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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]; Balensiefen, Lilian [Mitarb.]
Schriften und Nachlaß (Band 6,2): Monumenti antichi inediti spiegati ed illustrati: Roma 1767; Kommentar — [Darmstadt]: von Zabern, 2014

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Volume Secondo: Parte seconda Mitologia storica. Sezione I. del Seculo anterirore alla Guerra di Troja. Kommentar
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https://doi.org/10.11588/diglit.58930#0434
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432

Kommentare zu S. 295-347

sie wieder auf die Frösche kommen, noch Plutarchus ihrer weiter erwähnt. Da nun auf diese Art jenes Gespräch unvollkommen bleibt,
wiewohl Plutarchus in seinem Traktat von den Antworten des delphischen Orakels die Allegorie der vorhin gedachten Symbole zu
erklären sucht (p. 712.); so stimme ich hierin dem gelehrten Borchart bey, welcher sagt, daß seine ganze Auslegung ein leeres Geschwätz
sey (Hieroz. P. 2. p. 671.). Uebrigens, um wieder auf das Vorige zurückzukommen, bin ich der Meinung, daß die Geschichte von
der Erhaltung des Cypselus durch die zerstückelte und unvollkommene Nachricht von den Fröschen ergänzt werden könne. Denn
unser Schrifisteller erzählt, daß unter den Vor-[17] sichtigkeits-Maaßregeln, welche Neptunus zur Erhaltung des Cypselus traf, auch
diese war, zu verhindern, daß das Weinen des Kindes von denen, die ihm den Tod zugedacht hatten, nicht gehört werde. Es ist daher
wahrscheinlich, daß die Tradition sagte, Neptunus habe die Frösche in den dem Meere nahe gelegenen Sümpfen so sehr schreyen las-
sen, daß dadurch jenes Winseln ganz erstickt wurde. Der Palmbaum, der vorzüglich in niedrigen und feuchten Oertern zu wachsen
pflegt, kann auf die Sümpfe selbst anspielen. Ich erinnere mich hier auch eines Frosches, der auf eine eherne Säule geschnitzt ist und
das Gelübde eines Wanderers vorstellt, den, als er vor Durst schon verschmachten wollte, das Gequäck der Frösche die benachbarten
Sümpfe entdecken ließ (Anthol. L. 6. c. 16. p. 437. I. 26.).

317,15 ilbassorilievo alNum. 92: MITextS. 316 Abb. 92; Sarkophag mit ungedeuteter Darstellung, Rom, Villa Pamfili.
H. 0,45 m L. 1,51 m. Erhalten ist nur noch die Vorderseite des Sarkophags. Die Seiten wurden zu einem unbekannten
Zeitpunkt abgesägt und sind verschollen. Um 150 n. Chr. W. deutete die Darstellung auf den weitgehend unbekannten, von
Hyginus (Hyg. fab. 187) überlieferten Mythos der Alope. Diesen referiert er korrekt und in aller Ausführlichkeit. Ihm war
bewußt, daß sich die Mittelszene des Sarkophags mit dem Paar auf dem Bett nicht auf diesen Mythos beziehen läßt und daß
sich die Szene am linken Bildrand nur mit Mühe mit dem Alope-Mythos in Verbindung bringen läßt. W. zufolge zeigt letztere
Szene nämlich, wie die Stute in Alope die Mutter des von ihr gesäugten Kindes erkennt; dieses Motiv findet sich jedoch in der
Erzählung des Hyginus nicht. W. mußte die Fabel auch weiter ausspinnen, um die beiden Jäger erklären zu können, die im
Wald auf die Alte stoßen. Aufgrund all dieser Unstimmigkeiten wird W.s Deutung heute von den meisten Forschern als nicht
überzeugend abgelehnt. Eine alternative Deutung liegt bislang allerdings nicht vor.
Bei W.: MI. S. 20, 123-127, 152 Abb. 92 (MITextS. 170, 316-321, 359); Br. II Nr. 594 S. 347.
Lit.: Calza, Doria Pamphilj S. 170-171 Nr. 198 Taf. 121-122; LIMC I (1981) S. 573 Nr. 2 Taf. 432 s.v. Alope (Uta Kron); Carl Robert, ASRIII,3, Berlin
1919 S. 525-528 Nr. 436 Taf. 141; Maurice L Shapiro, Renaissance or Neo-Classic? A Forgery after the Antique reconsidered, in: The Art Bulletin 44,
1962 S. 131—135 Abb. 6; Matz — Duhn, Bildwerke II S. 252—255 Nr. 2888.


317,18 mit Anm. 1 la parte laterale di trefigure: Lorenz Beger (Spicilegium antiquitatis
sive variarum ex antiquitate elegantiarum vel novis luminibus illustratarum [...] fasciculi,
exhibente L. Begero, Coloniae Brandenburgicae 1692 S.151) bildet die Schmalseite des
Sarkophags ab. Darauf reichen sich ein alter Mann und ein junger Krieger die Hand. In
der Mitte hinter ihnen steht frontal eine Frau mit erhobener Hand. Beger deutete die
Szene als „Romuli et Tatii foedus, concordiam conciliante Hersilia“ („Das Bündnis zwi-
schen Romulus undTatius, wobei Hersilia die Eintracht stiftet“). Heute würde man in der
Szene den Abschied eines in den Krieg ziehenden jungen Mannes (,Kriegers Abschied1)
erkennen. Daß es sich um die eine Nebenseite des Sarkophags in der Villa Doria Pamphili


(s. MI TextS. 316 Abb. 92 mit Komm, zu 317,15) handelt, wissen wir nur aus alten
Zeichnungen im Codex Coburgensis; denn heute sind die offenbar abgesägten Nebenseiten ver-
schollen (s. Calza, Doria Pamphilj S. 171). Da W nur die Vorderseite des Sarkophags abzeichnen
ließ, werden die Nebenseiten schon zu seiner Zeit verloren gewesen sein. Er wußte vermutlich aus
den in Kardinal Albanis Besitz befindlichen Dal Pozzo-Zeichnungen von ihnen.
317,19 (oltreche sono scorretti ...): Der wohl auffallendste Fehler in dem bei Lorenz Beger
(Spicilegium antiquitatis sive variarum ex antiquitate elegantiarum vel novis luminibus illustra-
tarum [...] fasciculi, exhibente L. Begero, Coloniae Brandenburgicae 1692 S.143) abgebildeten
Stich ist das Fehlen des Säuglings im Arm der Frau neben dem sitzenden Herrscher.
317,19 laparte destra del marmo: Es fehlt der linke Teil der Reliefdarstellung bei Beger. In
diesem Kapitel verwechselt’ W. 1. und r. durchgehend; anscheinend lag ihm eine seitenverkehrte
Vorzeichnung für den Stich vor.
317,21 mit Anm. 2 Cefalo e Procride: Lorenz Beger bildet die beiden Mittelszenen mit dem

Thronenden und dem Paar auf einer Bank ab sowie darunter die rechte Szene mit den beiden Jägern vor der auf dem Boden
sitzenden Alten, s. Komm, zu 317,19 mit Abb. Er betitelt den Stich mit „Cephalus et Procris“ („Kephalos und Prokris“). W.

referiert den Mythos in MITextS. 320 im Anschluß an seine eigene Interpretation des Reliefs.
 
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