauspielkunst. — Man hat nun bis-
her stets die Vorstellung festgehalten, dafs das indische Drama
nach Art unseres modernen Drama im Mittelalter aus reli-
giösen Festlichkeiten uud Aufzügen (sogenannten Mysterien)
entstanden sei, resp. auch der Tanz ursprünglich religiösen
Zwecken gedient habe. Für letzteres habe ich indefs in den
mir bekannten Qrauta- oder Grihya-sütra (letztere kenne
ich allerdings nur sehr oberflächlich) noch keinen einzigen
Fall gefunden. Die religiöse Bedeutung des Tanzes ist somit
für die ältere Zeit jedenfalls noch fraglich, und da nun das

1) Die betreuenden beiden Kegeln IV, S, 110. 111 werden übrigens den
Aukuben des K:ilknttder Scholiasten nach im Bhäshya des Patanjali nicht
erklärt, gehören als« möglicher Weise gar nicht dem Pänini, resp. erst der Zeit
nach Patanjali an.

2) Diese Worter gehen wohl auf cila, resp. auf die schlechten, locke-
ren Sitten der damit berichtigten zurück: bei <' iläln miU'ste also dasselbe statt-
linden, wenn es damit verwandt sein soll; die Etymologie 'von Kuca und Lava,
den beiden Söhnen des Räma, im Beginn des Rämäyana, ist offenbar erfan-
pen, um das Odium des Samens ku-cilava abzuwehren.

3) Sollten wir ihn liier etwa wörtlich zu nehmen haben? und er hier viel-
leicht ein spöttiseiier Beiname zur Bezeichnung der Armuth sein, etwa zugleich
mit direkter ironischer Beziehung auf den alten berühmten Kricäcva??

4) IV, 3, 129: auch diese Regel wird im Bhäshya nicht erklärt: es gilt
also das oben in der ersten Note Bemerkte.
 
Annotationen