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Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller [Hrsg.]
Katalog / Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller, München: Buchminiaturen und Handzeichnungen aus älterer und neuerer Zeit: zwei Münchener Sammlungen und andere Beiträge ; Versteigerung Donnerstag, den 9. März, Freitag, den 10. März — München, Nr. 19.1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.5336#0013
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Eigenart verwandte Zeichnungskunst Führichs erscheint durch zwei selten vollkommene
Blätter mit Legendendarstellungen charakterisiert. Die später, in den Jahren 1857 und
1860 entstandenen Federzeichnungen Julius Schnorrs mit der Darstellung der Berufung
der Jünger und der Gefangennahme Paulis offenbaren mit dem souveränen Strich der
Figurendarstellung die prachtvolle Eigenart dieses Hauptträgers der romantischen reli-
giösen Malerei Deutschlands, während Steinle's Zeichnungen — vor allem die Studie eines
Engels — gegensätzlich die lyrisch gebundene Haltung einer weicheren Persönlichkeit
offenbaren. Zu den Meistern der Figurendarstellung treten Richter, Veit und Cornelius
mit Studienblättern und Schinkel mit aquarellierten architektonischen Entwürfen. Nerly,
Dreer, Preller und Rottmann stellen der romantischen Figurenkomposition die Landschaft
gegenüber. Die Felsenlandschaften Nerlys von wunderbarer räumlicher Klarheit, die
Federzeichnungen Dreers, Berglandschaften und Landwinkel mit reinen, springend be-
wegten Federzügen dargestellt, und die breiten Zeichnungen Rottmanns, die mit knapp-
sten Mitteln südliche Raumweiten umfassen, sind köstliche Beiträge zur zeichnerischen
Landschaftskunst des 19. Jahrhunderts, die Klein, Welker, Hermann, Lebschee u. a. von
der verklärenden Steigerung romantischer Geistlichkeit in die natürlichere Welt einer
unmittelbaren Wirklichkeitstreue wenden. Neureuther biegt das Romantische in eine
illustrative Erzählungskunst von phantasievollster graphischer Lust um, von der die beiden
Blätter mit Darstellungen zum Bergwerk von Falun und zu Bürgers Leonore künstlerisch
bezwingende Belege geben. Die figuralen Entwürfe von Albert Venus führen zugleich zur
künstlerischen Welt Schwinds und zu den dekorativen Entwürfen der Künstler des Düs-
seldorfer Kreises, während die Bildniszeichnungen Ferdinand Anton Krügers den geistigen
Ausdruck romantischer Porträtsauffassung unvermerkt in die intime Sachlichkeit treuer
Wirklichkeitsschilderung hinüberheben. Die Wiedergabe des Wirklichen ist für die spä-
teren deutschen Zeichner das eigentliche Ziel der künstlerischen Bemühung. Von öster-
reichischen Malern sind neben Schwind und Führich, Loder, Gauermann, Ameiiing,
Fendi und Canon mit Aquarellen und Zeichnungen vertreten, von den Schweizern bringen
Füssli eine schöne Flußlandschaft mit einer Mühle und Zingg eine Speziallandschaft als
wichtige Beiträge.

Die französische Kunst ist durch Arbeiten Girondet, Isabey, Delaroche, Guerin und
Rousseau mit wenigen, aber wertvollen Blättern charakterisiert.

Wien, im Februar 1939. Dr. Benno Grimmschitz.

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