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Palazzo Barberini • Kommentar
3,13 Von den 3 kleinen Gratien
Die Gruppe der drei Grazien mit einem Delphin als Stützpfeiler ist noch in den Documenti Inediti IV
S. 28 (Höhe: 2,5 pal. = ca. 55 cm) erwähnt (nicht identisch mit der Gruppe Matz-Duhn I S. 222
Nr. 841). Ihr heutiger Aufbewahrungsort ist unbekannt.
3,15—16 Stirn eines jungen Herkules
Kopf einer Statue des Herakles (Typus Lenbach). London, British Museum, Inv. 1732. Marmor.
H. des Gesichts 20,7 cm. Der Kopf ist auf eine neuzeitliche Büste gesetzt.
Kopie der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. nach einer der berühmtesten antiken Statuen des Hera-
kles, geschaffen um 320 v. Chr. Eine verkleinerte Wiederholung desselben Originals sah W. in der
Sammlung Ludovisi (112,10-16); eine Kopie in der Sammlung Borghese (s. 46,18-19). Den hier an-
gestellten Vergleich mit dem sog. Antinous im Belvedere des Vatikans bringt W. an anderer Stelle
nochmals ein, um für den Hermes Typus Andros-Farnese eine Benennung als Herakles vorzuschlagen, vgl.
13,10-15.
Vgl. hier 3,6-7; 91,1.
Bei W.: M/S. 78; GK1 S. 369.
Lit.: LIMC IV (1988) S. 749 s.v. Herakles Nr. 364 Taf. 469; Kansteiner, Herakles S. 123 Lb 8 Abb. 40; GK Denk-
mäler Nr. 468.
3,18-19 eine sitzende Egyptiscbe Figur
Statue eines Naophoros. Verschollen. Eine ähnliche, nur stehende Figur nennt W. unten, s. 93,23-24.
3,25—27 Der sterbende Adonis
Oberteil einer Statue des schlafenden Endymion. St. Petersburg, Ermitage, Inv. A 23. Marmor.
Chr. Bis 1762 im Palazzo Barberini, dann bei Bartolomeo Cavaceppi und an-
schließend in Wimbledon, Sammlung Lyde Browne, ab 1787 im Besitz Katha-
rinas II von Rußland.
Die zutreffende Deutung der liegenden Figur als Endymion war bereits im
17. Jh. bekannt, wie aus dem Inventar der Skulpturen des Kardinals Francesco
Barberini aus den Jahren 1632—1640 hervorgeht: „Un dimione ehe dorme et
tiene il braccio dritto in testa quäle e di dui pezzi vi ha le Coscie et vi e sino alle gi-
nocchie un pezzo e al n.o 14“, vgl. Aronberg Lavin, Barberini Documents
S. 133 Nr. 84. Auch im Inventar des Jahres 1738 (Documenti Inediti IV S. 55) und
bei Ficoroni (hier 86,5) wird das Stück als „Endimione“ bezeichnet. Offenbar
dasselbe Stück ist im 18. Jh. aber auch als Adonis interpretiert worden, vgl.
Richardson (hier 33,3) und Charles de Brosses, der 1739-1740 in Italien weilte
und unter den antiken Statuen der Sammlung Barberini an erster Stelle einen
sterbenden Adonis nennt: „Palais Barberin [...] Parmi les statues antiques vous
y verrez l’Adonis mourant“.
Nur W. hat die Statue als Werk der Bernini-Schule angesehen. In der Tat existiert eine im Jahr 1709
von Giuseppe Mazzuoli (Volterra? 1644-1725 Rom) geschaffene, heute in der Ermitage in St. Peters-
burg aufbewahrte, 1,93 m hohe Marmorgruppe, die zeigt, wie Adonis beim Angriff des Ebers den Tod
findet. Diese Gruppe kann W. jedoch nicht gemeint haben, weil sie nur bis 1717 im Palazzo Barberini zu
sehen war.
m. z. in. n.
Vgl. hier 33,3 (Zitat Richardson, Traitc S. 274); 86,5 (Zitat Ficoroni, Roma moderna S. 53: „Endimione“);
94,33-34.
Lit.: Oskar Waldhauer, Die antiken Skulpturen der Ermitage II, Berlin 1931 S. 51-52 Nr. 165 Taf. 43; Oleg Ne-
verov, The Lyde Browne Collection and the History of Ancient Sculpture in the Hermitage Museum, in: American
Journal of Archeology 88 1984 S. 35-36 Taf. 8 Abb. 15-16; Oleg Neverov, La collection des antiquites formee
par Lyde Browne achetee par Catherine II, in: Le collezioni di antichitä nella cultura antiquaria europea. Sympo-
sium Warschau 1996, hrsg. von Manuela Fano Santi, Rom 1999 S. 157 Abb. 5-6; LIMC III (1986) S. 735 s.v. Endymion
Nr. 93 Taf. 561; Brosses, Lettres S. 695 mit Anm. 78: „Je n'ai trouve de traces de l'Adonis mourant ni dans Pina-
roli (i. e. Pinaroli, Trattato) ni dans Magnanimi (i. e. Giuseppina Magnanimi, Palazzo Barberini, Rom 1983) ni
dans les inventaires du XVIIe siede publies par Lavin (I. e. Aronberg Lavin, Barberini Documents)". - Zur Statue
von Mazzuoli vgl. Vitaly Suslov (Hrsg.), The State Hermitage. Masterpieces from the Museum's Collections II,
London 1994 S. 353 Nr. 288 mit Abb.
Palazzo Barberini • Kommentar
3,13 Von den 3 kleinen Gratien
Die Gruppe der drei Grazien mit einem Delphin als Stützpfeiler ist noch in den Documenti Inediti IV
S. 28 (Höhe: 2,5 pal. = ca. 55 cm) erwähnt (nicht identisch mit der Gruppe Matz-Duhn I S. 222
Nr. 841). Ihr heutiger Aufbewahrungsort ist unbekannt.
3,15—16 Stirn eines jungen Herkules
Kopf einer Statue des Herakles (Typus Lenbach). London, British Museum, Inv. 1732. Marmor.
H. des Gesichts 20,7 cm. Der Kopf ist auf eine neuzeitliche Büste gesetzt.
Kopie der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. nach einer der berühmtesten antiken Statuen des Hera-
kles, geschaffen um 320 v. Chr. Eine verkleinerte Wiederholung desselben Originals sah W. in der
Sammlung Ludovisi (112,10-16); eine Kopie in der Sammlung Borghese (s. 46,18-19). Den hier an-
gestellten Vergleich mit dem sog. Antinous im Belvedere des Vatikans bringt W. an anderer Stelle
nochmals ein, um für den Hermes Typus Andros-Farnese eine Benennung als Herakles vorzuschlagen, vgl.
13,10-15.
Vgl. hier 3,6-7; 91,1.
Bei W.: M/S. 78; GK1 S. 369.
Lit.: LIMC IV (1988) S. 749 s.v. Herakles Nr. 364 Taf. 469; Kansteiner, Herakles S. 123 Lb 8 Abb. 40; GK Denk-
mäler Nr. 468.
3,18-19 eine sitzende Egyptiscbe Figur
Statue eines Naophoros. Verschollen. Eine ähnliche, nur stehende Figur nennt W. unten, s. 93,23-24.
3,25—27 Der sterbende Adonis
Oberteil einer Statue des schlafenden Endymion. St. Petersburg, Ermitage, Inv. A 23. Marmor.
Chr. Bis 1762 im Palazzo Barberini, dann bei Bartolomeo Cavaceppi und an-
schließend in Wimbledon, Sammlung Lyde Browne, ab 1787 im Besitz Katha-
rinas II von Rußland.
Die zutreffende Deutung der liegenden Figur als Endymion war bereits im
17. Jh. bekannt, wie aus dem Inventar der Skulpturen des Kardinals Francesco
Barberini aus den Jahren 1632—1640 hervorgeht: „Un dimione ehe dorme et
tiene il braccio dritto in testa quäle e di dui pezzi vi ha le Coscie et vi e sino alle gi-
nocchie un pezzo e al n.o 14“, vgl. Aronberg Lavin, Barberini Documents
S. 133 Nr. 84. Auch im Inventar des Jahres 1738 (Documenti Inediti IV S. 55) und
bei Ficoroni (hier 86,5) wird das Stück als „Endimione“ bezeichnet. Offenbar
dasselbe Stück ist im 18. Jh. aber auch als Adonis interpretiert worden, vgl.
Richardson (hier 33,3) und Charles de Brosses, der 1739-1740 in Italien weilte
und unter den antiken Statuen der Sammlung Barberini an erster Stelle einen
sterbenden Adonis nennt: „Palais Barberin [...] Parmi les statues antiques vous
y verrez l’Adonis mourant“.
Nur W. hat die Statue als Werk der Bernini-Schule angesehen. In der Tat existiert eine im Jahr 1709
von Giuseppe Mazzuoli (Volterra? 1644-1725 Rom) geschaffene, heute in der Ermitage in St. Peters-
burg aufbewahrte, 1,93 m hohe Marmorgruppe, die zeigt, wie Adonis beim Angriff des Ebers den Tod
findet. Diese Gruppe kann W. jedoch nicht gemeint haben, weil sie nur bis 1717 im Palazzo Barberini zu
sehen war.
m. z. in. n.
Vgl. hier 33,3 (Zitat Richardson, Traitc S. 274); 86,5 (Zitat Ficoroni, Roma moderna S. 53: „Endimione“);
94,33-34.
Lit.: Oskar Waldhauer, Die antiken Skulpturen der Ermitage II, Berlin 1931 S. 51-52 Nr. 165 Taf. 43; Oleg Ne-
verov, The Lyde Browne Collection and the History of Ancient Sculpture in the Hermitage Museum, in: American
Journal of Archeology 88 1984 S. 35-36 Taf. 8 Abb. 15-16; Oleg Neverov, La collection des antiquites formee
par Lyde Browne achetee par Catherine II, in: Le collezioni di antichitä nella cultura antiquaria europea. Sympo-
sium Warschau 1996, hrsg. von Manuela Fano Santi, Rom 1999 S. 157 Abb. 5-6; LIMC III (1986) S. 735 s.v. Endymion
Nr. 93 Taf. 561; Brosses, Lettres S. 695 mit Anm. 78: „Je n'ai trouve de traces de l'Adonis mourant ni dans Pina-
roli (i. e. Pinaroli, Trattato) ni dans Magnanimi (i. e. Giuseppina Magnanimi, Palazzo Barberini, Rom 1983) ni
dans les inventaires du XVIIe siede publies par Lavin (I. e. Aronberg Lavin, Barberini Documents)". - Zur Statue
von Mazzuoli vgl. Vitaly Suslov (Hrsg.), The State Hermitage. Masterpieces from the Museum's Collections II,
London 1994 S. 353 Nr. 288 mit Abb.