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66 Erstes Buch. Allgemeine Untersuchungen zur konstantmischen etc. Monumentalkunst Roms.

auf sich und folge mir nach.'" Schon der Apostelfürst fragte ihn nach dem Lohn dieser
Nachfolge. „Siehe", sagte er, „wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird
uns wohl dafür werden?"3 Die Antwort brauchen wir nicht wörtlich zu wiederholen; jeder
weiß, daß der Herr den Aposteln Throne und Teilnahme an der Richterwürde beim letzten
Gericht, den übrigen aber hundertfältigen Lohn und das ewige Leben versprochen hat.
Diesen in Aussicht gestellten Lohn kleidet die alte Literatur gewöhnlich in die Form des
Kranzes: man betrachtet das Leben als einen Kampf mit den feindlichen Gewalten, aus
welchem der Christ als Sieger, mit dem „unvergänglichen Kranz" geschmückt, hervorgehen
soll'. So tröstet sich der Heidenapostel bei dem Gedanken an den Tod damit, daß er
„den guten Kampf gekämpft" habe und daß ihm bei dem göttlichen Richter „der Kranz der
Gerechtigkeit hinterlegt sei".4 Petrus nennt den Lohn den „unverwelklichen Kranz der
Herrlichkeit"5 und der Seher von Patmos den „Kranz des Lebens"6, während Paulin von
Nola in seinen tituli dafür einfach „Kranz" braucht und ihn mit dem Kreuz in die engste
Verbindung bringt, als wenn beide notwendig zusammengehörten7.

Nicht geringer ist die Wichtigkeit, welche die Kunst dem Kranze als dem Siegespreis
beilegt: da wird er unzähligemal sowohl Christus selbst als auch den Märtyrern zugeteilt.
Schon auf dem Labarum umgab er das konstantinische Monogramm. Seitdem mehrten sich
die Beipiele des bekränzten „Zeichens Christi" in den Katakomben ganz ungewöhnlich,
so daß man sie überall antrifft, wo die Plünderung nicht zu sehr gehaust hat. Es kamen
ferner jene Sarkophage mit der Nachbildung des Labarums wie auch die Darstellungen mit
der Hand Gottes auf, welche dieses Symbol über Christus oder seinem Namen oder über
Märtyrern hält. Wir erwähnen des weiteren die Gestalten von Heiligen mit dem Kranz in
den Händen, wovon die ersten Vertreter an den Gräbern der Katakomben schon vor dem
4. Jahrhundert gemalt wurden8. Dort finden sich auch die ältesten Bilder, auf denen Christus
Lokalmärtyrern den Siegespreis übergibt. Während bei seinen Blutzeugen er als Preisrichter
fungiert, hält ihm selbst Gott Vater, der durch die aus Wolken ragende Hand versinnbildet
ist, den Kranz bereit. Dieser hat zwei weit abstehende, zum Festbinden bestimmte Schnüre,
welche er auch nach seiner Verwandlung in eine Krone weiter fortführt. Daß die Hand
die Krone auch über einen Märtyrer hält, beweist außer den oben erwähnten Sarkophagen
die afrikanische Silberpyxis und das Mosaik von S. Vittore in Mailand (Taf. 83, l).

Gewöhnlich sind es die Apostel und Evangelisten, welche mit dem Kranz erscheinen.
So stellte sie das Silberrelief dar, mit welchem Konstantin d. Gr. den Baldachin des Altars
der lateranensischen Basilika schmückte. So sieht man sie auch in dem neapolitanischen
Baptisterium, für welches sie aus der alten Taufkirche vom Lateran kopiert wurden. Aus
der Periode, in welcher auch bei den Heiligen die Krone an die Stelle des Kranzes trat,
verdienen schließlich eine besondere Erwähnung die Mosaiken in S. Apollinare Nuovo mit

'Mk8,34. 2M19,27. 3 1 Kor 9, 25. 4 2 Tim 4, 7 f. 7 Ep. 32,12; Poem. 19, V.730; 33, V. 111: Migne, PX.61,336
s 1 Petr 5, 4. " Ofß 2, 10. 550 673. 8 Vgl. darüber meine Katakombenmalereien 491 f.
 
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