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man den ganzen Verlaus der Zeiten in Betracht zieht, auch
für den Namen „Philosophie" zu gelten, daß der Gemeinsam-
keit des Wortes keine Einhcitlichkeit des begrisslich zu bestimmen-
den Wesens entspricht. Beschränkt man sich aus kürzere Zeit-
ränme oder auf einzelne Culturkreise, so wird man vielleicht in
jedem derselben einen constanten Sinn mit dem Namen der
Philosophie verbunden sinden: allein derselbe hört zu gelten aus,
sobald man das Wort durch die ganze Geschichte hindurch in
seiner Anwendung verfolgt.

Dies Resultat der htstorischen Vetrachtung sieht nun srei-
lich äußerst bedenklich aus: denn bliebe es ohne Ergänzung, so
würde dadurch eine allgemeine Geschichte der Philosophie sinnlos
werden. Sie hätte dann gerade so viel Werth, wie etwa wenn
es Jemandem einsallen wollte (um aus den obigen Vergleich
zurückzukommen), eine Geschichte aller der Menschen zn schreiben,
welche Paul geheißen häben. Hieraus erklärt es sich, daß
gerade denjenigen „Selbstdenkern", welche einen eigenen, schars
bestimmten Begriff der Philosophie aufgestellt haben, wie etwa
Kant nud Herbart, die übliche Geschichte der Philosophie, die
ihnen so viel Unverwandtes bieten mußte, sern und nnsympathisch
geblicben ist, während andererseits bekanntermaßen die Zeiten
des Eclecticismns, der da nie recht weiß, was er eigentlich
Philosophie nennen soll, stets auch diejenigen der historischen
Beschästigung mit der Philosophie gewesen sind. Soll äber die
letztere doch einen vernünstigen Sinn behalten, obwol sie keinen
allgemeinen Begrisf der Philosophie auszuweisen vermag, so
setzt das voraus, daß der Wechsel, welchen der Name „Philo-
sophie" im Lause der Jahrhunderte erfahren hat, nicht bloße
Willkür und Zusälligkeit bedeutet, sondern selbst einen vernüns-
tigen Sinn und einen eigenthümlichen Werth hat. Wenn trotz
aller Wunderlichkeit individueller Digressionen die Geschichte des
Namens „Philosophie" der Ausdruck einer in dem Zusammen-
 
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