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Siebtes Kapitel.
Basilika des hl. Petrus.

j|ber dem Grabe des Apostelfürsten1 baute Konstantin eine fünf schiff ige Basilika derart,
daß der Hauptaltar unmittelbar über das Grab zu stehen kam. Hierzu bedurfte es
riesiger Arbeiten: man mußte der Straße, an welcher die „memoria Petri" lag, eine andere
Richtung geben, die sie einfassenden Grabmonumente beseitigen und einen Teil des vatika-
nischen Hügels abtragen, um die für die Basilika notwendige Ebene zu gewinnen. Nichtsdesto-
weniger lag die Konfessio und liegt sie auch heute nicht genau auf der Axe der Basilika, sondern
etwas nach links. Man hat nämlich, um Kosten zu sparen, eine Mauer des neronianischen
Zirkus als Substruktion für die Kirche benutzt; weil aber nach dem damals üblichen Brauch das
Märtyrergrab nicht von der Stelle gerückt werden durfte, so ergab sich jene Unregelmäßigkeit2.
Konstantin verwendete zu dem Baue Ziegel, welche eigens dafür angefertigt und mit
seinem Namen gestempelt waren3. Bei der großen Verehrung, die er zu dem Apostel
Petrus hatte, stattete er die Basilika mit kaiserlicher Pracht aus. Die Widmungsinschrift,
welche wir weiter unten anführen werden, beweist, daß er diesen Bau zum Dank für die
Besiegung von Feinden gelobt hat. Wie in der lateranensischen Votivkirche, so bekleidete
er auch hier die Apsiswände unterhalb des Mosaiks mit goldenen Platten4, welche erst von
den Vandalen geraubt wurden, weil Alarich bei der Einnahme Roms die Basiliken der beiden
Apostel von der Plünderung ausgenommen hatte5. Auch hier war es der hl. Leo I. (440—461),
welcher die von den Vandalen angerichteten Schäden ausbesserte: „Hie (post cladem Wan-
dalicam) renovavit basilicam beati Petri apostoli [et cameram]." In dieser allgemeinen Weise
schreibt der Liber pontificalis von den Arbeiten des Papstes, ohne sie näher zu bezeichnen6.

1 Vgl. darüber A. de Waal, Des Apostelfürsien Petrus glor- 3 Zwei von den bei dem Abbruch der Apsis gefundenen
reiche Ruhestätte72ii; J. P. Kirsch, Beiträge zur Baugeschichte Ziegeln bei Grimaldi, Cod. Barb. lat. 2733, fol. 165v. Hieraus
der alten Peterskirche, in Rom. Quartalschr. 1890, HO ff; Ciampini, De aedif. sacr. 30. Vgl. auch de Rossi, Inscript.
de Rossi, Inscript. christ. II, 1 199f, 230,1 231,2; Duchesne, christ. 11, I, 230; Dressel, in C. I. L. XV, I 413.

Liber pontificalis I 194, Anm. 61 f; H. Grisar, La tomba di San 4 Liber pontificalis ed. Duchesne I 176 (u. 194, Anm. 64)

Pietro, in Anal. Rom. 1274 ff, wo die weitere Literatur angegeben ed. Mommsen 57: „Fecit autem (Constantinus Augustus) et

ist; ferner meine Aufsätze DOMVS PETRI in Rom. Quartal- cameram basilicae trimitam auri fulgentem." Auf die reiche

sehr. 1912, 117—122; Das Grab des hl.Petrus, in ///. Vereins- Verwendung des Goldes in der Ausschmückung der Peters-

schrift der Görres- Gesellschaft 1907, 1—23 (Sep.-Abdruck), kirche nimmt auch die Nielloinschrift des Kreuzes, das Konstantin

2 Vgl. de Rossi {(nscript. christ. II, I, 231, 2), der den richtigen und Helena auf das Grab des Apostels stifteten, Bezug, indem
Grund für die Anomalie angegeben hat. Der Hinweis auf die sie der unterirdischen DOMVS REGALIS die AVLA (Basilika)
„Eile" und „Nachlässigkeit der Architekten Konstantins" hat gegenüberstellt.

die bekannte, für die römischen Bauten falsche Voraussetzung, 5 Orosius, Hist. 7, 39: Migne, PL 31, 1163. Vgl. Sozom.,

welche Zustände von Konstantinopel auf Rom überträgt. H. E. 9, 9: Migne, PG 67, 1616. 6 Ed. Duchesne I 239.
 
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