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Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 2,2): Die Milesische Landschaft — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.1029#0035
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III. DIE VEGETATIONSVERHÄLTNISSE DER MILESISCHEN HALBINSEL.

1. Die pflanzengeographische Stellung der milesischen Halbinsel.

Die milesische Halbinsel gehört mit ihrer Vegetation dem Teile Kleinasiens an, den man als west-
liche kl ein asiatische Unterprovinz des großen Mediterrangebietes bezeichnet. Mehr als in allen anderen
Gegenden Kleinasiens machen sich hier die besonderen Eigenschaften des Mittelmeerklimas bemerkbar,
und mehr als im nördlichen oder inneren Anatolien weist hier die Pflanzenwelt jene charakteristischen
Züge auf, die wir auch sonst in mediterranen Ländern, vor allem in Griechenland und in Italien, be-
obachten können.

Die pflanzengeograpbische Stellung des westlichen Kleinasiens ergibt sich aus der Gliederung der
ganzen Halbinsel und hängt eng zusammen mit deren geographischen und klimatischen Verhältnissen.
Bekanntlich stellt das innere Anajolien eine von Westen nach Osten zu allmählich ansteigende Hoch-
ebene dar, die im Osten in das armenisch-iranische Hochland übergeht, im Norden und Süden dagegen
von hohen, das Plateau meist noch beträchtlich überragenden und nach außen schroff abfallenden Rand-
gebirgen begrenzt wird. Im Westen fehlt dieser scharfe Abschluß; die Hochebene geht hier allmählicher
in das bergige Vorland über, und zahlreiche Gebirgszüge vermitteln einen sanfteren Abfall zum Meere.
Dem morphologischen Aufbau entsprechen die klimatischen Verhältnisse, An den hohen Rand-
gebirgen des Nordens schlägt sich die vom Schwarzen Meer herübergewehte Feuchtigkeit in Menge
nieder, fast während des ganzen Jahres fällt reichlicher Regen, und Winter wie Sommer ist der Himmel
trübe und bedeckt. Auch im Süden halten die hohen pamphylischen und cilicischen Gebirge die medi-
terranen Seewinde auf, zwingen sie zum Niederschlag ihrer Feuchtigkeit und lassen das dahinter liegende
Land trocken und wolkenlos. So ist das Innere Kleinasiens ungemein regenarm, wobei die Trockenheit
entsprechend der Öffnung im Westen nach Osten hin immer weiter zunimmt1). Außerdem machen sich
infolge der hohen Lage und der dadurch bedingten dünnen Luft große Temperaturgegensätze bemerkbar,
und tägliche wie jährliche Wärmeschwankungen können recht beträchtlich sein. Dem westlichen Klein-
asien fehlen schroff aufsteigende Randgebirge. Der Übergang zu der zentralen Hochebene erfolgt mehr
allmählich; überdies verlaufen die meisten der auch hier reichlich vorhandenen Gebirgszüge nicht pa-
rallel zur Küste, sondern senkrecht dazu in west-östlicher Richtung, so daß den vom Meer her wehenden
Winden ein weites Eindringen in das Innere des Landes möglich ist. Mediterranes Litoralklima, aus-
gezeichnet durch feuchte, milde Winter und heiße, sonnige, trockene Sommer, herrscht hier unbeschränkt
und kann sich auch noch weit im Innern bemerkbar machen.

i) Die jährliche Regenmenge beträgt in Eski Schehir (ca. Soo m) 272 mm, in Angora (350 m) 236 mm, in Konia
 
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