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hier plötzlich den Weg quer durch die Ebene nach Süden, zum Fuss der karischen Berge einschlägt
ist selbst der Karte H. Kieperts nicht mit Sicherheit zu entnehmen.

Diese Acnderung ist als Wirkung der Geschiebe eines bei Sokia aus dem Gebirgsthale tretenden
und das Städtchen durchlaufenden Giessbaches, des Sokia-Tschai zu erklären. Wer die Stadt bei plötz-
lichen Regengüssen passiert, wird erstaunt sein, dort, wo er sonst ein trockenes, breites Flussbett durch-
ritt, einen rasenden Strom hinschiessen zu sehen, der mit knatterndem Geräusch Kieselmassen in die
Ebene schiebt, Baumwurzeln mitführt und die Mauern, mit denen man ihn eingedämmt, unterwühlt.
Wenige Stunden darauf sind die Fluten verronnen. Aber die Kiesmassen bleiben und erhöhen sich von

I

Abb. 3. Maonndcr bei Myus.

Jahr zu Jahr. Schon jetzt giebt es in Sokia einige Stellen, wo die Wohngebäude niedriger als die Sohle
des Flussbettes liegen und man könnte die Zeit berechnen, bis zu welcher die unteren Stadttheile dem
Schicksal, weggespült zu werden, verfallen sein werden.

Die Geschiebe dieses Torrenten fielen dem Maeander in die Flanke und zwangen ihn, sich süd-
wärts zu wenden. Ursprünglich lief er bis nach Priene hin, der Mykale entlang.*) Noch heute nennt
das Volk den dort in unzähligen Windungen hinschleichenden alten Wasserarm, dessen schilireiches
Bett spärlich von dem am Gebirgsfuss sich ansammelnden Sumpfwasser genährt wird, den »alten
Maeander«, eski Mendere, -cö.ü;g; MsvSjptu;.

Es ist nicht überliefert, wann diese Veränderung eingetreten ist, aber es lässt sich manches aus

I

*) Aehnlicli wie dort lief in der trojanischen Ebene der SUamander einst nahe bei Ilioii '
 
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