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Weber, Albrecht
Akademische Vorlesungen über Indische Literaturgeschichte: — Berlin, 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.615#0194
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186 Aufführung von Tänzen bei den großen OpfcrfeSten der Könige.

Drama offenbar aus dem Tanze erwachsen ist, so wird auch
jener ursprüngliche Zusammenhang des Drama mit religiösen
Festlichkeiten und Aufzügen bedenklich: dazu kömmt, dafs
gerade die ältesten Dramen rein bürgerlichen Inhaltes sind, die
jüngsten dagegen fast aussehliefslich religiösen Zwecken dienen,
und seheint es sonach vielmehr gerade umgekehrt, als ob nämlich
die Verwendung des Tanzes1 resp. des Drama zu religiösen
Feierlichkeiten erst ein Werk der spateren Zeit sei. Damit
ist indefs nicht gesagt, dafs der Tanz etwa bei den grofsen
Opferfesten, die hie und da von den Fürsten gefeiert wurden,
ausgeschlossen gewesen sei, sondern nur, dafs er nicht selbst
ein Theil der heiligen Handlung, der religiösen Feier war, und
nur in den Intervallen seinen Platz finden konnte und fand.
Der Name, den der Schanspieldirektor in den Dramen selbst
führt, sütradhära nämlich, wird wohl ganz mit Kecht auf
die Bedeutung (Fadenhalter) Zimmermann zurückgeführt2, in-
sofern es eben zu den Obliegenheiten des Baumeisters bei
jenen Opferfesten gehört zu haben scheint, anfser der Er-
richtung der zur Aufnahme der Theiluehmer am Opfer be-
stimmten Bauten auch die Leitung der verschiedenen Anord-
nungen, die zu deren Unterhaltung dienen sollten, zu über-
.nehmen (s. Lassen II, 503). Ob mm übrigens die bei dergl.
Gelegenheiten erwähnten Nata, Nartaka als Tänzer oder
als Schauspieler zu fassen sind, ist wenigstens fraglieh: und
da jede direkte Andeutung für letzteres fehlt, so halte ich
mich zunächst an die etymologische Bedeutung des Wortes:
nur wo beide nebeneinander stehen (wie Kämäy. I, 12, 7
Gorr.), wird man nata jedenfalls wohl als Sehauspieler zu
fassen haben. Die buddhistische Legende scheint allerdings
einmal, in der Lebensbeschreibung nämlich des Maudgal-
yäyana und Upatishya, zweier Schüler Buddha's, in

1) Im Meghadüta ist sie v. 35. 36 gekannt.

2) Und hat sonach mit den,oben erwähnten natasütra wohl nichts zu
thun? Eine andere Anwendung des Wortes bei den Buddhisten s. Lassen II,
81. An Marionettentheater iat wohl keinesfalls zu denken, obwohl die javani
scheu Puppenspiele dazu verleiten könnten.
 
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