Kaiser Ludwig der Ba^er.
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kirche Bayerns sein. Freilich wäre dann die sichere Behandlung der eigentüm-
lichen Bedingungen des Hallensystems sehr auffällig. Die Seitenschiffe setzen sich
als Umgang im Lhore fort, er schließt außen neunseitig, innen in fünf Achteck-
seiten, das Raumbild ist überaus klar und licht. Als architektonische Leistung über-
trifft es ohne Zweifel das Lhorhauxt der Münchener Frauenkirche. Denn die
Engerstellung des letzten Pfeilerpaares ist bei U. L. Frauen nichts anderes als ein
Verlegenheitsschluß. Hier aber hebt sich der Chor trotz seiner Zugehörigkeit zum
Langhaus doch frei und selbständig ab. Namentlich im Umgang gewinnt man
schöne und reiche Durchblicke.
Das Mittelschiff hat ursprünglich eine ge¬
ringe basilikale Überhöhung, wie etwa U. L.
Frauen in Ingolstadt gehabt, bis die Asamsche
Renovation im ls. Jahrhundert auch für die
Seitenschiffe den Scheitelpunkt der Gewölbe
höher führte. Diese Momente in ihrer Ge¬
samtheit machen es sehr wahrscheinlich, daß erst
das t-ö. Jahrhundert den Bau entstehen sah,
ehe in der Stadt die größte Bauaufgabe, die
Frauenkirche, begonnen wurde.
Größere Bauwerke hat das Jahrhun¬
dert nur in der Regierung Ludwigs des Bayern
hervorgebracht. Nach seinem Tode trat eine
Stockung in der Bautätigkeit der Stadt ein,
die fast loo Jahre andauerte. Man wagte
nicht, an Neues heranzutreten. Es hielt schwer,
das Alte zu erhalten. Mit erstaunlicher Lang¬
samkeit rückten die Arbeiten an St. Peter
vor und drohten alle Jahre einzuschlafen. Nur
der Energie und finanziellen Unterstützung der
Kirchenpröbste Ulrich Poetschner und Konrad
Hauser gelang es, die Kirche, nachdem sie tZ68
geweiht war, wenigstens mit einem Turme
auszustatten, obgleich der Entwurf und der
Bauzustand der Front eine Doxpelanlage vor¬
bereitet hatten. Sie sammelten ihre Kräfte
für der: Mittelturin (Abb. to), den sie an der
Westseite zwischen den beiden Turmstumpfen
zu einer die ganze Baugruppe beherrschenden
Höhe emxorführten. „Sie bauten ihn mit
Zimmern und allem Holzwerk und dem
paufried all hinauf sie nahmen die
Glocken aus dem alten Turm und brachten sie hinauf in den oberen Turm, wohin
sie auch die Uhr und die Sturmglocke brachten. Die alten zwei Türme bereiteten
sie mit Gemäuer und Tüchern." tZso, 2. August, erteilte der Kardinal St. Praxedis
Pileus einen t»0 tägigen Ablaß allen Wohltätern der Kirche und einen qotägigen
„inlrn inissain in elevutions corporis ktoinini intcxis Asnibns orantibus." Die
Mittel müssen trotzdem nicht ausgereicht haben, da die Ausgaben groß waren. Da
kam den Münchnern ein wunderbares Ereignis zu Hilfe. Der Franziskaner Jakob
Dachauer hatte in der Nikolauskapelle in Andechs in merkwürdiger weise köstliche
Reliquien gefunden, Stücke von der Dornenkrone Christi und der Lanze des
Longinus. Der unvergleichliche Schah wurde nach München gebracht und sogleich
tauchte der Gedanke auf, nach dem Vorbilde des Jubeljahres, das man in
Abb. ^0. peterskirche.
Ohot. L. Finsterlin.
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kirche Bayerns sein. Freilich wäre dann die sichere Behandlung der eigentüm-
lichen Bedingungen des Hallensystems sehr auffällig. Die Seitenschiffe setzen sich
als Umgang im Lhore fort, er schließt außen neunseitig, innen in fünf Achteck-
seiten, das Raumbild ist überaus klar und licht. Als architektonische Leistung über-
trifft es ohne Zweifel das Lhorhauxt der Münchener Frauenkirche. Denn die
Engerstellung des letzten Pfeilerpaares ist bei U. L. Frauen nichts anderes als ein
Verlegenheitsschluß. Hier aber hebt sich der Chor trotz seiner Zugehörigkeit zum
Langhaus doch frei und selbständig ab. Namentlich im Umgang gewinnt man
schöne und reiche Durchblicke.
Das Mittelschiff hat ursprünglich eine ge¬
ringe basilikale Überhöhung, wie etwa U. L.
Frauen in Ingolstadt gehabt, bis die Asamsche
Renovation im ls. Jahrhundert auch für die
Seitenschiffe den Scheitelpunkt der Gewölbe
höher führte. Diese Momente in ihrer Ge¬
samtheit machen es sehr wahrscheinlich, daß erst
das t-ö. Jahrhundert den Bau entstehen sah,
ehe in der Stadt die größte Bauaufgabe, die
Frauenkirche, begonnen wurde.
Größere Bauwerke hat das Jahrhun¬
dert nur in der Regierung Ludwigs des Bayern
hervorgebracht. Nach seinem Tode trat eine
Stockung in der Bautätigkeit der Stadt ein,
die fast loo Jahre andauerte. Man wagte
nicht, an Neues heranzutreten. Es hielt schwer,
das Alte zu erhalten. Mit erstaunlicher Lang¬
samkeit rückten die Arbeiten an St. Peter
vor und drohten alle Jahre einzuschlafen. Nur
der Energie und finanziellen Unterstützung der
Kirchenpröbste Ulrich Poetschner und Konrad
Hauser gelang es, die Kirche, nachdem sie tZ68
geweiht war, wenigstens mit einem Turme
auszustatten, obgleich der Entwurf und der
Bauzustand der Front eine Doxpelanlage vor¬
bereitet hatten. Sie sammelten ihre Kräfte
für der: Mittelturin (Abb. to), den sie an der
Westseite zwischen den beiden Turmstumpfen
zu einer die ganze Baugruppe beherrschenden
Höhe emxorführten. „Sie bauten ihn mit
Zimmern und allem Holzwerk und dem
paufried all hinauf sie nahmen die
Glocken aus dem alten Turm und brachten sie hinauf in den oberen Turm, wohin
sie auch die Uhr und die Sturmglocke brachten. Die alten zwei Türme bereiteten
sie mit Gemäuer und Tüchern." tZso, 2. August, erteilte der Kardinal St. Praxedis
Pileus einen t»0 tägigen Ablaß allen Wohltätern der Kirche und einen qotägigen
„inlrn inissain in elevutions corporis ktoinini intcxis Asnibns orantibus." Die
Mittel müssen trotzdem nicht ausgereicht haben, da die Ausgaben groß waren. Da
kam den Münchnern ein wunderbares Ereignis zu Hilfe. Der Franziskaner Jakob
Dachauer hatte in der Nikolauskapelle in Andechs in merkwürdiger weise köstliche
Reliquien gefunden, Stücke von der Dornenkrone Christi und der Lanze des
Longinus. Der unvergleichliche Schah wurde nach München gebracht und sogleich
tauchte der Gedanke auf, nach dem Vorbilde des Jubeljahres, das man in
Abb. ^0. peterskirche.
Ohot. L. Finsterlin.