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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]; Balensiefen, Lilian [Contr.]
Schriften und Nachlaß (Band 6,2): Monumenti antichi inediti spiegati ed illustrati: Roma 1767; Kommentar — [Darmstadt]: von Zabern, 2014

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Volume Primo: A sua Emmineza, Indicazione. Prefazione, Trattato preliminare. Kommentar
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https://doi.org/10.11588/diglit.58930#0056
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Kommentare zu S. 1-132

derselben gehörig zu unterrichten; überlasse ich mich im Uebrigen den geneigten Gesinnungen Derjenigen, welche einsehen können,
daß man mit so vielen Materialien eine noch einmal so große Fabrik hätte anlegen können, wenn ich die Gelehrsamkeit nicht
mit den Fingern, sondern wie man zu sagen pflegt, mit Scheffeln hätte ausstreuen wollen. Es könnte daher vielleicht gerade die
Präcision dieser meiner Arbeit, die ich bloß unternommen habe, um die alten, entweder bisher noch nicht herausgegebenen, oder
wenig bekannten und bis jetzt dunkeln, Kunstwerke zu erklären, einigen Werth geben.
Ich kann am Ende dieser Vorrede nicht umhin, meine Leser vor der ungetreuen Auslegung meiner im Deutschen in der Geschichte
der Kunst des Alterthums geäußerten Gedanken, die man neuerlich ins Französische übersetzt hat, zu warnen, besonders in Ansehung
der Geschicklichkeit und der Talente, welche die heutigen Nationen für die Kunst selbst bis jetzt gehabt haben und noch haben. Diese
Untreue in der Uebersetzung werden Diejenigen, welche beyde Sprachen verstehen, leicht finden können. Wenn daher in dem gegen-
wärtigen Werke einige Ausdrücke vorkommen sollten, die man, entweder weil man sich nicht Mühe genug gegeben, meine Gedanken
zu verstehen, oder aus Bosheit so aus legen könnte, als wollte ich Einige von den heutigen Nationen dadurch beleidigen; so können meine
Leser versichert seyn, daß meine gebrauchten Ausdrücke ganz etwas Anderes bedeuten, da sie bloß zur Absicht haben, zu unterrichten.
15,12-13 il Boissardo e ’l Bellori ... com’ anche il Montfaucon: W. bezieht sich auf das Werk von Jean Jacques Boissard
[1528-1602], Romanaeurbis topographiaeet antiquitatum [...] partessex, Frankfurt 1597-1602. Zu Boissards. VilleePalazzi
di Roma Komm, zu 25,32-26,5. Die zahlreichen Werke Giovanni Pietro Beiloris (1615-1696) können hier nicht aufgezählt
werden. An dritter Stelle nimmt W. auf das große Werk von Bernard de Montfaucon (1655-1741) Montfaucon I-XV und
dessen Supplemente (Montfaucon, Supplement I-V) Bezug.
Lit. zu Boissard: Christian Callmer, Un manuscrit de Jean-Jacques Boissard ä la Bibliotheque Royale de Stockholm, in: Opuscula Romana 4, 1962 S.
47-59; Jean-Claude Margolin, Promenades archeologiques au XVIe siede. La Rome de Germain Audebert et celle de Jean-Jacques Boissard, in: Caesaro-
donum. Bulletin de l’Institut d’Etudes Latines et du Centre de Recherches A. Piganiol 18, 1983 S. 195-229; Doris Marth, Jean Jacques Boissard und die
Überlieferung norischer Inschriften, in: Grazer Beiträge. Zeitschrift für die klassische Altertumswissenschaft 22, 1998 S. 215—224. — Zu Montfaucon: s.
Herkulanische Schriften I Komm, zu 121,26; GKKommentar zu XXI,10-11. - Zu Bellori: Der Archäologe, Graphische Bildnisse aus dem Porträtarchiv
Diepenbroick, Ausst.-Kat. Münster, Hannover, Berlin, Münster 1983 S. 181 Nr. 40; Elena Vaiani, Le antichitä di Giovan Pietro Bellori. Storia e fortuna
di una collezione, in: Annali della Scuola Normale e Superiore di Pisa 4,7, 2002 S. 85-152; s. auch GKKommentar zu 532,22.
15,35-36 di questa sorta ... Io sposalizio di Peleo e di Tetide ... lafavola di Protesilao e di Laodamia ... e la morte d’
Agamemnone: Der Sarkophag mit der Darstellung der Hochzeit von Peleus und Thetis, Rom, Villa Albani Inv. 131 (GK
DenkmälerUr. 971), ist in MI TextS. 360 Abb. 111 abgebildet. Montfaucon hatte die Szene in Anlehnung an Bellori als jung
verstorbenes Brautpaar gedeutet. Der in MI TextS. 376 Abb. 123 abgebildete Sarkophag mit dem Tod des Protesilaos, Rom,
Vatikanische Museen, Galleria dei Candelabri Nr. II 72 (Inv. 2465; GKDenkmäler Ur. 974), war bereits von Bellori und Beger
besprochen worden. Diese hatten zwar erkannt, daß eine Unterweltsszene dargestellt ist, hatten den Protagonisten jedoch nicht
als Protesilaos identifiziert. Der in MITextS. 420 Abb. 148 abgebildete Sarkophag, Rom, Vatikanische Museen Inv. 2513,
ehemals Rom, S. Maria in Aracoeli {GK DenkmälerUr. 969b), schildert entgegen W. zwar nicht die Ermordung Agamemnons,
sondern die des Aigisthos durch Orest, doch sind sich die beiden im Königshaus in Mykene abspielenden Mordszenen so
ähnlich, daß W.s Interpretation annähernd korrekt ist. Bartoli, AdmirandaTaf. 52, und Montfaucon, Supplement IVTaf. 15,
hatten den Sarkophag bereits abgebildet und beschrieben, jedoch keine mythologische Interpretation vorgeschlagen.

16 Kupferstich: Der Stich steht im Original zwischen der Anzeige der Kupferstiche und dem Vorwort (zwischen S. XIV und
XV). Zur Statuengruppe, der sog. Ildefonsogruppe, s. Komm, zu 9,18.

17,11 ilmonumento sepolcrale delgladiatoreBatone: MITextS. 520 Abb. 199; Grabaltar des Gladiators Bato, Rom, Palazzo
Doria Pamphili {GK DenkmälerUr. 933); dazu s. auch MIS. 260 {MITextS. 519-521) und Komm, zu 519,23.
17,16-33 il metodo ehe ho tenuto nello spiegare i monumenti: Zu der im folgenden von W. geschilderten
hermeneutischen Methode und ihren Maximen s. Käfer, Hermeneutik S. 68.
17,34-35 mit Anm. 1 unafigura donnesca e replicata in diverse gemme: W. verweist auf Description
S. 310; er bezieht sich auf seine Ausführungen zu der modernen Glaspaste Description Nr. II 1864. Das
abgeformte Original ist die Kornalin-Gemme London, British Museum, ehemals Sammlung Strozzi,
dann Sammlung Blacas. Als Vergleichsstück benennt W. in Description S. 310-311 die Sardonyx-
Gemme Wien, Kunsthistorisches Museum Inv. IX B 696, ehemals Florenz, Sammlung Kaiser Franz
I. (1708-1765, Kaiser seit 1745), der seit 1737 Großherzog der Toskana war. H. 1,77 cm, B. 1,09 cm.
Mitte des 1. Jhs.v.Chr Entgegen W.s Ansicht wird der Pfeiler, vor dem die Frau steht, heute nicht mehr
als Grabmal gedeutet; es gibt nämlich mehrere Repliken der Darstellung (s. Zwierlein-Diehl, AGD II
S. 150 Nr. 386), die mit Ausnahme derjenigen in London alle einen Wasserspeier am vermeintlichen
 
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