Abb. 76. Residenz. Päpstliche Zimmer. Paradebett.
Henriette Adelaide ttbsr-MY.
(^tHHnter dem Sohne des Kurfürsten Max, Ferdinand Maria (l65s — s67?), machte
^Tl sich zum ersten Male die Damenpolitik in der Kunst bemerkbar. Nicht der
^A^wittelsbachische Landesherr, sondern seine Gemahlin Henriette Adelaide von
Savoyen bestimmte Charakter, Zweck und Stil der neuen Bauten. Am Hofe von Turin
war die junge Fürstin den Luxus einer Lebenshaltung gewohnt, der in Italien als das
Muster fürstlicher Eleganz galt. Ein besonderes Kennzeichen dieses italienischen Hofes
war seine Neigung zu französischem Wesen schon lange vor der Zeit, ehe Paris und
Versailles die von aller Welt angestaunten Wunder großherrlichen Luxus wurden.
Turin wurde künstlerisch eine leichte Beute für den französischen Geschmack. Auch
schon in Henriette Adelaides Mädchenjahren machten sich die ersten Symptome dieser
in Italien außergewöhnlichen Bewunderung eines ausländischen Kunstideals bemerk-
bar. Schlösser wurden gebaut, die den typischen Grundriß des französischen
Renaissanceschlosses mit seinem Ehrenhof und Vorhof, den langen Flügelbauten und
starken Eckrisoliten und sogar mit den hohen französchen Dächern aufwiesen. Um
die wende des s7. Jahrhunderts drang dann der späte Stil Louis' XIV. und bald
darauf auch der leichtere Stil Louis' XV. in Savoyen ein und eroberte von hier
aus die wenigen Residenzen und Schlösser Italiens, in denen er überhaupt aus-
genommen wurde. Im allgemeinen hat sich ja die lateinisch-italienische Region
dem Rokoko verschlossen.
In der Mitte des ^7. Jahrhunderts indessen wurden die großen Schloßbauten
in Turin noch ganz im Sinne der spätflorentinischen Renaissance errichtet, schwerer
und kolossaler, als irgend ein Werk des Ammanati oder Tibaldi.
Henriette Adelaide ttbsr-MY.
(^tHHnter dem Sohne des Kurfürsten Max, Ferdinand Maria (l65s — s67?), machte
^Tl sich zum ersten Male die Damenpolitik in der Kunst bemerkbar. Nicht der
^A^wittelsbachische Landesherr, sondern seine Gemahlin Henriette Adelaide von
Savoyen bestimmte Charakter, Zweck und Stil der neuen Bauten. Am Hofe von Turin
war die junge Fürstin den Luxus einer Lebenshaltung gewohnt, der in Italien als das
Muster fürstlicher Eleganz galt. Ein besonderes Kennzeichen dieses italienischen Hofes
war seine Neigung zu französischem Wesen schon lange vor der Zeit, ehe Paris und
Versailles die von aller Welt angestaunten Wunder großherrlichen Luxus wurden.
Turin wurde künstlerisch eine leichte Beute für den französischen Geschmack. Auch
schon in Henriette Adelaides Mädchenjahren machten sich die ersten Symptome dieser
in Italien außergewöhnlichen Bewunderung eines ausländischen Kunstideals bemerk-
bar. Schlösser wurden gebaut, die den typischen Grundriß des französischen
Renaissanceschlosses mit seinem Ehrenhof und Vorhof, den langen Flügelbauten und
starken Eckrisoliten und sogar mit den hohen französchen Dächern aufwiesen. Um
die wende des s7. Jahrhunderts drang dann der späte Stil Louis' XIV. und bald
darauf auch der leichtere Stil Louis' XV. in Savoyen ein und eroberte von hier
aus die wenigen Residenzen und Schlösser Italiens, in denen er überhaupt aus-
genommen wurde. Im allgemeinen hat sich ja die lateinisch-italienische Region
dem Rokoko verschlossen.
In der Mitte des ^7. Jahrhunderts indessen wurden die großen Schloßbauten
in Turin noch ganz im Sinne der spätflorentinischen Renaissance errichtet, schwerer
und kolossaler, als irgend ein Werk des Ammanati oder Tibaldi.