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414 Zweites Buch. Die hervorragendsten kirchlichen Denkmäler mit Bilderzyklen.

Weise beeinflußten. Es gab aber auch Gelehrte, die von den Kopien unabhängig geblieben
sind und keine Mühe gescheut haben, um die Mosaiken aus eigener Anschauung kennen
zu lernen. Für die Untersuchung derjenigen der Hochwände benutzten sie ein fahrbares
Gerüst, das in der Basilika ausgeliehen wird, und um die obersten Reihen der Bilder des
Triumphbogens in möglichster Nähe betrachten zu können, stieg einer auf den haushohen
Baldachin des Hauptaltars; andere ließen sich durch die Rosetten der Decke in einem Gestell
herunter und machten so, in schwindelnder Höhe hängend, ihre Studien. Diese nicht un-
gefährlichen Mittel und Vorkehrungen, so sehr sie den Ernst und den guten Willen der
betreffenden Forscher bezeugen, reichten jedoch nicht hin, um Irrtümer auszuschließen; denn
der Abstand der Mosaiken am Triumphbogen war immer noch ein so großer, daß man
zum Feldstecher greifen mußte.

Unter solchen Umständen bot sich für die Veröffentlichung dieser so schwer zugäng-
lichen Mosaiken nur ein Weg, der sicher zum Ziele führte, dar: sie durch farbige, auf photo-
graphischer Basis beruhende Kopien zum Gemeingut aller zu machen. Die Herstellung
solcher Kopien war indes gerade hier mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden; denn
die Originale mußten nicht bloß von der Staubschicht, die im Laufe der Zeit einen schmutzigen
Überzug gebildet hatte, sondern vor allem von dem Stuck gereinigt werden, welcher an
schadhaften Stellen auch über die angrenzenden Mosaikwürfel gestrichen und bemalt war.
Im Mittelschiff gab es sodann auf der Ostseite eine ganze Reihe von Mosaiken, bei welchen
der untere Teil bis zu einer Höhe von 24 cm mit weißem Stuck überzogen war. Hierzu
gesellten sich besonders auf dem Triumphbogen die kreuz- oder T-förmigen Klammern,
welche namentlich da, wo sie Gesichtsteile verbargen, recht störend wirkten. Die Klammern
mußten also gedreht werden, damit es möglich wurde, die von ihnen bedeckten Stellen zu
kopieren. Alle diese Schwierigkeiten konnte ich, um nichts zu verderben, nur durch meinen
Maler beseitigen lassen; dadurch hat sich die Herstellung der Kopien, wie vorauszusehen
war, ungewöhnlich in die Länge gezogen1.

§ 3. Alter der Mosaiken.

Die Frage nach dem Alter der Mosaiken hängt aufs engste mit der Geschichte der
Basilika zusammen, deren Anfänge noch nicht zur Genüge aufgehellt sind. Gewöhnlich
nimmt man an, daß der Bau als solcher eher der Saal eines vornehmen Privatpalastes als
eine Profanbasilika war. Bei den Schriftstellern der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts heißt
derselbe „Sicininum", „basilica Sicinini" oder auch „basilica Liberii"2. Ersterer Name stammt
wohl von einer lokalen Bezeichnung, vielleicht eines Platzes oder einer Straße3; letzterer von

1 Ich glaubte diese Details hervorheben zu sollen, weil ein 2 Jordan-Hülsen, 7opogra/>/He derStadtRom I, 3,336; DeRossi,

bekannter Kunsthistoriker, dem die Vorbereitung- der vor- Bullett. 1871, 21; Duchesne, Liber pontificalis I 209, Anm. 18;

liegenden Arbeit offenbar zu lange gedauert hat, mir schon vor Collecäo Avell. in Corpus Script, eccles.. ed. Vindob. XXXV, 49.

mehreren Jahren in einem Stuttgarter Journal daraus einen 3 Nicht einer Person, da auch der Ausdruck in Sicinino

Vorwurf gemacht hat. vorkommt.
 
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