Parte seconda [:] Mitologia storica Sezione II. Della Guerra di Troja · Kommentar
569
Bei W.: Br. II S. 105-106 Nr. 376.
Lit.: Mansuelli II S. 154-155 Nr. IV Abb. III; Cecchi - Gasparri, Villa Medicis IV S. 304-305 Nr. 550; LIMC I (1981) S. 293 Nr. 45 und S. 296 s.
v. Aglauros, Herse, Pandrosos (Uta Kron); LIMC III (1986) S. 196 Nr. 23 Taf. 153 s. v Charis, Charites (Evelyn B. Harrison); Evelyn B. Harrison, Al-
kamenes’ Sculptures for the Hephaisteion, in: American Journal of Archaeology 81, 1977 S. 265-287; Friedrich Hauser, Disiecta membra neuattischer
Reliefs, in: ÖJh 6, 1903 S. 79—107; Brunn — Bruckmann Nr. 599.
430,27 comegiä dissi: MI TextS. 427,19-26.
430,32-33 mit Anm. 1 Clitennestra, la quäle celebrava... Γanniversario: In der „Elektra” des Sophokles (Soph. El. 277-281)
berichtet Elektra über ihre Mutter: άλλ ώσπερ έγγελώσα τοΐς ποιουμένοις, / τηροϋσ’ εκείνην ημέραν, έν ή τότε / πατέρα
τον άμόν έκ δόλου κατέκτανεν, / ταύτη χορούς ϊστησι καί μηλοσφαγεΐ/ θεοΐσιν έ'μμην’ ιερά τοΐς σωτηρίοις. „Nein, wie
zum Hohne über all das, was geschah, / begeht sie jenen Tag, an welchem damals sie / mit Arglist unsren Vater hingemordet
hat! / Dann läßt sie Reigen tanzen, und allmonatlich / bringt sie Schafopfer für den Schutz der Götter dar.“ (Übers.: Wilhelm
Willige, Karl Bayer).
[73] Dreyßigstes Kapitel.
Orestes im taurischen Chersonesus.
Das unter Nr. 149. aufgeführte wegen seiner großen Länge in zwey Theile getheilte Basrelief befindet sich in Einem Stücke in Rom
an einem Sarkophag im Hause Accoramboni. Der Inhalt desselben ist Orestes im taurischen Chersonesus,
... Agamemnonius scenis agitatus Orestes;
Virgil. Aen. IV. v. 471.
und kann als ein kurzer Abriß der beyden Trauerspiele des Euripides, Orestes und die taurische Diana betitelt, betrachtet werden.
Man unterscheidet darin drey verschiedene Vorstellungen, von denen die Erste in der Mitte stehen bleibt.
Man erblickt daselbst eine Furie, welche in der rechten Hand eine Peitsche, in der Linken aber eine brennende, mit einer Schlange
umwundene (Euripid. Orest. v. 256.), Fackel hält, womit sie den Orestes peinigt, der auf der Erde liegt und von dem Wahnsinn
ergriffen ist, der ihm den Verstand raubte, als er sich mit einem Schwerdtstreiche das Leben zu nehmen trachtete (Ibid. v. HOL).
Sein Freund Pylades steht neben ihm, und hilft ihm von der Erde aufstehen, da er ihn im Begriffesieht, das Schwerdtgegen sich selbst
zu kehren. Hierin geht unser Marmorwerk vom Euripides ab, welcher nemlich diesen Liebesdienst der Electra, des Orestes Schwester,
beylegt (Ibid. v. 223.), während Pylades den Beschluß des Volkes in Argos in Betreffe seines Schicksals mit anhörte.
Der Verfertiger des gegenwärtigen Kunstwerkes scheint es mit der Parthey derjenigen Dichter gehalten zu haben, welche nur eine
einzige Furie annahmen (Plutarch. de sera. num. vindict. p. 564. F.) und zu welchen auch Eratosthenes gehört zu haben scheint
(SchoHast. Nicand. Theriac. v. 400.); in Ansehung der Vorstellung dieser Furie aber ist er den ältesten Künstlern gefolgt, welche
dieselben nicht so schrecklich abbildeten (Pausan. L.l. p. 68. I. 34.). Das niedrige Behältniß, in welchem die Furie hier steht, könnte
man für einen ihr geweihten Ort oder für eine Art von offenem Tempel ohne Dach halten; so wie auch die Altäre der Furien in ihren
Hainen an einem offenen Orte waren (Id. L. 2. p. 136. I. 26.).
Die zwey te Vorstellung rechter Hand, die man auch auf einigen geschnittenen Steinen (Descript. des pierr. grav. du Cab. de Stosch.
p. 357. n. 203.) ferner auf einem alten Gemählde im herculanischen Museum (Pitt. Ercol. T. 1. tav. 12.) und endlich noch auf
dem Bruchstück eines Basreliefs von vorzüglicher Arbeit in der Villa des Kardinals Alexander Albani findet, zeigt die Ankunft des
Orestes und seines Freundes Pylades im taurischen Chersonesus, um das Bild der taurischen Diana zu holen, welches sich auf unserm
Marmorwerke von andern Bildnissen dieser Göttin durch den Stierkopf (taurus), der an einem Baume hängt, unterscheidet, eine
alte Gewohnheit, besonders der Jäger, welche ihr zu Ehren die Köpfe und Klauen der von ihnen getödteten wilden Thiere aufhingen
(Diodor. Sicul. I. 4. p. 229. I. 31. Schol. Aristophan. Plut. v. 944. Propert. L. 2. el. 15. v. 19. Suid. v. Προσπατ. Apulej. Florid.
L. 1. p. 758. Stat. Theb. L. 9. v. 589.).
Von diesem Götterbilde hing, einem Ausspruche des Orakels zufolge, die Heilung des Orestes ab. Nachdem er aber kaum ans Land
gestiegen war, ward er mit seinem Freunde hingeführt, um der Diana geopfert zu werden; denn alle Fremden, die hier landeten, wur-
den als Schlachtopfer für diese Göttin betrachtet. Daher erscheinen sie Beyde aufunserm Marmorwerke in Fesseln, wie sie von einem
Trabanten des Königs zum Altar geführt werden. Die Priesterin dieser grausamen Gottheit war Iphigenia, des Orestes Schwester, welche
von der Diana in dem Augenblicke dahin versetzt worden war, da sie in Aulis geopfert werden sollte. Sie ist auf unserm Marmorwerke
diejenige Figur, welche in der linken Hand ein Schwerdt in der Scheide hält. Diese Priesterin hörte, daß die beyden zum Tode be-
stimmten Schlachtopfer Griechen seyen; wußte aber nicht, daß das Eine ihr Bruder Orestes sey, indem derselbe durchaus nicht seinen
Namen angeben wollte. Sie schob indessen ihre heilige Verrichtung auf, um Einen der beyden Fremdlinge nach Argos zu schicken
und dem Orestes Nachricht von ihrer Lage zu geben, während der Andere als Geisel zurück bleiben sollte. Indem nun Iphigenia den
Brief, den sie nach Argos senden wollte und der von dem Künstler auf unserm Marmorwerke durch das am Baume liegende Täfelchen
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Bei W.: Br. II S. 105-106 Nr. 376.
Lit.: Mansuelli II S. 154-155 Nr. IV Abb. III; Cecchi - Gasparri, Villa Medicis IV S. 304-305 Nr. 550; LIMC I (1981) S. 293 Nr. 45 und S. 296 s.
v. Aglauros, Herse, Pandrosos (Uta Kron); LIMC III (1986) S. 196 Nr. 23 Taf. 153 s. v Charis, Charites (Evelyn B. Harrison); Evelyn B. Harrison, Al-
kamenes’ Sculptures for the Hephaisteion, in: American Journal of Archaeology 81, 1977 S. 265-287; Friedrich Hauser, Disiecta membra neuattischer
Reliefs, in: ÖJh 6, 1903 S. 79—107; Brunn — Bruckmann Nr. 599.
430,27 comegiä dissi: MI TextS. 427,19-26.
430,32-33 mit Anm. 1 Clitennestra, la quäle celebrava... Γanniversario: In der „Elektra” des Sophokles (Soph. El. 277-281)
berichtet Elektra über ihre Mutter: άλλ ώσπερ έγγελώσα τοΐς ποιουμένοις, / τηροϋσ’ εκείνην ημέραν, έν ή τότε / πατέρα
τον άμόν έκ δόλου κατέκτανεν, / ταύτη χορούς ϊστησι καί μηλοσφαγεΐ/ θεοΐσιν έ'μμην’ ιερά τοΐς σωτηρίοις. „Nein, wie
zum Hohne über all das, was geschah, / begeht sie jenen Tag, an welchem damals sie / mit Arglist unsren Vater hingemordet
hat! / Dann läßt sie Reigen tanzen, und allmonatlich / bringt sie Schafopfer für den Schutz der Götter dar.“ (Übers.: Wilhelm
Willige, Karl Bayer).
[73] Dreyßigstes Kapitel.
Orestes im taurischen Chersonesus.
Das unter Nr. 149. aufgeführte wegen seiner großen Länge in zwey Theile getheilte Basrelief befindet sich in Einem Stücke in Rom
an einem Sarkophag im Hause Accoramboni. Der Inhalt desselben ist Orestes im taurischen Chersonesus,
... Agamemnonius scenis agitatus Orestes;
Virgil. Aen. IV. v. 471.
und kann als ein kurzer Abriß der beyden Trauerspiele des Euripides, Orestes und die taurische Diana betitelt, betrachtet werden.
Man unterscheidet darin drey verschiedene Vorstellungen, von denen die Erste in der Mitte stehen bleibt.
Man erblickt daselbst eine Furie, welche in der rechten Hand eine Peitsche, in der Linken aber eine brennende, mit einer Schlange
umwundene (Euripid. Orest. v. 256.), Fackel hält, womit sie den Orestes peinigt, der auf der Erde liegt und von dem Wahnsinn
ergriffen ist, der ihm den Verstand raubte, als er sich mit einem Schwerdtstreiche das Leben zu nehmen trachtete (Ibid. v. HOL).
Sein Freund Pylades steht neben ihm, und hilft ihm von der Erde aufstehen, da er ihn im Begriffesieht, das Schwerdtgegen sich selbst
zu kehren. Hierin geht unser Marmorwerk vom Euripides ab, welcher nemlich diesen Liebesdienst der Electra, des Orestes Schwester,
beylegt (Ibid. v. 223.), während Pylades den Beschluß des Volkes in Argos in Betreffe seines Schicksals mit anhörte.
Der Verfertiger des gegenwärtigen Kunstwerkes scheint es mit der Parthey derjenigen Dichter gehalten zu haben, welche nur eine
einzige Furie annahmen (Plutarch. de sera. num. vindict. p. 564. F.) und zu welchen auch Eratosthenes gehört zu haben scheint
(SchoHast. Nicand. Theriac. v. 400.); in Ansehung der Vorstellung dieser Furie aber ist er den ältesten Künstlern gefolgt, welche
dieselben nicht so schrecklich abbildeten (Pausan. L.l. p. 68. I. 34.). Das niedrige Behältniß, in welchem die Furie hier steht, könnte
man für einen ihr geweihten Ort oder für eine Art von offenem Tempel ohne Dach halten; so wie auch die Altäre der Furien in ihren
Hainen an einem offenen Orte waren (Id. L. 2. p. 136. I. 26.).
Die zwey te Vorstellung rechter Hand, die man auch auf einigen geschnittenen Steinen (Descript. des pierr. grav. du Cab. de Stosch.
p. 357. n. 203.) ferner auf einem alten Gemählde im herculanischen Museum (Pitt. Ercol. T. 1. tav. 12.) und endlich noch auf
dem Bruchstück eines Basreliefs von vorzüglicher Arbeit in der Villa des Kardinals Alexander Albani findet, zeigt die Ankunft des
Orestes und seines Freundes Pylades im taurischen Chersonesus, um das Bild der taurischen Diana zu holen, welches sich auf unserm
Marmorwerke von andern Bildnissen dieser Göttin durch den Stierkopf (taurus), der an einem Baume hängt, unterscheidet, eine
alte Gewohnheit, besonders der Jäger, welche ihr zu Ehren die Köpfe und Klauen der von ihnen getödteten wilden Thiere aufhingen
(Diodor. Sicul. I. 4. p. 229. I. 31. Schol. Aristophan. Plut. v. 944. Propert. L. 2. el. 15. v. 19. Suid. v. Προσπατ. Apulej. Florid.
L. 1. p. 758. Stat. Theb. L. 9. v. 589.).
Von diesem Götterbilde hing, einem Ausspruche des Orakels zufolge, die Heilung des Orestes ab. Nachdem er aber kaum ans Land
gestiegen war, ward er mit seinem Freunde hingeführt, um der Diana geopfert zu werden; denn alle Fremden, die hier landeten, wur-
den als Schlachtopfer für diese Göttin betrachtet. Daher erscheinen sie Beyde aufunserm Marmorwerke in Fesseln, wie sie von einem
Trabanten des Königs zum Altar geführt werden. Die Priesterin dieser grausamen Gottheit war Iphigenia, des Orestes Schwester, welche
von der Diana in dem Augenblicke dahin versetzt worden war, da sie in Aulis geopfert werden sollte. Sie ist auf unserm Marmorwerke
diejenige Figur, welche in der linken Hand ein Schwerdt in der Scheide hält. Diese Priesterin hörte, daß die beyden zum Tode be-
stimmten Schlachtopfer Griechen seyen; wußte aber nicht, daß das Eine ihr Bruder Orestes sey, indem derselbe durchaus nicht seinen
Namen angeben wollte. Sie schob indessen ihre heilige Verrichtung auf, um Einen der beyden Fremdlinge nach Argos zu schicken
und dem Orestes Nachricht von ihrer Lage zu geben, während der Andere als Geisel zurück bleiben sollte. Indem nun Iphigenia den
Brief, den sie nach Argos senden wollte und der von dem Künstler auf unserm Marmorwerke durch das am Baume liegende Täfelchen