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Wiegand, Theodor [Editor]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 2,2): Die Milesische Landschaft — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.1029#0055
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Die Hauptmenge der Beobachtungen bilden die Notizen des Ausgrabungs-Tagebuches, die für
die Jahre 1902—1911 im ganzen 1180 Beobachtungstage "umfassen.

Die Beobachtungen des Tagebuchs und Wilskis haben zur Aufstellung der nebenstehenden übersieht
über die milesisehen Witterungsverhältnisse geführt.

Einige Einzelheiten dieser Übersicht st abelle seien besonders erwähnt. Eine Reihe von Zahlen in
ihr sind mit einem * bezeichnet, z. B. 11*, 21*. Mit diesem Sternchen hat es folgende Bewandtnis.
Tagebuchnotizen, welche über Temperatur, Bewölkung, Windstärke und Windrichtung, sowie
über den Klarheitszustand der Atmosphäre etwas aussagen, liegen nicht für alle Tage des Monats vor.
Man gewinnt beim Studium des Tagebuches den Eindruck, daß vorzugsweise Abweichungen vom
gewöhnlichen Zustand notiert worden sind. Wenn an einem Tage nichts notiert ist, ist daher als das
wahrscheinlichste angenommen worden, daß an diesem Tage ein zwischen den Extremen liegender
mittlerer Zustand der Atmosphäre geherrscht haben wird. Die aus dieser Annahme hervor-
gegangenen Zahlen sind durch das Sternchen gekennzeichnet. Ist dagegen z. B. für April
die Anzaiil der Tage, an denen es ,,etwas kühl, milde, sehr milde oder warm" war, mit 18 (ohne *!) ange-
geben, so bedeutet das, daß die Anzahl der Tage, für welche in den Aprilmonaten der Jahre 1902—1911
einer dieser Luftzustände notiert worden ist, dividiert durch die Anzahl aller der Beobachtung unter-
worfenen Apriltage, multipliziert mit 30 die Zahl 18 ergibt.

Die häufig vorkommende Tagebuchnotiz „Wetter schön" ist zur Herstellung der Tabelle zer-
gliedert worden in: Temperatur milde, Winde schwach bis gar nicht, Bewölkung gering bis gar nicht,
klare Luft, keine Niederschläge.

,,Wetter sehr schön" wurde zerlegt in: warm, windstill, Bewölkung ganz fehlend, sehr klare
Luft, keine Niederschläge. Dieser Wettertypus ist namentlich im Herbst häufig, gerade wie bei uns.
Wir sprechen an solchen Tagen von Altweibersommer. Bei Milet hörte Wiegand an einem solchen Tage
von „i^c 'fp'.ä; -.t v.z'/.ow.p&Y.:" sprechen.

Die Tagebuchnotiz „milde" wurde für diu Aufstellung der Tabelle zerlegt in: Temperatur ange-
nehm, Winde schwach bis gar nicht, keine Niederschläge.

In den Fallen, wo das Tagebuch ,,Regen" verzeichnet, wurde je zur Hälfte „mittlere" und „starke
Bewölkung" angenommen. Die Zahlenangaben 8—-10 bei starker Bewölkung, 7—3 bei mittlerer Be-
wölkung und 2—0 bei geringer oder gar keiner Bewölkung beruhen auf nachträglicher, rein psychologischer
Schätzung.

Die Tagebuchnotiz „bewölkt" wurde so aufgefaßt, daß in etwa 50% der Fälle „starke" Bewölkung,
in 50% „mittlere" Bewölkung vorgelegen haben wird. 33 mal ist im Tagebuch ,,Unwetter" eingetragen
oder ,,wolkenbruchartiger Regen mit Gewitter". Hierzugibt Wiegand folgende nähere Erklärung:
„unter dem milesischen „Unwetter" nur heftige Winde und starke Niederschläge zu verstehen, wäre zu
wenig. Es sind vor allem die plötzlich auftauchenden Gewitterstürme genieint, die meist von Süden heran-
grollen und sich schwer entladen. Dann pflegt der Wind erst nach SW umzuspringen, dann nach W und
schließlich nach N, worauf der Himmel wieder klar wird. Nie ist die Drehung des Windes andersherum
erfolgt". Besonders angegeben ist in den Tagebuchnotizen die beim Unwetter herrschende Windrichtung
10 mal. In 7 Fällen ist S eingetragen, SE 2 mal, SW Imal. Bei „wölkenbruchartigem Regen mit
Gewitter" findet sich einmal N angegeben.

Für Juli und August liegen keine Beobachtugenn vor.

Im allgemeinen läßt sich aus der Tabelle wohl folgendes entnehmen: Was die Temperatur-
empfindung anlangt, so gibt die Tabelle für Dezember, Januar, Februar, März ziemlich gleichmäßigen
winterlichen Charakter. Nur wenig schwächer ist die Eälteempfindung Im Dezember und März gegenüber

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