Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkkunst — 2.1906/​1907

DOI Heft:
II. Jahrgang, Teil 2
DOI Artikel:
[Text]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.69043#0400
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUNST AUF DER STRASSE - VOM MARKTE

286

betr. Bildhauer, Prof, von Uechtritz in Ber-
lin, ist mit der Ausführung des Denkmals
niemals beauftragtworden.Ein dahingehen-
der Antrag des Senats ist von der Bürger-
schaft abgelehnt. Zu Änderungen an seinem
ursprünglichen Entwurf hat der Bildhauer
sich erboten,und zwar gegen eineVergütung,
welche durch Vereinbarung mit ihm fest-
gesetztist. Gegen dieAusführung seines Ent-
wurfes machte sich in Lübeck ein vonkünst-
lerischen Rücksichten eingegebener starker
Widerstand geltend. Demnächst hat die
Stadt die Ausführung des v. Uechtritzschen
Entwurfes abgelehnt,worauf demBildhauer
die für diesen Fall im voraus vereinbarte
Vergütung gezahlt ist. Zur Richtigstellung
wiederholter unrichtiger Veröffentlichun-
gen hat der Senat am 17. April 1907 einen
aktenmäßigen Bericht über dieselben der
Bürgerschaft mitgeteilt.
Das Kultusministerium in BAYERN hat,
zum Teil durch den Prinzregenten selbst da-
zu veranlaßt, eine Generalkommission für
die gemeinschaftlichen Angelegenheiten der
staatlichen Kunstsammlungen zu schaffen
beschlossen. Außerdem erhält jede Kunst-
sammlung einen Ankaufsausschuß.
Der von uns wiederholt erwähnte AN-
SELM LAUGEL, der oft schon für die Kunst
von Elsaß-Lothringen eingetreten ist, for-
dert in einem vor kurzem veröffentlichten
Aufsatze, daß die reichsländischen Museen
von alter Kunst nur das sammeln sollen,was
in Elsaß-Lothringen entstanden ist oder auf
die Geschichte des Landes Bezug hat.
Im Klostergut OBERWARTHA bei Dres-
den hat man eine bedeutsame Privatsamm-
lung von Zinngerät und von Bildern und
Zeichnungen von Anton Graff gefunden, die
bisher der allgemeinen Aufmerksamkeit
entgangen war.
Die Königinmutter Margherita von Ita-
lien hat Haus und Bücherei des kürzlich ver-
storbenen größten italienischenDichters der
Neuzeit, Giosu& Carducci, gekauft und der
Stadt BOLOGNA zum Geschenke angeboten
unter der Bedingung,daß Haus undBücherei
des Dichters stets eine Stätte der Erinnerung
an ihn bleiben. Die Stadt hat das Geschenk
angenommen und bereits eine erste Ratevon
100 000 Lire für ein Denkmal des Dichters be-
willigt.
Bereits früher erwähnten wir einmal,daß
man mit dem Gedanken umgehe, der VI-
SITENKARTE mehr persönliches Gepräge
zu geben, durch besondere Schrift, durch
eigenartiges Papier usw. Man erinnert sich
dabei mit einer gewissenWehmut an frühere
Zeiten,die sich illustrierter Visitenkarten be-
dienten ; ja, manchen Ortes bemüht man sich
schon, etwas derartiges wieder zu neuemLe-
ben zu erwecken.

KUNST AUF DER STRASSE
Auf elf Plätzen derStadtCH ARLOTTEN-
BURG werdenZeitungskioske nach Entwurf
unseres Mitgliedes Alfred Grenander errich-
tet. Aber derRat derStadtCharl Ottenburg hat
auf vorteilhafte Neueinrichtungen der Zei-
tungshäuschen gedrungen.Sie müssen Fern-
sprechzelle, Schreibgelegenheit und Adreß-
buch besitzen und außerdem dem Rate der
Stadt Platz zum Aufstellen von Normal-
uhren bieten. Wie wohltuend berührt ein
solches den Anforderungen der Zeit Rech-
nung tragendes Vorgehen einer Stadtver-
waltung! Andere lassen sich schieben und
stoßen und tuen auch dann nur das Halbe;
Charlottenburg aber blickt voraus und tut
das,worauf dieEntwicklung des öffentlichen
Lebens unabweisbar hindrängt.
Das dem Herzog Adolf von Nassau in
WEILBURG zu errichtende Denkmal wird
im August eingeweiht. Die ganze Höhe be-
trägt 4,50m, die desBronzestandbildes 2,60m
Zu OHLAU in Schlesien will man Schill
ein Denkmal setzen.
Das von Ludwig Manzel geschaffene, von
Martin & Piltzing in Berlin zu gießende Rei-
terstandbild des Herzogs Friedrichs I. in
DESSAU wird am 19. Juni im Lustgarten
dort enthüllt.
Auf den Schlachtfeldern von COLOM-
BEY und NOISSEVILLE (14. und 31. August
1870) wird man den dort gefallenen Fran-
zosen ein Denkmal errichten.
In VERSMOLD errichtet man ein Bis-
marckdenkmal aus Feldsteinen und fügt
ihm ein Medaillon ein. In seiner letzten Sit-
zung hat der Verschönerungsverein, von
dem das alles ausgeht, beschlossen, trotz
der hohen Kosten das Medaillon nicht aus
Zinkguß, sondern aus echter Bronze her-
stellen zu lassen. Bravo!
DieStadtRIES A wird demnächst einKrie-
gerdenkmal erhalten; eine Summe von
6000 Mk. ist bereits zinsbar dafür angelegt.
In GUBEN hat man mit dem Bau eines
Bismarckturmes begonnen.
Im Auftrage des Fürsten Johann von und
zu Lichtenstein hat der Bildhauer Joseph
Bayer dasModell einesBrunnens hergestellt,
der sichFranzSchubertzu Ehren auf demSo-
bieskiplatze inWIEN erheben soll. Den fünf
Meter hohen Mittelaufbau krönt das Lied,
ein Mädchen im Altwiener Gewände. Der
Sockel trägt vorn das Bildnis des Tondich-
ters, zur Seite des Beckens aber erheben sich
zwei männliche Figuren, die Geige und Gi-
tarre spielen.
VOM MARKTE
Künstliche DIAMANTEN herzustellen,
ist dasBestreben der Physiker und Chemiker
schon seit langer Zeit. Aber es war bisher im-
 
Annotationen