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Kommentare zu S. 150-292
171.13 gli elmi di Pallade in alcune gemme e medaglie: Einen Helmbusch aus Roßhaar trägt Athena auf vielen Darstellungen,
z.B. auf der in Komm, zu 171,13 erwähnten Gemme bei Maffei Taf. 7 oder auf der in Komm, zu 153,30 erwähnten Münze
bei de Wilde Nr. 65 Taf. 11.
171.14 mit Anm. 5 La veste sottile (Tunica intima): Bei Aulus Gellius (Gell. 10,5,20) heißt es, daß der Flamen Dialis
(Jupiterpriester) die „unmittelbar auf dem Leib getragene Tunika“ (tunica intima; eigentlich: „innerste Tunika“) nur an über-
dachten Orten ablegen durfte, damit Jupiter ihn nicht nackt sähe. W. benutzte die Gellius-Edition Auli Gellii Noctium
Atticarum libri XX [...] quos ad libros mss.tos novo et multo labore exegerunt, perpetuis notis et emendationibus illustraverunt
Johannes Fredericus et Jacobus Gronovii [...], Lugduni Batavorum 1706.
171,16-18 Eum tenuisglauco velabatamictu Carbasus: In der ,Aeneis“ (Verg. Aen. 8,33-34) heißt es: „Ihn [sc. den Flußgott
Tiberinus] hüllte ein blauschimmern des Gewand ein, aus feinem / Leinengewebe.“ Zu dieser Textpassage s. GK Materialien
Komm, zu 45,33.
171,19 mit Anm. 6 verde, siccome sogliono vestirsi ifiumi appresso ipoeti: Zu Stat. Theb. 9,351-352 s. GKKommentar zu
393,9.
Sechstes Kapitel.
Ceres.
I. Ceres auf einem Altar, der sich in der Villa des Kardinal Alex. Albani findet, und von mir schon Nr. 6. beygebracht worden, hält in
ihrer rechten Hand ihre gewöhnlichen Sinbilder, das heisst, die Kornähren und den Mohn; aber sie unterscheidet sich von andern ihres
Gleichen durch die Müze oder den Hut, den sie auf dem Kopf hat. Ein Hut solcher Art, glaub ich, ΙπεβΠυλεών: das Wort körnt von
Πύλη, [16] welches äusser seiner eigenthümlichen Bedeutung von Stadthor, auch einen Thurm, der die Stadtthore decket, bedeutete;
und dieser Hut oder, um mit den Alten zu reden, diese Krone ward von ihrer Gestalt so genant, da sie sich wie ein Thurm auf dem
Kopfe erhebt, und wird vom Pollux (Onomast. V. 86.) unter dem weiblichen Schmuck mitgezählt. Panphilus undAlkman, zwey der
ältesten Dichter, die Athenäus (Deipnos. XV p. 678. A.) anführt, behaupten, daß in Sparta das Bild der Juno mit dem Πνλεών zu
sehen war. Aber auch die Juno von Samos (Tristan Com. hist. t. 1. p. 737.), und die von Sardes auf den Münzen (Num. Mus. Pisan.
tab. 23. cf. tab. 47, 54.), tragen einen ähnlichen Hauptschmuck. Daraus lässt sich die Meynung des Gori rechtfertigen, der (Mus.
Etrur. tab. 167.) eine Figur mit gleichem Puze, die sich auf einer Vase gemalt findet, eine Juno nennt. Hätte Haym dieses gewusst, er
hätte keine Bedenken getragen, den mit gleichem Schmuck gezierten Kopf der sich auf einer Münze von Argos (Haym Tes. Britan.
t. 1. p. 231.) geprägt findet, für die Juno anzunehmen. Eine Frau mit einem Gewände, und folglich in diesem Umstande unsrer Figur
ähnlich, gemalt auf einer zusammengewickelten Windel in einem der Gräber der alten Stadt Tarquinia, die in der Nachbarschaft
von Korneto entdeckt sind; diese Frau könte also dieselbe Gottheit vorstellen; oder auch die Ceres, deren verstümmelte Bildsäule in
den Trümmern ihres Tempels zu Eleusis, nach Pokocks (Descr. ofthe East. vol. 2. P. 2. p. 171.) Erzählung, einen zirkelförmigen zwey
Fuß hohen Zierrath aufdem Kopfe trägt. Was aufdem Kopfeiner andern weiblichen Gottheit aufeiner Münze (Spanheim de praest.
num. t. l.p. 104.) ein Getreidemaaßzu seyn scheint, wird vielleicht dasselbe πνλειον seyn. Ferner ist der Hauptschmuck unsrer Ceres
mit einem, wie es scheinet, Lorbeerkranze umwunden; und gleicht darin dem Schmuck der Juno bey dem kurz vorher angeführten
Dichter Alkman, obgleich bey diesem der das πνλεών umgebende Kranz von Blumen war. Wir bekommen also hieraus mehr Licht
für diese Stelle des Athenäus, die dessen Erklärer nicht recht verstanden haben.
II. Schwer ist die Bedeutung der beiden Basreliefs Nr. 19. und 20. Allein ich schmeichle mir, solte ich auch nicht den wahren Sinn
getroffen haben, mit Verzeihung, weil ich das zunächst wahre aufgefunden habe. Das erste Basrelief findet sich im Palast Albani zu
Rom; das andere in der Villa des Kardinal Alex. Albani; beide von zwey Grabkisten abgesägt. In beiden sieht man eine bärtige mit
dem halben Obertheil nackte Figur, auf einem Bette liegend, mit dem Ellbogen auf die Kopfküssen gestüzt, und in der Stellung die
sowol der Vers Ovids:
Etjacet in dextrum semisupina latus
anzeigt, als die griechische Redensart: wv αγκώνα ΰεΐναι (Eurip. Kykl. V. 560.), undόρθεΐσΰαι έπ αγκώνας (Homer II. κ. V. 80.),
imgleichen διαγχονίσαΰαι (Suidas: διαγκων). Auf demselben Bette sizt eine Frau, und hat die Füsse auf einem Schemel; in dem ersten
dieser Kunstwerke hebt sie sich noch mit der linken Hand den Schleyer vom Gesicht auf, und ihr zur Seite steht ein Pferd.
In der männlichen Figur dünkt es mich, eine Gottheit zu entdecken: an der Majestät des Gesichts, an dem Haupt- und Barthaar,
und an der Nacktheit nach Heldensitte, wie die Götter pflegten abgebildet zu werden. Dennoch fehlt dieser Figur jedes Attribut,
das uns eine Spur zur leichtern Erklärung geben könte. So fehlt es auch der weiblichen Gestalt an Abzeichen, woran sie könte erkant
werden, äusser dem Schemel, der bey fabelhaften Abbildungen fast immer eine Anzeige einer Gottheit ist. Auch könte man diesen
Rang der Figur schon aus dem genauen und ruhigen Umgänge mit der andern Figur schliessen, welcher sie völlig zu gleichem Range
Kommentare zu S. 150-292
171.13 gli elmi di Pallade in alcune gemme e medaglie: Einen Helmbusch aus Roßhaar trägt Athena auf vielen Darstellungen,
z.B. auf der in Komm, zu 171,13 erwähnten Gemme bei Maffei Taf. 7 oder auf der in Komm, zu 153,30 erwähnten Münze
bei de Wilde Nr. 65 Taf. 11.
171.14 mit Anm. 5 La veste sottile (Tunica intima): Bei Aulus Gellius (Gell. 10,5,20) heißt es, daß der Flamen Dialis
(Jupiterpriester) die „unmittelbar auf dem Leib getragene Tunika“ (tunica intima; eigentlich: „innerste Tunika“) nur an über-
dachten Orten ablegen durfte, damit Jupiter ihn nicht nackt sähe. W. benutzte die Gellius-Edition Auli Gellii Noctium
Atticarum libri XX [...] quos ad libros mss.tos novo et multo labore exegerunt, perpetuis notis et emendationibus illustraverunt
Johannes Fredericus et Jacobus Gronovii [...], Lugduni Batavorum 1706.
171,16-18 Eum tenuisglauco velabatamictu Carbasus: In der ,Aeneis“ (Verg. Aen. 8,33-34) heißt es: „Ihn [sc. den Flußgott
Tiberinus] hüllte ein blauschimmern des Gewand ein, aus feinem / Leinengewebe.“ Zu dieser Textpassage s. GK Materialien
Komm, zu 45,33.
171,19 mit Anm. 6 verde, siccome sogliono vestirsi ifiumi appresso ipoeti: Zu Stat. Theb. 9,351-352 s. GKKommentar zu
393,9.
Sechstes Kapitel.
Ceres.
I. Ceres auf einem Altar, der sich in der Villa des Kardinal Alex. Albani findet, und von mir schon Nr. 6. beygebracht worden, hält in
ihrer rechten Hand ihre gewöhnlichen Sinbilder, das heisst, die Kornähren und den Mohn; aber sie unterscheidet sich von andern ihres
Gleichen durch die Müze oder den Hut, den sie auf dem Kopf hat. Ein Hut solcher Art, glaub ich, ΙπεβΠυλεών: das Wort körnt von
Πύλη, [16] welches äusser seiner eigenthümlichen Bedeutung von Stadthor, auch einen Thurm, der die Stadtthore decket, bedeutete;
und dieser Hut oder, um mit den Alten zu reden, diese Krone ward von ihrer Gestalt so genant, da sie sich wie ein Thurm auf dem
Kopfe erhebt, und wird vom Pollux (Onomast. V. 86.) unter dem weiblichen Schmuck mitgezählt. Panphilus undAlkman, zwey der
ältesten Dichter, die Athenäus (Deipnos. XV p. 678. A.) anführt, behaupten, daß in Sparta das Bild der Juno mit dem Πνλεών zu
sehen war. Aber auch die Juno von Samos (Tristan Com. hist. t. 1. p. 737.), und die von Sardes auf den Münzen (Num. Mus. Pisan.
tab. 23. cf. tab. 47, 54.), tragen einen ähnlichen Hauptschmuck. Daraus lässt sich die Meynung des Gori rechtfertigen, der (Mus.
Etrur. tab. 167.) eine Figur mit gleichem Puze, die sich auf einer Vase gemalt findet, eine Juno nennt. Hätte Haym dieses gewusst, er
hätte keine Bedenken getragen, den mit gleichem Schmuck gezierten Kopf der sich auf einer Münze von Argos (Haym Tes. Britan.
t. 1. p. 231.) geprägt findet, für die Juno anzunehmen. Eine Frau mit einem Gewände, und folglich in diesem Umstande unsrer Figur
ähnlich, gemalt auf einer zusammengewickelten Windel in einem der Gräber der alten Stadt Tarquinia, die in der Nachbarschaft
von Korneto entdeckt sind; diese Frau könte also dieselbe Gottheit vorstellen; oder auch die Ceres, deren verstümmelte Bildsäule in
den Trümmern ihres Tempels zu Eleusis, nach Pokocks (Descr. ofthe East. vol. 2. P. 2. p. 171.) Erzählung, einen zirkelförmigen zwey
Fuß hohen Zierrath aufdem Kopfe trägt. Was aufdem Kopfeiner andern weiblichen Gottheit aufeiner Münze (Spanheim de praest.
num. t. l.p. 104.) ein Getreidemaaßzu seyn scheint, wird vielleicht dasselbe πνλειον seyn. Ferner ist der Hauptschmuck unsrer Ceres
mit einem, wie es scheinet, Lorbeerkranze umwunden; und gleicht darin dem Schmuck der Juno bey dem kurz vorher angeführten
Dichter Alkman, obgleich bey diesem der das πνλεών umgebende Kranz von Blumen war. Wir bekommen also hieraus mehr Licht
für diese Stelle des Athenäus, die dessen Erklärer nicht recht verstanden haben.
II. Schwer ist die Bedeutung der beiden Basreliefs Nr. 19. und 20. Allein ich schmeichle mir, solte ich auch nicht den wahren Sinn
getroffen haben, mit Verzeihung, weil ich das zunächst wahre aufgefunden habe. Das erste Basrelief findet sich im Palast Albani zu
Rom; das andere in der Villa des Kardinal Alex. Albani; beide von zwey Grabkisten abgesägt. In beiden sieht man eine bärtige mit
dem halben Obertheil nackte Figur, auf einem Bette liegend, mit dem Ellbogen auf die Kopfküssen gestüzt, und in der Stellung die
sowol der Vers Ovids:
Etjacet in dextrum semisupina latus
anzeigt, als die griechische Redensart: wv αγκώνα ΰεΐναι (Eurip. Kykl. V. 560.), undόρθεΐσΰαι έπ αγκώνας (Homer II. κ. V. 80.),
imgleichen διαγχονίσαΰαι (Suidas: διαγκων). Auf demselben Bette sizt eine Frau, und hat die Füsse auf einem Schemel; in dem ersten
dieser Kunstwerke hebt sie sich noch mit der linken Hand den Schleyer vom Gesicht auf, und ihr zur Seite steht ein Pferd.
In der männlichen Figur dünkt es mich, eine Gottheit zu entdecken: an der Majestät des Gesichts, an dem Haupt- und Barthaar,
und an der Nacktheit nach Heldensitte, wie die Götter pflegten abgebildet zu werden. Dennoch fehlt dieser Figur jedes Attribut,
das uns eine Spur zur leichtern Erklärung geben könte. So fehlt es auch der weiblichen Gestalt an Abzeichen, woran sie könte erkant
werden, äusser dem Schemel, der bey fabelhaften Abbildungen fast immer eine Anzeige einer Gottheit ist. Auch könte man diesen
Rang der Figur schon aus dem genauen und ruhigen Umgänge mit der andern Figur schliessen, welcher sie völlig zu gleichem Range