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Der Vormarkt.

Der Vormaria (vgl. den Plan des Westviertels von Priene Taf. XXI) ist ein 30 m hn^
Kim breiter Platz, der sich stldlich der Hauptstrasse, ehe sie in den Mark] eintritt, zwischen der
von ihr durchschnittenen Felshöhe und der Westhalle ausdehnt, im Süden abgeschlossen durch einen
langen und schmälert, in sechs Kammern geteilten Bau, von dem jetzt nur das Untergeschoss vor-
handen isr. Dies lehnt sich an den nach Süden hin stark abfallenden Fels: man trat ein von einem
schmalen Gang aus, zu dem man vom .Platze aus auf einer Treppe inmitten des Baus hinabstieg
.Ein Obergeschoss mag sich nach Norden geöffnet haben. Die Bestimmung des Vorplatzes verraten
die plumpen Marmortische, welche längs der Rückwand der Westhalle und am Xordrande der

Strasse, dicht am Tagwässerkanal noch jetzt zum Teil aufrecht stehen. Sic bestellen aus i__1>_i,0 m

langen, 0,70 m breiten, schlecht geglätteten Marmorplatten, welche dicht nebeneinander auf hoch-
kantig gestellte Brecciablöcke gelegt sind, so dass ein einziger schmaler Tisch von etwa 0,85 m Höhe
entsteht. An der Westhalle sind die Filsse von fünf solchen Plauen nebeneinander erhalten, an der
Strasse von acht, drei Platten liegen noch in situ. In einer Inschrift aus Tralles wird die Stiftung
von 12 Marmor tischen mit ihren Fussgestcllen auf dem Fleisch- und Fischmarkt gerühmt: ü-mtibxa
?i sz -wv iB'wv x«i -de, sv r/ji ö-}apto-o)).s! \uip\wpbtaq Tpa^«);] '■?' °[H "a'; ?(isE0'v [']?' (C f. G. 2930}. Dem
Verkaufe von Fleisch und Fischen dürften auch die prientschen Tische gedient haben — sehr zweck-
massig stehen sie neben einem Tagwasserkanal. Fleischstande mögen auch in den Kammern südlich
des Platzes eingerichtet gewesen sein, da sich darin aulfallend grosse Massen von Tierknochen
gefunden haben. Doch war der Platz schwerlich allein für den Fisch- und Fleischverkauf da. In
einem prienischen Ehrendekret des dritten Jahrhunderts werden die asnaoKaxs^ belobt, weil sie™72

(Inscriptions in the British Museum III i. CCCGXII1 5 ff.). Danach scheint es, dass auf der orasoJi;
«fopcl nicht bloss Getreide, sondern wohl überhaupt Lebensmittel verkauft wurden, und da ein
anderer dafür geeigneter Platz in der Stadt nicht angegeben werden kann, wird man den so bequem
an der Hauptstrasse, dicht am grossen Markt gelegenen Platz dafür in Anspruch nehmen dürfen.
Als Verkaufsraum für irgend welche Viktualien wird also auch die kleine Halle gehen müssen,
welche nördlich der Hauptstrasse zwischen der Athenasteilgasse und der nächsten westlichen Treppen-
strasse sich gegen den Fels lehnte (Länge t8 m, Tiefe 5,60 m). Als Stylobat haben, so scheint es.
die nach Westen fortgeführten vier untersten Stufen der grossen Freitreppe gedient. Die Stufen
liegen nur im Westen noch in situ, aber die Fundamente sind noch wohl erhalten. Die westliche
Schmalwand wie die Rückwand, sorgfältig aus Bruchsteinen ausgeführt, sind zum Teil auf den Fels
gesetzt. Von Säulen und Gebälk ist nichts übrig geblieben als drei in der Nähe gefundene dorische
Kapitelle (Säulendurchmesser 0,39 m, Abacusbreitc 0.515, Höhe des Echinus und des Abacus je
0,06 m). An ckv westlichen Schmalwand liegt ein 2,20 m breites Marmorpflaster mit einem ei-
nübten Rande aus hochkantig gestellten Steinen.

Auf der Westseite des Platzes lehnt sich an den Fels ein rechteckiger Mauerklotz, aus grossen
Bruchsteinen wohl gefügt, 3,40 m breit, 3,05 m tief, noch etwa 1 m hoch, z. T. aus dem Fels geschnitten,
welcher nördlich und südlich davon senkrecht abgearbeitet ist. Die Umfassungsmauern scheinen naci
einem aus dem Fels geschnittenen Rest über dem massiven Unterbau als Wände eines kleinen
Gemaches emporgeführt gewesen zu sein. Im Süden ist eine Treppe angebaut, von welcher not
drei Stufen in situ sind. Den Bau umgiebt auf den drei freien Seiten ein Rechteck von zwei 10
gearbeiteten und schlecht gelegten Marmorstufen, 10,30 m breit und 9,50 m lang.
 
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