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Formensprache trug über die heimische fränkische Art, das Robuste, hastig Gebrochene,
Abrupte den Sieg davon.
Wer in der spätgotischen Stilistik aufwuchs, der fühlte sich an ein Formen-
wesen gebunden, das auf die ganze Art künstlerischer Betätigung eine zwingende
Gewalt ausübte. Wie wurde die Malerei davon in Fesseln geschlagen! So lange der
Künstler in diesem Formbewußtsein aufgeht und in ihm das A und O seiner Kunst-
übung sieht, wird er innerhalb der gesteckten Schranken Raum genug für seine Arbeit
finden. Tritt aber einmal ein neues, anders geartetes, mit dem alten nicht vereinbares
Formideal in den Bereich seiner Phantasie, findet Beachtung und Anklang und regt
wohl auch zum Nachschaffen an, so kann es Momente geben, wo es zu einer Kon-
kurrenz zwischen den beiden Stilprinzipien kommt, wo der alte Formenkram wie ein
Flemmnis empfunden wird, das den Weg zu neuen lockenden Fernen versperrt, ln
solchen Fällen unterwirft sich entweder das Neue das Alte gänzlich, oder es bringt
nur frische Elemente zu, und es wird dann die Bindung zu einer neuen Einheit
versucht.
Auch für Dürer brach ein solcher Konflikt zwischen zwei sich widerstreitenden
Formanschauungen an. Daher das Widerspruchsvolle, in sich nicht ganz im Einklang
Stehende, das man manchen seiner Werke gegenüber empfindet. Einige muten wohl
an, als wollte ihr Schöpfer über sein eigenes so robustes Wesen hinausgreifen und
sähe sich gezwungen gegen Widerstände in seinem Inneren anzukämpfen; man
meint etwas wie ein Sichaufbäumen gegen unfaßbare Gewalten zu spüren. Die Qual
eines solchen Ringens scheint dieser und jener Arbeit aufgeprägt. Dürer blieb keine
heitere Seele.
Die neue Formwelt, zu der er schon früh in Beziehung trat, und mit der er
sich dann öfter auseinanderzusetzen hatte, war die italienische Kunst.
Formensprache trug über die heimische fränkische Art, das Robuste, hastig Gebrochene,
Abrupte den Sieg davon.
Wer in der spätgotischen Stilistik aufwuchs, der fühlte sich an ein Formen-
wesen gebunden, das auf die ganze Art künstlerischer Betätigung eine zwingende
Gewalt ausübte. Wie wurde die Malerei davon in Fesseln geschlagen! So lange der
Künstler in diesem Formbewußtsein aufgeht und in ihm das A und O seiner Kunst-
übung sieht, wird er innerhalb der gesteckten Schranken Raum genug für seine Arbeit
finden. Tritt aber einmal ein neues, anders geartetes, mit dem alten nicht vereinbares
Formideal in den Bereich seiner Phantasie, findet Beachtung und Anklang und regt
wohl auch zum Nachschaffen an, so kann es Momente geben, wo es zu einer Kon-
kurrenz zwischen den beiden Stilprinzipien kommt, wo der alte Formenkram wie ein
Flemmnis empfunden wird, das den Weg zu neuen lockenden Fernen versperrt, ln
solchen Fällen unterwirft sich entweder das Neue das Alte gänzlich, oder es bringt
nur frische Elemente zu, und es wird dann die Bindung zu einer neuen Einheit
versucht.
Auch für Dürer brach ein solcher Konflikt zwischen zwei sich widerstreitenden
Formanschauungen an. Daher das Widerspruchsvolle, in sich nicht ganz im Einklang
Stehende, das man manchen seiner Werke gegenüber empfindet. Einige muten wohl
an, als wollte ihr Schöpfer über sein eigenes so robustes Wesen hinausgreifen und
sähe sich gezwungen gegen Widerstände in seinem Inneren anzukämpfen; man
meint etwas wie ein Sichaufbäumen gegen unfaßbare Gewalten zu spüren. Die Qual
eines solchen Ringens scheint dieser und jener Arbeit aufgeprägt. Dürer blieb keine
heitere Seele.
Die neue Formwelt, zu der er schon früh in Beziehung trat, und mit der er
sich dann öfter auseinanderzusetzen hatte, war die italienische Kunst.