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Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 2,2): Die Milesische Landschaft — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.1029#0008
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Abb. 1. Der Mae;mder bei Milet

I. DIE MILESISCHE LANDSCHAFT.

. Die Landschaft der Mae anderebene mit ihren wechselnden Bildern von sommerlicher Trockenheit
und winterlicher Überflutung ist ausführlich im Priene-YVerk geschildert worden1). Nun gilt es, eine Vor-
stellung von dem völlig verschiedenen Charakter der milesischen Halbinsel2) zu geben.

Dieses Gebiet, im Norden jetzt begrenzt vom Maeander und der Bucht von Herakleia, im Westen
vom offenen Meer, im Süden von der Bucht von Mendelia (fiaadtxd; v.i'/.r.oi), im Osten von den Aus-
läufern der karischen Berge, ist mit dem Hinterland nur durch einen schmalen und gebirgigen Rücken
verbunden, dessen Besetzung für den Angreifer sehr schwer, dessen Verteidigung einer mäßigen Truppen-
macht leicht war. So wie Attika und das pergamenische Land3) durch einen Gürtel von Grenzfestungen
und Strandtürmen geschützt waren, finden wir das milesische Land,'wenn auch in bescheidenerer Weise,
gesichert. Ein richtiges rechteckiges Sperrfort liegt bei -:& [tap'iafa im Südosten, ein fester Turm un-
weit des Sees von Herakleia bei Sakiz-burniv1); den Strand an der Westküste behüteten die Wächter
des Turmes von Hagios Antonios und Tausch an-burnu. Teichiusa war, wie der Name zeigt, stets befestigt,
östlich davon liegt ein Befestigungsrest auf einem Landvorsprung bei Karakuja. Alle noch sichtbaren
Reste sind in hellenistischer Quadertechnik ausgeführt. Es versteht sich von selbst, daß die Wachttürme
unter sich einen Fcuersignaldienst unterhielten, der sich auch auf die benachbarten Festlandsküsten
und die Inseln erstreckte. Sehr ungünstig war die Landverbindung Milets, dazu noch erschwert durch
das vorgelagerte Grion- und Latmosgebirge. Der Verkehr mit den Nachbarn beruhte fast ausschließlich
auf der Schiffahrt5).

Den höchsten Teil der Halbinsel bildet ein grauer, mit dünnem Fichtenwald bestandener Aus-
läufer des Grion (Strabo XIV 1,8), der am Südufer des Sees von Herakleia bis zu 700 m aufsteigt und
sich südöstlich nach Karien fortsetzt (Abb. 2 und 3, dazu die Panoramabeilage, rechts Ende): Zwischen
dem Rande des Sees und dem Nordfuß des Grion führt der von Fichten, Oliven- und Myrtengebüsch
begleitete einzige Reitweg aus der unteren Maeanderebene nach dem Gebiet von Euromos und Mylasa.
Ein Bild der dortigen Vegetation gibt die Abb. ?> in Milet III1, mit der byzantinischen Sperrfestung Kadi
Kalessi. Während nun der Nordabhang des Grion durch die Feuchtigkeit des Sees ein erfreuliches Bild

') l'ricnc S. 7—31. über die Ursache der Maeandcruildung bei

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■ ..l-'orscIntrigen und Fort-
ischen Halbinsel 1: 50 000,

*) 'H M'Jjjsfa Strab. XIV 1,8; Partien. Erotica {Script erot. Parth. CVHI 13). Karte der
mit erläuterndem Text von Paul Wilski, Milet I 1.

*) C Schuchhardt, Altertümer von Pcrgamon I1, S.93 ff.: „Ein games System von befestigten Grenzposten" auf dem Kara-
Dagh. Sitz. Ber. Pr. Ak. d. Wiss. 18S7, S. 1207—1214.

') Vgl. die Karte Milet III1 Der Latmos.

*) Vgl. A. Philippson, Antike Stadtanlagen an (1er Westküste Kleinasiens. Bonner Jahrbücher 123, 2, S. 125 ff. (1016).
 
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