So war man schon im Altertum genötigt, den Wald neu aufzuforsten. Zumal an solchen Stellen, wo früher
Quellen oder Bäche gewesen waren, pflanzte man darum wieder Bäume oder Sträucher an, und bereits
Homer rühmt den Menalaos deshalb, weil er zu Kephyre einen Platanenbaum gepflanzt habe.
Höchstwahrscheinlich besaßen früher in der unteren Region, die jetzt fast ausschließlich von den
Gebüschen der Macchic und Phrygana eingenommen wird, die Wälder größere Ausdehnung. Zu ihren
Wichtigsten Bestandteilen dürfte die Aleppokiefer, Pinas Jiatepensis MilL, gehört haben, die man noch
jetzt im westlichen Kleinasien, besonders in schwerer zugänglichen und spärlicher bevölkerten Gegenden,
häufig antrifft. Ebenso waren hochstämmige Eichenwälder sicher vorhanden. Auch die milesische Halb-
insel war vielleicht im frühen Altertum zum Teil mit Kiefern- und Eichenwald bedeckt, und erst nach
dessen Niederschlagen konnte die Macchie die Ausdehnung annehmen, die sie heute besitzt. Die ganze
Macchie allerdings, wie es seitens mancher Pflanzengeographen geschieht, überhaupt nur als Folge-
stadium vernichteter Waldungen anzuseilen, erscheint kaum angängig. Denn die meisten der in ihr
auftretenden Gehölze, wie Baumhcide, Lorbeer, Myrte, Erdbeerbaum, Pistazie, Wacholder, Ginster,
Cistrosen u. a., sind sicher immer an geeigneten Stellen in gleichen oder wenigstens ähnlichen Beständen
vorgekommen wie heute. Fast alle von ihnen waren überdies auch schon den Alten gut mit Namen
bekannt, und bereits bei Theophrast und Dioscorides wie auch bei Galenos aus Pergamon
(131—203 n. Chr.) finden sich recht genaue Angaben über sie1) und über die Pflanzen, mit denen sie
zusammen wachsen.
Immerhin wird auch die Mucclüe im Laufe der Zeit manche Veränderungen erlitten haben, und
vor allem ist wohl die große Ausdehnung der Phryganazn einem erheblichen Teil auf direkte oder indirekte
menschliche Einflüsse zurückzuführen. Die durch die Entwaldung herbeigeführte größere Trockenheit
und die damit verbundene Zerstörung der Humusschicht des Bodens schufen für sie geeignete Bedin-
gungen; regelmäßiger Viehverbiß, Brandschäden (s. o. S. 5) sowie häufiges Ausschlagen von Brenn-
holz erhielten sie in ihrer kümmerlichen Form und sorgten dafür, daß sie nicht ihre ursprüngliche
üppigere Gestalt annahm. Die weitgehende „Verkarstung", die man in so vielen Teilen des westlichen
Kleinasicns, auch auf der milesischen Halbinsel und in ihrer Umgebung, beobachten kann (s. o. S. 4 und
Abb. IS), ist jedenfalls zum großen Teil durch den Menschen verursacht. Der Mensch hat ja als pflanzen-
geographischer Faktor im Orient überhaupt wesentliche Bedeutung; er hat nicht nur die Ausdehnung
der ursprünglichen Wälder und Gebüsche in stärkstem Maße verändert, sondern auch absichtlich oder
tin absieht lieh auf deren Zusammensetzung eingewirkt. Dadurch, daß einzelne Arten gegen Brand-
schaden, gegen Abweiden usw. widerstandsfähiger waren und schneller nachwuchsen, gewannen sie das
Übergewicht über ihre Nachbarn, und so mögen manche Pflanzen im Laufe der Zeit häufiger, andere
seltener geworden sein. Jedenfalls läßt die Vegetation des westlichen Kleinasiens deutlich erkennen,
daß sie seit langem durch den Menschen beeinflußt worden ist, und jedem, der mit offenen Augen das
Land durchwandert, erzählen nicht nur Tempeltrümmer und Ruinen, sondern auch die Natur von
seiner uralten Geschichte.
Neben den menschlichen Eingriffen sind es aber wohl auch noch andere Faktoren gewesen, die
Aussehen und Zusammensetzung der Vegetation selbst noch in historischer Zeit geändert haben.
Mit größter Wahrscheinlichkeit müssen wir annehmen, daß der Orient und wohl auch Nord-
afrika noch in postglacialer Zeit feuchte Perioden durchgemacht haben2), und daß die hohe Kultur;
die Griechenland und Vorderasien nach den Perserkriegen entwickeln konnten, nur bei besseren kli-
matischen Bedingungen als heute möglich war. Zweifellos müssen wir für die einstigen blühenden
Städte Nordafrikas, Syriens, Kleinasiens und der benachbarten Gebiete bessere Bewässerungsmöglich-
') Einzelheituii d.u-übür sich« lici K. Kn«h. Diu. J.'^uitui: um; Suinn-lift des aitini (".riui.huiihinds. lluiliu, 1SS4, -z. Aufl., 270 S.
!) Veigl. darüber: H. Garns und K. Nordhagen, Pottglacial« KÜmaEtadenragen und Erdkrusten bewegungen in Mittel-
europa. München, 1923.
Quellen oder Bäche gewesen waren, pflanzte man darum wieder Bäume oder Sträucher an, und bereits
Homer rühmt den Menalaos deshalb, weil er zu Kephyre einen Platanenbaum gepflanzt habe.
Höchstwahrscheinlich besaßen früher in der unteren Region, die jetzt fast ausschließlich von den
Gebüschen der Macchic und Phrygana eingenommen wird, die Wälder größere Ausdehnung. Zu ihren
Wichtigsten Bestandteilen dürfte die Aleppokiefer, Pinas Jiatepensis MilL, gehört haben, die man noch
jetzt im westlichen Kleinasien, besonders in schwerer zugänglichen und spärlicher bevölkerten Gegenden,
häufig antrifft. Ebenso waren hochstämmige Eichenwälder sicher vorhanden. Auch die milesische Halb-
insel war vielleicht im frühen Altertum zum Teil mit Kiefern- und Eichenwald bedeckt, und erst nach
dessen Niederschlagen konnte die Macchie die Ausdehnung annehmen, die sie heute besitzt. Die ganze
Macchie allerdings, wie es seitens mancher Pflanzengeographen geschieht, überhaupt nur als Folge-
stadium vernichteter Waldungen anzuseilen, erscheint kaum angängig. Denn die meisten der in ihr
auftretenden Gehölze, wie Baumhcide, Lorbeer, Myrte, Erdbeerbaum, Pistazie, Wacholder, Ginster,
Cistrosen u. a., sind sicher immer an geeigneten Stellen in gleichen oder wenigstens ähnlichen Beständen
vorgekommen wie heute. Fast alle von ihnen waren überdies auch schon den Alten gut mit Namen
bekannt, und bereits bei Theophrast und Dioscorides wie auch bei Galenos aus Pergamon
(131—203 n. Chr.) finden sich recht genaue Angaben über sie1) und über die Pflanzen, mit denen sie
zusammen wachsen.
Immerhin wird auch die Mucclüe im Laufe der Zeit manche Veränderungen erlitten haben, und
vor allem ist wohl die große Ausdehnung der Phryganazn einem erheblichen Teil auf direkte oder indirekte
menschliche Einflüsse zurückzuführen. Die durch die Entwaldung herbeigeführte größere Trockenheit
und die damit verbundene Zerstörung der Humusschicht des Bodens schufen für sie geeignete Bedin-
gungen; regelmäßiger Viehverbiß, Brandschäden (s. o. S. 5) sowie häufiges Ausschlagen von Brenn-
holz erhielten sie in ihrer kümmerlichen Form und sorgten dafür, daß sie nicht ihre ursprüngliche
üppigere Gestalt annahm. Die weitgehende „Verkarstung", die man in so vielen Teilen des westlichen
Kleinasicns, auch auf der milesischen Halbinsel und in ihrer Umgebung, beobachten kann (s. o. S. 4 und
Abb. IS), ist jedenfalls zum großen Teil durch den Menschen verursacht. Der Mensch hat ja als pflanzen-
geographischer Faktor im Orient überhaupt wesentliche Bedeutung; er hat nicht nur die Ausdehnung
der ursprünglichen Wälder und Gebüsche in stärkstem Maße verändert, sondern auch absichtlich oder
tin absieht lieh auf deren Zusammensetzung eingewirkt. Dadurch, daß einzelne Arten gegen Brand-
schaden, gegen Abweiden usw. widerstandsfähiger waren und schneller nachwuchsen, gewannen sie das
Übergewicht über ihre Nachbarn, und so mögen manche Pflanzen im Laufe der Zeit häufiger, andere
seltener geworden sein. Jedenfalls läßt die Vegetation des westlichen Kleinasiens deutlich erkennen,
daß sie seit langem durch den Menschen beeinflußt worden ist, und jedem, der mit offenen Augen das
Land durchwandert, erzählen nicht nur Tempeltrümmer und Ruinen, sondern auch die Natur von
seiner uralten Geschichte.
Neben den menschlichen Eingriffen sind es aber wohl auch noch andere Faktoren gewesen, die
Aussehen und Zusammensetzung der Vegetation selbst noch in historischer Zeit geändert haben.
Mit größter Wahrscheinlichkeit müssen wir annehmen, daß der Orient und wohl auch Nord-
afrika noch in postglacialer Zeit feuchte Perioden durchgemacht haben2), und daß die hohe Kultur;
die Griechenland und Vorderasien nach den Perserkriegen entwickeln konnten, nur bei besseren kli-
matischen Bedingungen als heute möglich war. Zweifellos müssen wir für die einstigen blühenden
Städte Nordafrikas, Syriens, Kleinasiens und der benachbarten Gebiete bessere Bewässerungsmöglich-
') Einzelheituii d.u-übür sich« lici K. Kn«h. Diu. J.'^uitui: um; Suinn-lift des aitini (".riui.huiihinds. lluiliu, 1SS4, -z. Aufl., 270 S.
!) Veigl. darüber: H. Garns und K. Nordhagen, Pottglacial« KÜmaEtadenragen und Erdkrusten bewegungen in Mittel-
europa. München, 1923.