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Wilpert, Joseph [Editor]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0133
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Eiitlialten die Katakombcnmalcrcien Portraiis ?

e Marcellino in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts angelegt wurde. Petrus ist
hier zweimal abgebildet: einmal auf der Eingangswand, wie er in einer Schriftrolle
liest, und dann auf der Decke in der Scene des Gerichtes, in welcher er, wie fast immer,
den Ehrenplatz zur Rechten Christi einnimmt.' Von dem ersteren. Bilde bringen wir
wegen seiner hervorragenden Wichtigkeit auf Taf. 94 eine Kopie in der Grösse des
Originals. Die übrigen Gemälde, auf denen auch der Heidenapostel individualisirt
ist, gehören sämmtlich dem 4. Jahrhundert an.2 Auf allen erscheint Petrus mit kur-
zem aber dichtem Bart- und Haupthaar, welches anfänglich grau melirt, später ganz
grau ist; Paulus ist kahlköpfig und hat einen langen, zugespitzten Vollbart von dun-
kelbrauner Farbe. Die Farbe der Haare bei Petrus abgerechnet, hat eine Entwick-
lung der beiden Typen nicht stattgehabt; die Bilder stimmen im Wesentlichen ebenso
sehr mit einander überein, wie sie auch eine unverkennbare Ähnlichkeit mit den zwei
vatikanischen Bronzeplatten, welche aus dem 3. Jahrhundert stammen dürften, -auf-
weisen. Was aber besonders in die Wagschale fallen muss, ist die Thatsache, dass
in den Fällen, wo die Apostelfürsten individualisirt sind, die Maler es gewöhnlich nicht
für nothwendig erachtet haben, dieselben durch beigesetzte Namen dem Beschauer
als solche kenntlich zu machen,3 selbst nicht auf dem Deckenbilde (Taf. 252), auf wel-
chem alle übrigen Heiligen mit dem Namen versehen wurden. Hieraus dürfen wir
schliessen, dass den erwähnten Darstellungen der beiden Apostel, wenn nicht ein wirk-
liches Portrait, so doch eine mehr oder minder genaue Kenntniss von ihrer leiblichen
Erscheinung zu Grunde liegt, und dass diese Kenntniss bei den Christen Roms we-
nigstens seit dem 3. Jahrhundert weit verbreitet war.4 Zu einer solchen Annahme
passen für den Heidenapostel die Nachrichten, welche an ihm einstimmig den kahlen
Kopf und den langen Bart als bezeichnendes Merkmal hervorheben. Für den hl. Pe-
trus sind die Nachrichten insofern getheilt, als einige auch ihm eine vollständige oder
partielle Kahlköpfigkeit zuschreiben, während er nach andern starkes, kurzes und wol-
liges Haar hatte. Gegenüber diesem Schwanken ist es daher gewiss sehr auffallend,
dass die Vorstellung von der Kahlköpfigkeit Petri sowohl den Malern der Katakomben
als auch denen des ganzen Mittelalters unbekannt geblieben ist, jedenfalls nicht den
geringsten Einfluss auf sie ausgeübt hat.

Ausser den Darstellungen mit den portraitartigen Köpfen der Apostelfürsten gibt
es in den Katakomben auch aus der letzten Zeit solche, die nichts Individuelles dar-
bieten 5 oder nicht genug bestimmt gefasst sind, dass man sie unter jene einreihen
könnte.6 Dieses beweist, dass die Verpflichtung, die Apostelfürsten zu « portraitiren »,

1 Taf. 96.^.^3. tenz eines Portraits in Frage: Qui (Paulus) etiam

' Taff. 15.5 ff.; 177, 1; 179; 182 ; 248; 251 f. u. 254- -si non ea facie fuit quae nobis occurrit de illo cogi-

' Eine Ausnahme bieten die Arkosolien der Cele- tantibus, et hoc penitus ignoramus, novimus tarnen

rina in der Praetextatkatakombe (Taff. 181 1, u. 251) quid sit homo, etc.

und der Eudocia in Marco e Marcelliano (Taf. 249, 1). s Auf dem Fresko der Verläugnung (Taf. 242, 1)

4 Der hl. Augustin (De trinit., 8, 5, Migne, 42, erscheint Petrus ohne Bart.

952 f.) setzt auch für den Heidenapostel die Exis- ' Taff. 152 u. 193.
 
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